Brothers in Arms von Dire Straits gibt es auf Vinyl von Mobile Fidelity und als Abbey Road Remaster. Unser Vergleich zeigt viel Gutes auf beiden Seiten. Aber eine davon klingt besser.
Welche Versionen von Brothers In Arms vergleichen wir?


Brothers in Arms erschien im Jahr 1985 als fünftes Studioalbum der Dire Straits und verhalf dem damals neuen Medium Compact Disc zum Durchbruch. Umso bemerkenswerter, dass in jüngster Vergangenheit mehrere Vinyl-Neuauflagen mit audiophilem Anspruch erschienen.
Die Ausgabe von Mobile Fildelity Sound Lab hatten wir zuvor bei uebervinyl.de bereits im Vergleich zur Original-LP von 1985 besprochen. Und in einem anderen Beitrag hatten wir die Abbey Road Version mit der aktuellen Back-To-Black Version verglichen. Jetzt kommt es also zum Gipfeltreffen der beiden Pressungen, die nach ihren Duellen jeweils als klanglicher Sieger von Feld gegangen sind.
Pressung 1: Die Veröffentlichung von MoFi erschien als Original Master Recording, was normalerweise bedeutet, dass das originale Masterband verwendet wurde. Gibt es bei einer komplett digitalen Produktion überhaupt ein „Masterband“? Jein! Es gibt aber analoge Aufnahmen vom digitalen Tonband, die offenbar wie ein Masterband verwendet wurden. Jede der beiden LPs wiegt mehr als 200g sie stecken in einem Gatefold-Cover aus extraschwerem Karton. Die Platten erhielten antistatische MoFi-Innenhüllen und wurden von Stiffenern zusätzlich geschützt. Im Innern des Gatefolds finden sich die Songtexte auf dem bekannten rosawolkigen Design.
Pressung 2: Die Vergleichspressung von Brothers In Arms erschien 2021 auf Vertigo und zählt zur Serie der Abbey Road Remasters. In den legendären Tonstudios an der Londoner Abbey Road haben bekanntlich nicht nur die Beatles Klassiker wie Revolver oder Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band aufgenommen, sondern beispielsweise auch Pink Floyd Alben wie Wish You Were Here oder The Dark Side Of The Moon. In jüngster Zeit werden dort zusätzlich klassische Rockalben wie etwas Seconds Out von Genesis, Regatta De Blanc von The Police oder Local Hero von Mark Knopfler neu gemastert und von Miles Showell per Half Speed Mastering neu geschnitten.
Zu dieser Serie zählt auch unsere Version von Brothers In Arms. Von außen lassen sich alle Veröffentlichungen der Serie an einer Art OBI erkennen. Die beiden mehr als 200g schweren Platten stecken in einem Single Sleeve und erhielten bedruckte aber ungefütterte Innenhüllen im rosa Wolken-Design. Wie die MoFi läuft auch die Brothers In Arms aus der Abbey Road mit 45 Umdrehungen pro Minute und die Songs in den längeren CD-Versionen wurden auf zwei LPs verteilt.
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Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der beiden Pressungen?

Die beiden Wellenform-Diagramme für So Far Away gleichen sich in beiden Fällen. Selbst mit der Lupe sind keine substanziellen Unterschiede in Sache Pegel und Dynamik zu erkennen.

Auch im Diagramm für Money For Nothing sehen wir keine nennenswerten Abweichungen. Im Intro nehmen sich beide Varianten zurück, damit der dynamische Effekt zur Geltung kommt. Der Hauptteil des Songs läuft in beiden Varianten auf etwa demselben Level weiter bis zum Fade am Ende des Stücks. Und auch hier zeigen die Diagramme dasselbe Bild.

Von allen verglichenen Songs besitzt The Man’s Too Strong den größten Dynamikumfang. Aber auch hier zeigen sich die Diagramme für beide Pressungen von ihrer besten Seite. Beide Wellen wirken weitgehend unkomprimiert und bilden viele dynamische Nuancen ab.
Wie unterscheidet sich die Loudness der MoFi- und der Abbey Road-Pressung?




