Brothers In Arms – Dire Straits (Mobile Fidelity 45 vs. Vertigo 1985)

Brothers In Arms als Doppelalbum mit 45 RPM soll den allerbesten Klang aus den bekannten Aufnahmen herausholen. Klingt das wirklich noch besser als die LP aus dem Jahr 1985?

Wie entstand Brothers In Arms von Dire Straits?

Dire Straits Brothers In Arms 1985
Dire Straits – Brothers In Arms, Vertigo 1985 NL
Dire Straits Brothers In Arms MoFi
Dire Straits – Brothers In Arms, MFSL 2LP, 45RPM, 2015

Anders als die analog aufgenommenen Vorgängeralben Dire Straits, Communiqué, Making Movies und Love Over Gold waren wurde Brothers In Arms komplett digital (DDD) produziert. Die CD-Version war bei Erscheinen um etwa sieben Minuten länger als die gleichzeitig veröffentlichte LP-Version. Der Grund dafür war, dass fünf der neun Albumtitel auf der CD länger ausgespielt wurden als auf LP. Die größten Laufzeitunterschiede finden sich mit 3:08 Minuten bei Why Worry und immer noch stolzen 1:47 Minuten bei Your Latest Trick. Identische Länge auf CD und LP besitzen nur Walk Of Life, The Man’s Too Strong, One World und Brothers In Arms.

Welche Versionen von Brothers In Arms vergleichen wir?

Hier tritt eine LP aus dem Erscheinungsjahr 1985 zum Vergleich an. Ohne deutschen Label Code (LC), gepresst und gedruckt in den Niederlanden von PRS Baarn, wurde sie in verschiedenen europäischen Ländern verkauft. Das dünne Vinyl-Scheibchen wiegt gerade mal 120g und steckt in einem Single Sleeve. Eine bedruckte Innenhülle im Rosa-Wolken-Design liegt bei mit den Songtexten und einigen Albumcredits. Die Laufzeit dieser LP beträgt insgesamt 47:21 Minuten.

Zurück zur MoFi: Sie wurde auf 202g schweres Vinyl gepresst und wie immer in ein Fold Out Cover aus extraschwerem Karton gesteckt. Die Platten erhielten antistatische MoFi-Innenhüllen und wurden von Stiffenern zusätzlich geschützt. Im Innern des Gatefolds finden sich die Songtexte auf dem bekannten rosawolkigen Design.

Die Brothers In Arms von Mobile Fidelity Sound Lab läuft in Summe der vier Seiten 54:20 Minuten. Sie erschien als Original Master Recording, was normalerweise bedeutet, dass das originale Masterband verwendet wurde. Aber bei einer komplett digitalen Produktion gibt es doch gar kein „Masterband“, fragt sich jetzt der aufmerksame Leser? 1985 wurden auch digitale Daten auf Bänder aufgenommen. Zudem war es noch nicht möglich, eine analoge Schallplatte direkt von einer digitalen Datei zu schneiden. Es wurden also auch analoge Aufnahmen vom digitalen Tonband gefertigt, die offenbar in jüngster Vergangenheit wenigstens teilweise bei der Abbey Road-Pressung von Brothers In Arms verwendet wurden.

Wie unterscheiden sich die 1985er- und die Mobile Fidelity-Pressung im Hörtest?

Der erste Eindruck: Es gibt definitiv einen hörbaren Unterschied zwischen der 1985er- und der Ausgabe von Mobile Fidelity Sound Lab. Ohne es zunächst benennen zu können, spielt die MoFi mit mehr Autorität, alles wirkt größer und klarer definiert. Bei So Far Away lässt sich auch ein festeres Fundament im Bass ausmachen.

Deutlicher wird der Abstand bei Money for Nothing. Das Gitarrenriff kommt hier mit deutlich mehr Muskeln aus den Boxen. Im direkten Vergleich wirkt die 1985er regelrecht dünn, die Mobile Fidelity spielt aber offenkundig auch lauter als die frühe holländische Pressung von Brothers In Arms.

