Aja von Steely Dan ist eines der bestklingenden Alben der Geschichte. Das aktuelle Reissue aus der Back To Black Serie klingt aber hörbar anders.
Wie entstand Aja von Steely Dan?
Aja ist das sechste Studioalbum der US-Band Steely Dan. Es erschien im September 1977 und wurde sehr aufwendig mit einer rekordverdächtigen Zahl an Studiomusikern aufgenommen. Neben Walter Becker und Donald Fagen, den einzigen festen Mitgliedern von Steely Dan, trugen beinahe 40 Sessionmusiker ihren Teil bei. Darunter auch Jazz-Legende Wayne Shorter, der ein Saxophonsolo beisteuerte. Auf Aja probierten Fagen und Becker häufig wechselnde Kombinationen von Musikern aus, die ihre immer längeren und komplexeren Kompositionen einspielten. Wie man hört, wurde den Musikern dabei alles abverlangt. Becker und Fagen waren äußerst anspruchsvolle Auftraggeber. Wie bei allen Alben von Steely Dan legten die Bandleader höchsten Wert auf Top-Klang. Für Aja erhielten sie und ihr Produzent Gary Katz prompt den Grammy Award 1978 in der Kategorie Best Engineered Recording – Non Classical.


Welche Versionen von Aja vergleichen wir?
Pressung 1: Diese UK-Erstpressung von Steely Dan erschien 1977 auf ABC. Die Uk-Ausgabe wurde von Bernie Grundman gemastert und vom britischen Mastering-Ingenieur Allen Landau geschnitten, der zu der Zeit für die CBS Studios in London arbeitete. Das matte Gatefold-Cover sowie die Innenhülle mit abgerundeten Ecken, auf der die Lyrics zu finden sind, wurde bei Garrot & Lofthouse gedruckt. Bei welchem Presswerk das 124g leichte Vinyl gepresst wurde, bleibt jedoch ungenannt.
Pressung 2: Das Reissue erschien im Jahr 2008 in der Back to Black-Serie von Universal Music auf dem ABC Label. Wo das matte Gatefold-Cover gedruckt wurde, ist nicht genannt. Auch die bedruckte Innenhülle ist wieder dabei – allerdings ohne die abgerundeten Ecken. Gepresst wurde auf 196g schweres Vinyl bei Record Industry in Holland, den Lackschnitt besorgte Greg Moore.
Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der 1977er- und der 2008er-Pressung?

Das Wellenform-Diagramm für Black Cow zeigt keine großen Unterschiede. Wenn überhaupt, dann wirkt die Welle für die 2008er-Pressung geringfügig dichter als das Original.

Dieser Eindruck erhärtet sich im Wellenform-Diagramm für Aja. Hier fallen viele Pegelspitzen der 2008er etwas höher aus als beim UK-Original.

Auch aus dem Wellenform-Diagramm für Peg lassen sich kleine Unterschiede ablesen. Hier empfehlen wir den Blick auf das Intro und den Mittelteil ab ca. 1:30 Minuten. Dort spielt die Back to Black aus dem Jahr 2008 erkennbar lauter als das Original. Es geht also Dynamik verloren.
Wie unterscheidet sich die Loudness der 1977er- und der 2008er-Pressung?


Die Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter überrascht mit einem sehr deutlichen Ergebnis. Für die Seite 1 der UK-Erstpressung ergab die Messung einen Wert von -24,1 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale), für die Back To Black waren es -21,8 LUFS integrated. Die Back to Black ist also über die gesamte Laufzeit der Seite 1 um 2,3 dB lauter. Im Diagramm zeigt sich dies vor allem an den Titeln 2 und 3 (Aja und Deacon Blues), die deutlich hochkomprimiert wurden und dadurch weniger dynamische Feinheiten wiedergeben können.


Für die Seite 2 fällt der Unterschied geringer aus. Hier stellten wir für die 1977er -21,3 LUFS integrated fest, für die Back to Black waren es -20,6 LUFS integrated. Die Neuauflage ist also nur um ca. 0,7 dB lauter als das Original. Diese Differenz ist so gering, dass sie sich im Diagramm kaum wiederspiegelt.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der 1977er- und der 2008er-Pressung?