Bei der Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter enden die Gemeinsamkeiten. Das Tool verwenden Toningenieure, um die relative Lautheit von Tonsignalen zu ermitteln und zu vergleichen. Aus audiophiler Sicht sind geringe Loudness-Werte wünschenswert, da so mehr Raum für musikalische Dynamik bleibt. Die Lautheit wird in der Einheit Loudness Units relative to Full Scale (LUFS) gemessen. Der Zusatz „integrated“ bedeutet, dass sich der Wert auf den gesamten untersuchten Zeitraum vom Anfang bis zum Ende bezieht.
Zur besseren Übersicht hier die Messwerte im Überblick:
Mobile Fidelity Sound Lab
- Seite 1: -20,2 LUFS integrated (0,4 dB lauter)
- Seite 2: -18,6 LUFS integrated (1,4 dB lauter)
- Seite 3: -22,2 LUFS integrated (0,4 dB lauter)
- Seite 4: -21,7 LUFS integrated
Abbey Road Remaster
- Seite 1: -20,6 LUFS integrated
- Seite 2: -20,0 LUFS integrated
- Seite 3: -22,6 LUFS integrated
- Seite 4: -20,5 LUFS integrated (1,2 dB lauter)
In Sachen Lautheit schneidet die Abbey Road also etwas besser ab. Die Albumseiten 1,2 und 3 sind in der Abbey-Road-Pressung etwas leiser. Die Unterschiede liegen hier zwischen stolzen 1,4 dB (Seite 2) und fast vernachlässigbaren 0,4 dB (Seiten 1 und 2).
Auf Seite 4 wendet sich das Blatt. Jetzt ist plötzlich die Abbey Road lauter als die MoFi. Und zwar gleich um 1,2 dB. Dennoch kann die Abbey Road die Loudness-Messung mit den insgesamt besseren Werten für sich entscheiden.
Zur Einordnung sei jedoch erwähnt, dass die Loudness-Werte für beide Pressungen aus audiophiler Sicht im unkritischen Bereich liegen.




Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der beiden Pressungen?

Das Spektrogramm für So Far Away bringt keine großen Erkenntnisse. Die MoFi zeigt im Bereich der höchsten Frequenzen zwischen etwa 12.000 und 17.000 Hertz eine Spur mehr Energie (erkennbar an den roten Flächen).

Im Spektrogramm für Money For Nothing bildet sich ein besser sichtbarer Unterschied im Bereich zwischen etwa 12.000 und 18.000 Hertz ab. Hier sind vor allem klangformende Obertöne zu finden. Und die MoFi hat diese etwas lauter im Repertoire.

Dasselbe Bild zeigt sich nochmals im Spektrogramm für The Man’s Too Strong. Erneut hat die MoFi in der Region oberhalb von 12.000 Hertz etwas mehr Energie zu bieten.