Selbst Walk Of Life erscheint auf der 85er minimal weniger fett als auf der MoFi. Der Unterschied fällt jedoch weitaus geringer aus als etwa in Money For Nothing. Und in The Man’s Too Strong lassen sich dann keine der genannten Unterschiede mehr festmachen. Hier ist es nur Mark Knopflers Stimme, die auf der 85er-Ausgabe etwas nasaler klingt als auf der MoFi

Weitere Alben aus den 80er Jahren bei Uebervinyl.de

Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der 1985er- und der Mobile Fidelity-Pressung?

Wellenform-Diagramm für Dire Straits – So Far Away
Wellenform-Diagramm für Dire Straits – So Far Away  

Im Wellenform-Diagramm für So Far Away lässt sich der Höreindruck der größeren Autorität nicht nachvollziehen. Beide Wellen besitzen einen sehr ähnlichen Pegel und auch die Pegelspitzen ergeben eine unregelmäßige Linie, was auf mäßigen Einsatz von Kompressoren hindeutet. Auffällig ist dagegen die unterschiedliche Laufzeit der ursprünglichen LP-Version (oben) und der auf Vinyl gepressten CD-Version (unten).

Wellenform-Diagramm für Dire Straits – Money For Nothing
Wellenform-Diagramm für Dire Straits – Money For Nothing

Bei Money For Nothing geht es dagegen ans Eingemachte: Die MoFi spielt nicht nur länger, sie ist wurde auch offensichtlich stärker komprimiert, um eine größere Lautheit zu erzielen. Wesentlich mehr Pegelspitzen wurden abgeschnitten und auch die Zwischenräume zwischen diesen Transienten sind kleiner als bei der 1985er. Mobile Fidelity verwendet erfahrungsgemäß keine oder nur minimale zusätzliche Summenkompression. Daher liegt der Verdacht nahe, dass die stärkere Limitierung und Komprimierung bereits im Quellmaterial enthalten war. Beispielweise, um die erste Single aus dem Album besonders radiotauglich laut zu mastern. Allerdings besitzt die Single aus dem Jahr 1985 nur eine Spieldauer von 4:38 Minuten und ist daher sogar kürzer als die LP-Version von 1985 und erst recht als die Variante auf der MoFi. Es bleibt ein Rätsel…

Wellenform-Diagramm für Dire Straits – The Man’s Too Strong
Wellenform-Diagramm für Dire Straits – The Man’s Too Strong

Und jetzt kommt’s: Das Wellenform-Diagramm für The Man’s Too Strong hat kaum etwas mit den bisher betrachteten Wellen gemeinsam. Die drei vorigen Wellen zeigen stark abgeschnittene Pegelspitzen, so wie man das bei digitalen CD-Masters in der Regel macht, um digitale Verzerrungen zu vermeiden. Es hat den Anschein als wäre bei The Man’s Too Strong ein analoges Masterband verwendet worden. Erstens besitzt es viel größere Dynamikausschläge, die bei CD-Masters aus Angst vor Verzerrungen meist weglimitiert werden. Zweitens sind die Pegelspitzen so unregelmäßig, dass überhaupt kein Limitereinsatz erkennbar ist. Und der Maximalpegel ist ebenfalls deutlich größer als bei den bisher betrachteten Stücken.

Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der Mobile-Fidelity- und der 1985er-Pressung?

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits – So Far Away
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits – So Far Away  

Das Frequenz-Spektrogramm für So Far Away zeigt, dass bei der 1985er zwei rote „Streifen“ den Regionen um 10.000 und 12.000 Hertz. Diese finden sich auch bei der MoFi, jedoch nicht ganz so ausgeprägt und dunkelrot. Dafür ist bei der 85er oberhalb von 16.000 Hertz nicht mehr viel los. Nur noch wenige und relativ leise Ausschläge zeigen sich hier im Obertonbereich. Die MoFi bleibt bis ca. 20.000 Hertz noch relativ präsent.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits – Money For Nothing
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits – Money For Nothing

Ähnlich sieht die Lage im Spektrogramm für Money For Nothing aus – allerdings ohne die „Streifen“. Die MoFi spielt bis in höhere Frequenzbereiche und wird dann bei etwa 20.000 Hertz offenbar hart abgeschnitten. Nur noch einzelne Ausschläge ragen über die 20.000 Hertz-Markierung hinaus.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits – The Man’s Too Strong
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits – The Man’s Too Strong

