MoFi hat Bob Dylans Doppelalbum Blonde On Blonde auf drei Scheiben mit 45 Umdrehungen neu aufgelegt. Wir haben mit einer Sony-Legacy-Pressung verglichen und sind immer noch schockiert.
Blonde on Blonde war Bob Dylans siebtes Studioalbum und zählt zu den herausragenden Veröffentlichungen des unglaublichen Musikjahres 1966. Pet Sounds von den Beach Boys erschien in diesem Jahr ebenso wie Revolver von den Beatles. Und eben auch Blonde on Blonde.
Über die Songs ist schon mehr als genug geschrieben worden. Deshalb nur eine ganz persönliche steile These zum gesamten Album: Würde Blonde on Blonde heute von einem jungen Indie-Künstler veröffentlicht, es würde wieder als Meisterwerk gefeiert werden.


Welche Versionen von Blonde On Blonde vergleichen wir?
Die Columbia aus der Legacy-Serie von Sony Music legt mit 190g schwerem Vinyl die Messlatte hoch. Die Pressung hat erfreulich wenige Nebengeräusche, ist plan und korrekt zentriert. Das Fold Out-Cover orientiert sich eng am Original und das (unscharfe) Cover-Motiv von Blonde On Blonde ist mit einer erfreulich hochwertigen Druckqualität gedruckt.
Mobile Fidelity Sound Lab hat Bob Dylans Doppelalbum Blonde On Blonde auf drei LPs verteilt, die mit 45 RPM laufen. Auf dem Cover ist von „180g High Definition Vinyl“ die Rede. Gewogen haben wir sogar 195g. Sie zählt zur Serie der Original Master Recordings, die in aller Regel vom originalen analogen Mastertape geschnitten werden. Auch die MoFi wurde bei RTI sehr sorgfältig hergestellt, plan und sauber zentriert. Die Platten stecken in einem Karton-Boxset, in dem die Platten durch zwei Schaumstoff-Polster sicher gepolstert sind. Das Vinyl selbst steckt in den beliebten MoFi-Innenhüllen und zu guter Letzt gibt es ein zwölfseitiges Insert mit tollen Fotos, die offenbar aus den Aufnahmesessions zu Blonde On Blonde stammen
Wie gut klingen die MoFi und die Legacy-Pressung von Bob Dylan – Blonde On Blonde?
MoFi-Mastermeister Krieg Wunderlich hat den audiophilen Bogen raus, wenn es darum geht, Bob Dylans Stimme per Equalizer angenehmer zu machen, ohne sie völlig zu verfärben. So auch bei diesem Stereo-Mix. Hier hebt sich vor allem die Stimme auf der MoFi-Version positiv von der Vergleichspressung ab. Unterschiede gibt es auch beim Schlagzeug. Bei Sad Eyed Lady Of The Lowlands fügt sich die Hihat beispielsweise in der MoFi-Variante ins Gesamtbild ein, beim Mono-Mix der Legacy steht sie ziemlich nervig im Vordergrund.
Ähnlich ergeht es der Mundharmonika etwa auf Pledging My Time: Bei der Legacy dominiert sie ihre Passagen und einige Mitten-Frequenzen erzeugen einen harten, aufdringlichen Klang. Im Unterschied dazu ist die Mundharmonika auf der MoFi eingebettet, drängt sich sich dem Zuhörer nicht auf.
Insgesamt gilt das für die gesamte Klangcharakteristik beider Pressungen. Die Legacy ist wesentlich heißer gemastert (siehe unten) und klingt auch so: nämlich laut. Die MoFi erzeugt im Gegensatz dazu ein harmonisches Bild, und arbeitet die Zwischentöne heraus. Auch die Instrumente trennen sich besser voneinander. So agieren beispielsweise Bassdrum und Bassgitarre mit größerer Klarheit.
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Wie unterscheiden sich Pegel und Dynamik der Legacy- und der MoFi-Pressung?

