A Night At The Opera brachte Queen den Durchbruch beim Publikum. Klanglich war es eher mittelmäßig. Die aktuelle remasterte LP-Version macht vieles besser.
Wie entstand A Night At The Opera von Queen?
A Night at the Opera ist das vierte Studioalbum von Queen. Es erschien im November 1975 und brachte Queen endlich auch den kommerziellen Durchbruch. Denn obwohl sie zu dem Zeitpunkt bereits mit Killer Queen vom Vorgängeralbum Sheer Heart Attack einen echten Hit gelandet hatten, erhielten sie bis dato kaum Geld aus den Plattenverkäufen, da eine Produktionsfirma alle Rechte besaß.
Mit neuem Management und ausgestattet mit einem neuen Vertrag machte sich die Band gemeinsam mit dem Produzenten Roy Thomas Baker ans Werk und scheute dabei weder Kosten noch Mühen. Das Album wurde in sieben verschiedenen Studios im Zeitraum von August bis November 1975 aufgenommen. Dabei nutzten sie die Möglichkeiten des 24-Spur-Multitrackings bis zum Exzess aus. A Night At The Opera strotzt nur so vor Overdubs und gedoppelten und gedripleten Spuren. Zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung galt das Album als das teuerste, das jemals aufgenommen wurde.


Welche Versionen von A Night At The Opera vergleichen wir?
Pressung 1: Hier haben wir es mit einer holländischen Erstpressung aus dem Jahr 1975 zu tun. Die Platte besitzt das originale Gatefold-Cover, das jedoch ganz ohne Prägung daherkommt. Im Innern gab es ursprünglich mal eine bedruckte Innenhülle, die jedoch die Wirren der Zeit nicht überdauert hat. Das 134g schwere Vinyl wurde bei EMI in Holland gepresst.
Pressung 2: Das Reissue aus dem Jahr 2015, das so aktuell noch im Handel ist, erhielt einen Prägedruck für das Cover spendiert. Außerdem wurde die bedruckte Innenhülle mitgeliefert plus eine gefütterte Innenhülle für das 216g schwere Vinyl. Das Album wurde von Miles Showell in den Abbey Road Studios im Half Speed Mastering Verfahren remastert – in aller Regel verwendet er dazu ein digitales File, selbst wenn das analoge Master vorhanden ist.
Weitere Alben, die Miles Showell remastert hat
Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der 1975er- und der 2015er-Pressung?

Das Wellenform-Diagramm für Death On Two Legs zeigt kaum Unterschiede zwischen den beiden Versionen. Beide sind deutlich komprimiert und limitiert, wie dies bei harten Rockstücken üblich ist. Der Maximalpegel liegt bei der 1975er etwas höher als bei der 2015er. Der Verlauf der Pegelspitzen deutet aber auf analoge Kompression hin, da die Länge der Ausschläge leicht unregelmäßig ist.

Auch das Diagramm für The Prophet’s Song weist in beiden Fällen dieselbe Charakteristik auf. Nebenbei: Einzelne besonders lange Ausschläge lassen sich auf Knackser auf der Platte zurückführen.

Bohemian Rhapsody weist einen beachtlichen Dynamikumfang auf. Mehrere betont leise Passagen wechseln sich mit krachenden Rockstrecken ab. Beides wird in beiden Fällen ganz ähnlich wiedergegeben. So muss es auch sein.
Wie unterscheidet sich die Loudness der 1975er- und der 2015er-Pressung?


Bei der Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter lässt sich die Lautheit eines Tonsignals über die gesamte Dauer ermitteln. Dabei wird der Pegel in Relation zu den jeweiligen Frequenzbereichen bewertet. Für die Seite 1 von A Night At The Opera stellten wir für die Erstpressung aus 1975 einen Wert von -18,1 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale) fest, für die 2015er waren es -19,0 LUFS integrated. Die 1975er ist demnach über die gesamte Länge der Seite 1 um etwa 0,9 dB lauter. Derr leicht größere Dynamikumfang des Reissues lässt sich an den breiteren Korridoren im unteren Teil des Diagramms ablesen.


Das Ergebnis der Loudness-Messung für die Seite 2 überrascht mit umgekehrten Werten. In diesem Fall maßen wir -21,2 LUFS integrated für die 1975er und -20,6 LUFS integrated für die 2015er. Das bedeutet: Die 2015er ist um 0,6 dB lauter als das Original. Der Unterschied ist zwar nicht riesig, aber doch messbar.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der 1975er- und der 2015er-Pressung?