Spektrogramme mit linearer Skalierung beleuchten vor allem die hohen Frequenzen. In Spektrogrammen mit einer logarithmischen Skala treten die Differenzen im Bass- und Grundtonbereich besser hervor. In diesem Fall muss man schon ganz genau hinschauen, um den Unterschied zu erkennen. Doch bei gründlicher Betrachtung sind die violetten Flächen, die für höchste Energie stehen, im Spektrogramm für Money For Nothing bei der MoFi etwas größer als bei der Abbey Road.
Wie gut klingt die Mobile Fidelity-Pressung von Brothers In Arms?
Um den Höreindruck besser nachvollziehbar zu machen, haben wir unsere Ergebnisse nach Frequenzbereichen strukturiert.
Höhen: In den Höhen kann Brothers In Arms schon immer glänzen. Die MoFi besticht mit einer tollen räumlichen und zeitlichen Abbildung. Alles klingt selbstverständlich und genau richtig. Im Hall sind keine Härten auszumachen.
Mitten: Gitarren und Stimmen beherrschen auf Brothers In Arms den Sound. Und die MoFi gibt sich keinerlei Blöße. Keines der Instrumente wurde zu harsch oder präsent abgebildet.
Bass: Ganz unten im Keller, hat die MoFi etwas mehr zu bieten. Straff und konturiert bleibt der Bass in beiden Pressungen. Doch die MoFi verpasst den unteren Frequenzen einen kleinen aber spürbaren Schub, ohne sie zu sehr aufzufetten.
Laufruhe: Mobile Fidelity verwendet „Super Vinyl“, also Vinyl mit einer besonders geräuscharmen Mixtur. Und das zahlt sich aus. Die MoFi läuft in den leisen Passagen praktisch unhörbar.
Wie gut klingt die Abbey Road-Pressung von Brothers In Arms?
Höhen: Auch die Abbey Road Version von Brothers In Arms kann mit fantastischen Höhen glänzen. Die Unterschiede aus den Frequenz-Spektrogrammen spielen in Hörtest keine Rolle mehr.
Mitten: Die Abbey Road hat Mittenbereich alles im Griff. Alles ganz unspektakulär. Aber alles genau so, wie es muss. Und Mark Knopflers Stimme? Klingt wie Mark Knopflers Stimme.
Bass: Der Bass der Abbey Road-Pressung bleibt immer kontrolliert und konturiert. Om Prinzip fehlt nichts. Nur die MoFi hat ein klein wenig mehr Eier (Olli Kahn Stimme).
Laufruhe: In Sachen Laufruhe kann die Abbey Road nicht ganz mit der MoFi mithalten. Sie läuft zwar ebenfalls relativ leise, doch der Geräuschteppich zwischen den Stücken ist etwas lauter.
Welche Pressung von Brothers In Arms klingt besser?
Beide klingen hervorragend. Die Unterschiede sind wirklich nur im direkten Vergleich zu erkennen und in keinem Fall wirklich dramatisch. Es geht hier nur um Nuancen. Bei der Dynamik haben wir kleine Vorteile für die Abbey Road gemessen. In den Bässen und bei der Laufruhe kann die Mobile Fidelity punkten. In allen anderen wichtigen Bereichen geben sich beide Pressungen keine Blöße. Am Ende hat die MoFi nur ganz knapp die Nase vor der Abbey Road.
Titelliste
Side 1
- So Far Away
- Money For Nothing
Side 2
- Walk Of Life
- Your Latest Trick
Side 3
- Why Worry
- Ride Across The River
Side 4
- The Man’s Too Strong
- One World
- Brothers In Arms


















Interpret | Dire Straits | |
Titel | Brothers In Arms | |
Label | Mobile Fidelity Sound Lab | Vertigo |
Katalognummer | MFSL 2-441 | ARHSDLP004 |
Veröffentlicht | 2015 | 2021 |
Format | 2×12” | 2×12” |
Umdrehungen/Minute | 45 | 45 |
Cover | Gatefold | Single Sleeve |
Beigaben | Stiffener | Bedruckte Innenhüllen, Abbey Road Zertifikat |
Lackschnitt | Krieg Wunderlich | Miles Showell |
Presswerk | RTI | Optimal Media |
Matrix-Runout | MFSL 2-441 A1 22677.1(3)… kw@MoFi MFSL 2-441 B2 22754.2(3)… kw@MoFi MFSL 2-441 C1 22677.3(3)… kw@MoFi MFSL 2-441 D1 22677.4(3)… kw@MoFi | BK03595-01 A1 0865301 MILES ABBEY ROAD ½ SPEED ROOM 30 BK03595-01 B1 0865301 MILES ABBEY ROAD ½ SPEED ROOM 30 BK03595-02 C1 0865302 MILES ABBEY ROAD ½ SPEED ROOM 30 BK03595-02 D1 0865302 MILES ABBEY ROAD ½ SPEED ROOM 30 |
Auflage/Limitierung | k.A. | k.A. |
Fortlaufende Nummer | 20.035 | – |
Herstellungsland | USA | Europa |
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