Das Wellenform-Diagramm für Rainy Day Women #12 & 35 machte uns sprachlos: Mit Pegeln in der Spitze bis 0,7 übertrifft die Legacy-Blonde On Blonde alle bisher analysierten Lps. Die Legacy-Pressung (blaue Welle) ist nicht nur sehr hoch gepegelt, sie wurde auch stark per Kompressor/Limiter bearbeitet, um sie noch lauter zu machen. Die Pegelspitzen stoßen hier sehr häufig an die Begrenzung des Limiters. So entsteht entlang der Pegelspitzen beinahe eine gerade Linie. Hier bleibt nur noch wenig Raum für Zwischentöne und Dynamik.
Im Unterschied dazu lässt die MoFi jedem Menge Luft, damit sich die Dynamik der Stimme und der Instrumente entfalten kann. Der Kompressor greift beinahe überhaupt nicht ein. zum Vergleich: Der Maximale Pegel liegt hier bei etwa 0,5.
Fun Fact am Rande: Die MoFi braucht fast sechs Sekunden länger für Rainy Day Women #12 & 35 als die Columbia. Beim Schneiden ließen die Columbia-Leute offenbar das Masterband einen Tick schneller laufen. Dieser Trick wird häufig angewandt, um eine Aufnahme etwas mitreißender wirken zu lassen. Oder um das Spiel der Musiker etwas präziser klingen zu lassen, als es tatsächlich war. Beides ist hier eigentlich unnötig.

Auch das Diagramm für Pledging My Time bringt für alle Fans der günstigen Legacy keine guten Nachrichten. Erneut gibt die Legacy alles vor allem laut wieder, währen die MoFi alle dynamischen Details im Programm hat.

Wieviel Dynamik die Legacy herschenkt, zeigt sich noch deutlicher am Vergleich der Wellen für Visions Of Johanna. Die MoFi fängt relativ leise an und wird zunächst bei etwa 2:30 kurzfristig lauter. Danach geht die Intensität wieder runter, bevor sie sich zum Ende hin wieder steigert. All das verschweigt die Welle der Legacy.

Wenigstens die Pausen zwischen den Strophen von Just Like A Woman werden auf der Legacy etwas leiser wiedergegeben. Ansonsten zeigt sich hier nochmal das bekannte Bild: Die Legacy reizt meist den Maximalpegel aus, die MoFi kümmert sich vorbildlich auch noch um die kleinsten dynamischen Details.
Wie unterscheiden sich die Frequenzspektren der Legacy- und der MoFi-Pressung?

Das Frequenz-Spektrogramm für Rainy Day Women #12 & 35 zeigt, was jeder sofort hört: Die Legacy is so viel lauter, dass auch alle Frequenzen im Diagramm viel lauter dargestellt werden (rote und violette Flächen). Doch die Frequenzen zwischen 4.000 und 6.000 Hertz, der sogenannte Präsenzbereich, scheinen nochmal besonders laut zu sein. Das Nervige, Anstrengende der Legacy ist hier im Diagramm zu finden. Doch abgesehen von einigen Ausschlägen in der zweiten Hälfte des Songs, spielt sich auf der Legacy eigentlich alles in den Frequenzbereichen unter 13.000 Hertz ab.
Die MoFi macht auch dies besser. Sie spielt über die gesamte Dauer des Stücks bis hinauf in höchste Höhen.

Ganz so krass sieht das Spektrogramm für Pledging My Time zwar nicht aus, doch wer genau hinsieht, erkennt auch hier, dass die Legacy nur selten die 13.000 Hertz überschreitet. Jedenfalls viel seltener als die MoFi, die offensichtlich auch hier ein breiteres Frequenzspektrum wiedergibt. Ebenfalls auffällig: Wie dunkelrot die Mitten und unteren Mitten bei der Legacy dargestellt werden. Die Musik spielt sich hier vor allem unterhalb von 7.000 Hertz ab. Die MoFi gibt die Frequenzbereiche gleichmäßiger wieder.

Im Spektrogramm für Visions Of Johanna fallen nochmal etwas weniger Unterschiede auf. Die Tenzenz stimmt jedoch auch hier: Die Legacy konzentriert sich auf die Mitten, die MoFi spielt ausgewogener.

Auch im Spektrogramm für Just Like A Woman zeigt sich der gewaltige Mittenfokus der Legacy.

Spektrogramme mit linearer Skala zeigen Unterschiede im Hochtonbereich besonders deutlich auf. Dagegen verdeutlich eine logarithmische Skala die Verhältnisse in den tiefen Registern. Bis etwa 8000 Hertz ist bei der Legacy alles ungefähr gleich laut. Aber manche Frequenzen – beispielsweise der Grundtonbereich um 120 Hertz – sind noch lauter!
Wie unterscheidet sich die Loudness der Legacy- von der MoFi-Pressung?