Das Frequenz-Spektrogramm für Death On Two Legs fördert keine großen Unterschiede zutage. Der leicht höhere Pegel der 1975er sorgt für geringfügig stärkere Ausschläge im Spektrogramm. Das war es aber auch schon.

Auch im Spektrogramm für The Prophet’s Song gleichen sich die Schaubilder auf den ersten Blick wie Zwillinge. Wer genau hinsieht, entdeckt jedoch durchaus Abweichungen. Beispielsweise am Anfang (weiße Pfeile) und Ende des Songs (blaue Pfeile). Der hellgelbe Hintergrund im Schaubild für die 1975er stammt jedoch nicht von einem Unterschied im Master, sondern hat seine Ursache im Alter der Platte. Hier knistert und knackst es ganz ordentlich, zumindest bei der 1975er, was im Diagramm zu dem gelben Schleier führt.

Auch im Spektrogramm für Bohemian Rhapsody finden sich derlei Hintergrundgeräusche. Im Bereich der Pfeile („Nothing really matters …“) knistert die Platte wieder. In lauteren Passagen überdeckt die Musik die Knackser.

Im Spektrogramm mit logarithmischer Skalierung fällt der Geräuschteppich im Hintergrund ebenfalls auf. Beispielsweise am oberen Rand der Grafik und in allen ruhigeren Passagen, wo bei der 1975er statt grünem Hintergrund ein gelber Schleier auftaucht. Doch das Spektrogramm für Bohemian Rhapsody in der Pressung von 2015 zeigt auch größere violette Flächen im Bass und den unteren Mitten. Demnach hat die 2015er gegenüber der 1975er Vorteile im Bass.
Wie gut klingt die 1975er-Pressung von A Night At The Opera?
Unsere holländische Erstpressung von A Night At The Opera hält nicht, was viele Erstpressungen versprechen. Sie klingt insgesamt zu hell und bei großen Lautstärken fast ein wenig unangenehm. Der Klang wirkt so, als wäre er auf maximale Durchsetzungsfähigkeit im Radio und auf schlechten Plattenspielern getrimmt worden. Auf einem modernen System abgespielt, tönen die oberen Mitten spitz, der Hall scheppert zu hart und die Chöre schneiden ins Trommelfell. UKW-Radio in den 70er Jahren konnte allzu hohe Frequenzen nicht gut wiedergeben. Derartiger EQ-Einsatz sollte wohl einem dumpfen Klangeindruck entgegen wirken.
Wie gut klingt die 2015er-Pressung von A Night At The Opera?
Die Wiederauflage aus dem Jahr 2015 wurde sehr sorgfältig von Miles Showell remastert. Im Vergleich zur Pressung aus dem Jahr 1975 wirkt sie runder in den oberen Mitten. Freddie Mercurys Stimme klingt dadurch kein bisschen dumpf sondern eher „richtig“. Dazu kommt, dass die Vorteile im Bass deutlich hörbar sind. Die zusätzlichen Muskeln wurden dabei genau an die richtigen Stellen gepackt, so dass die druckvolle Passagen mit noch mehr Schmackes aus den Boxen kommen. Nicht alles, was Miles Showell im Half Speed Mastering neu bearbeitet hat, klingt besser als das Original. In diesem Fall ist es ihm gelungen.
Titelliste
Side 1
- Death On Two Legs
- Lazing On A Sunday Afternoon
- I’m In Love With My Car
- You’re My Best Friend
- ‘39
- Sweet Lady
- Seaside Rendevouz
Side 2
- The Prophet’s Song
- Love Of My Life
- Good Company
- Bohemian Rhapsody
- God Save The Queen














Interpret | Queen | |
Titel | A Night At The Opera | |
Label | EMI | Virgin EMI Records |
Katalognummer | 5C 062-97176 | 4720269 |
Veröffentlicht | 1975 | 2015 |
Format | 1×12“ | 1×12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Gatefold | Gatefold |
Beigaben | Bedruckte Innenhüllen | Bedruckte Innenhüllen |
Lackschnitt | Chris Blair | Miles Showell |
Presswerk | EMI Bovema | Optimal Media |
Matrix-Runout | YAX 5063 Blairs YAX 5064 | BJ88194-01 A1 TIS 4720269 MILES. ABBEY ROAD ½ SPEED. ROOM 30. BJ88194-01 B1 ⊥I↾ 4720269 MILES. ABBEY ROAD ½ SPEED. ROOM 30. |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Niederlande | Deutschland |
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