Das Frequenz-Spektrogramm für Black Cow weist nur wenige Auffälligkeiten auf. Im Großen und Ganzen sieht der Farbverlauf sehr ähnlich aus. Nur im weitgehend unhörbaren Bereich oberhalb von 17.000 Hertz schlägt die 2008er-Pressung von Aja weiter aus.

Im Spektrogramm für Black Cow lässt sich die Tendenz zu etwas mehr Luftigkeit oder „Air“ ebenfalls erkennen, allerdings deutlich schwächer ausgeprägt als im ersten Diagramm.

Die Ausschläge in die höchsten Höhen weist auch das Spektrogramm für Peg auf. Hier zeigt sich aber auch bei der 1977er-Pressung eine stärkere Betonung des Bereichs zwischen 4.000 und 7.000 Hertz. In diesen Frequenzbereichen finden sich unangenehme Sibilanten, die wir hier jedoch zum Glück nicht hören konnten.

Spektrogramme mit logarithmischer Skalierung fördern die Unterschiede im Frequenzkeller zutage. Im Spektrogramm für Black Cow lassen sich hier jedoch keine gravierenden Unterscheidungsmerkmale herauslesen. Die violetten Bereiche sind für beide Pressungen etwa gleich groß.
Wie gut klingt die 1977er UK-Pressung von Aja?
Nicht nur wegen des Grammys für das bestaufgenommene Album des Jahres 1977 gilt Aja als audiophiles Meisterstück. Experten wie Mike Esposito bestätigen, dass von Aja kaum schlecht klingende Pressungen existieren. Deshalb fällt der Vergleich dieser beiden Ausgaben nicht leicht. Denn beide klingen schlichtweg hervorragend.
Die Unterschiede sind denn auch nur im Detail zu finden. So tönt die UK-Erstpressung in den Höhen tatsächlich etwas weniger brillant, und in den Mitten etwas wärmer und weicher.
Wie gesagt, die Unterschiede sind hörbar, stellen aber keinen Qualitätsunterschied dar. Die UK Erstpressung von 1977 von Aja macht alles richtig und klingt einfach nur famos.
Wie gut klingt die 2008er Pressung von Aja?
Der größte Unterschied zur 1977er besteht im höheren Durchschnittspegel. Die 2008er spielt deshalb lauter und scheinbar druckvoller. Bei angeglichenem Pegel fällt jedoch auf, dass sie in Wirklichkeit etwas analytischer und luftiger klingt. Die Instrumente werden schärfer voneinander getrennt und die Bühne gewinnt noch minimal Breite und Tiefe.
Aber die größere Lautheit braucht leider ein Stück Dynamikumfang auf. Im direkten A/B-Test lässt sich der Unterschied zwischen den beiden Ausgaben an den einigen Stellen nachvollziehen. Ganz ehrlich: Beim Hören der Back to Black Ausgabe wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass Dynamik fehlen könnte.
Unterm Strich bleiben zwei außergewöhnlich gut klingende Alben übrig, die beide höchsten Hörgenuss versprechen. Die Back to Black Version von Aja ist daher ein Musterbeispiel für ein gelungenes und preisgünstiges Reissue.
Titelliste
Side 1
- Black Cow
- Aja
- Deacon Blues
Side 2
- Peg
- Home At Last
- I Got The News
- Josie
Interpret | The Steely Dan | |
Titel | Aja | |
Label | ABC Records | ABC Records, Back to Black Serie |
Katalognummer | ABCL 5225 | 0076732168813 |
Veröffentlicht | 1977 | 2008 |
Format | 1×12“ | 1×12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Gatefold | Gatefold |
Beigaben | – | – |
Lackschnitt | Allen Landau | Greg Moore |
Presswerk | k.A. | Record Industry |
Matrix-Runout | ABCL 5225 A3 ALLEN ABCL 5225 B3 ALLEN | 82469 1A 3216881 GREG MOORE @ MASTERPIECE 82469 1B 3216881 |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Großbritannien | EU |