Mit dem Youlean Loudness Meter messen Toningenieure die Lautheit von Tonsignalen. Ob jedoch bei der Legacy jemand nachgemessen hat, lässt sich bezweifeln. Für die Seite 1 der Legacy haben wir mit -12,4 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale) einen der höchsten Werte überhaupt gemessen. Zur Einordnung: Wer bei Apple Music Musik mit höheren Lautheitswerten als -16 LUFS einstellt, wird automatisch leiser abgespielt. Die Legacy liegt also um stolze 3,6dB (entspricht LUFS) über diesem Grenzwert. Die MoFi bleibt mit -17,4 LUFS integrated locker unter dieser Schwelle.


Auch die Seite 2 würde bei Spotify oder Apple Music mit -12,7 LUFS integrated eine sogenannte „Loudness Penalty“ erhalten. Die untere Grafik verdeutlicht dies recht bildlich. Je enger der „Schlauch“, desto weniger dynamische Unterschiede können abgebildet werden. Die MoFi kommt auf -17,2 LUFS integrated und besitzt deshalb ausreichend Spielraum für Dynamik – genauer gesagt 4,5 dB mehr. Das sind Welten.


Auch die Seite 3 der Legacy bleibt sich treu, was extreme Loudness angeht: Mit -12,2 LUFS integrated ist die dritte sogar die lauteste Plattenseite dieses lauten Albums. Für die MoFi zeigte die Messung -15,4 LUFS integrated an. Ebenfalls mehr als wir für die anderen Plattenseiten gemessen haben.


Mit -14,2 LUFS integrated könnte die Seite 4 der Legacy wenigstens bei Spotify ungestraft eingestellt werden. Dort liegt der Grenzwert nämlich nur bei -14 LUFS. Die MoFi bringt es nur auf -17,1 LUFS integrated.
Welche Pressung von Bob Dylan – Blonde On Blonde ist besser?
In den 60er Jahren musste man beim Mastern von Schallplatten davon ausgehen, dass sie in den meisten Fällen auf lausigen Plattenspielern mit noch lausigeren Verstärkern und Lautsprechern wiedergegeben werden. Deshalb können wir uns gut vorstellen, dass die Legacy auf unserem ersten Dual-Kofferplattenspieler eine gute Figur gemacht hätte. Auf unserem heutigen, aktuellen System klingt sie schlicht grausig.
Besonders grausig, wenn man sie direkt im Vergleich mit der audiophilen MoFi hört. Wie schon auf Bringing It All Back Home und John Wesley Harding holen die MoFi-Leute auch hier alles raus, was in einem Dylan-Klassiker steckt. Man hört Blonde On Blonde beinahe wie beim ersten Mal.
Titelliste
Side 1
- Rainy Day Women #12 & 35
- Pledging My Time
- Visions Of Johanna
- One Of Us Must Know
Side 2
- I Want You
- Memphis Blues Again
- Leopard-skin Pill-box Hat
- Just Like A Woman
Side 3
- Most Likely You Go Your Way And I’ll Go Mine
- Temporary Like Achilles
- Absolutely Sweet Marie
- 4th Time Around
- Obviously 5 Believers
Side 4
- Sad Eyed Lady Of The Lowlands
Interpret | Bob Dylan | |
Titel | Blonde on Blonde | |
Label | Mobile Fidelity Sound Lab | Columbia/Legacy |
Veröffentlicht | 2013 | 2015 |
Katalognummer | MFSL 3-45009 | C2L 41 (88875146311) |
Format | 3×12“ | 2x 12“ |
Umdrehungen/Minute | 45 | 33 1/3 |
Typ | Boxset | Doppelalbum |
Cover | Boxset | Gatefold |
Beigaben | Zwölfseitiges Insert | – |
Laquer cut by | Krieg Wunderlich | k.A |
Presswerk | k.A | k.A. |
Matrix-Runout | MFSL 3-45009 A2 KW@MoFi 20704.1(3)… MFSL 3-45009 B2 KW@MoFi 20704.2(3)… MFSL 3-45009 C2 KW@MoFi 20704.3(3)… MFSL 3-45009 D2 KW@MoFi 20704.4(3)… MFSL 3-45009 E2 KW@MoFi 20704.5(3)… MFSL 3-45009 E̶̷2̶̷ F2 KW@MoFi 20704.6(3)… | 88697761051-LP7-A RKS 88020 1A MOVLP 245 STERLING 88697761051-LP7-B RKS 88020 1B MOVLP 245 STERLING 88697761051-LP7-C RKS 88020 1C MOVLP 245 STERLING 88697761051-LP7-D RKS 88020 1D MOVLP 245 STERLING |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | 01778 | – |
Herstellungsland | USA | E.U. |




























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