Wie schon die Wellenform-Diagramme ähneln sich auch die Spektrogramme für The Man’s Too Strong beider Pressungen. Beide spielen bis etwa 20.000 Hertz gleich laut und beide hören bei 20.000 aber auch knallhart auf. Unser Erklärungsversuch: Der Song wurde genau wie alle anderen digital aufgenommen, deshalb die Begrenzung auf 20 kHz. Der Analog-Digital-Wandler schaffte im Jahr 1985 einfach keine höheren Frequenzen. Um den Dynamikumfang des Stücks beim Mastern einzufangen, wurde ohne größeren Limitereinsatz auf analoges Tape gemastert. Die Spektrogramme der Back-To-Black-Version und der Abbey-Road-Version von Brothers in Arms zeigten in unserer Analyse übrigens ein ähnliches Bild. Auch dort fällt ausgerechnet dieser Titel mit einem besonders breiten Frequenzspektrum auf.

Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalierung) für Dire Straits – So Far Away
Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalierung) für Dire Straits – So Far Away

Spektrogramme mit linearer Skalierung verdeutlichen die Unterschiede in den hohen Frequenzbereichen. Für die Unterschiede im Bass und Grundton empfiehlt sich die logarithmische Skala. An den größeren violetten Flächen im Spektrogramm für So Far Away zeigt sich der stärkere Bassbereich der Brothers In Arms von Mobile Fidelity. Dieser ist nicht nur insgesamt lauter, sondern spielt auch bis in tiefere Regionen hinein als bei der 1985er.

Wie unterscheidet sich die Loudness der MoFi- und der 1985er-Pressung?

Loudness-Messung für Dire Straits – Brothers In Arms, NL 1985, Seite 1
Loudness-Messung für Dire Straits – Brothers In Arms, NL 1985, Seite 1
Loudness-Messung für Dire Straits – Brothers In Arms, Mobile Fidelity Sound Lab, 45 RPM Seite 1&2
Loudness-Messung für Dire Straits – Brothers In Arms, Mobile Fidelity Sound Lab, 45 RPM Seite 1&2

Mit dem Youlean Loudness Meter messen Toningenieure beim Mastern die Lautheit des Stereosignals. Da die Mobile Fidelity mit 45 RPM läuft und zudem die längeren CD-Versionen der Stücke verwendet wurden, lässt sich die Lautheit nur grob vergleichen. Wir haben für den vergleich die 5 Songs, die sich auf Seite 1 der 85er-Pressung befinden, hintereinander geschnitten. Auf der MoFi wären das also die Seiten 1 und 2 sowie der Track Why Worry von Seite 3. Insgesamt zeigt das Loudness-Meter für die 1985er einen Wert von -21,8 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale) an, für dieselben Titel der MoFi sind es -20,4 LUFS integrated. Die MoFi ist also insgesamt etwa 1,4 dB lauter als die LP aus dem Jahr 1985. Dafür sind vor allem zwei Titel verantwortlich. Im Diagramm als zweiter (Money For Nothing) und dritter Titel (Walk Of Life) erkennbar. Walk of Life (-19,2 LUFS vs. -16,7 LUFS) ist auf der MoFi um 2,5 dB lauter, Money For Nothing (-23,2 LUFS vs. -19,3 LUFS) sogar stolze 3,9 dB.

Loudness-Messung für Dire Straits – Brothers In Arms, NL 1985, Seite 2
Loudness-Messung für Dire Straits – Brothers In Arms, NL 1985, Seite 2
Loudness-Messung für Dire Straits – Brothers In Arms, Mobile Fidelity Sound Lab, 45 RPM Seite 3&4
Loudness-Messung für Dire Straits – Brothers In Arms, Mobile Fidelity Sound Lab, 45 RPM Seite 3&4

Für die Seite 2 der 1985er LP haben wir eine Lautheit von -21,2 LUFS integrated ermittelt, für die Seiten 3 & 4 der MoFi (ohne Why Worry) waren es -21,0 LUFS integrated. Dieser Unterschied fällt kaum ins Gewicht.

Wie gut klingt die holländische 1985er-Pressung von Brothers In Arms?

Mit 47 Minuten Laufzeit ist die 1985er einfach rappelvoll. Vor allem die Seite 1 liegt mit mehr als 25 Minuten jenseits dessen, was auf einer LP noch gut klingt. Denn bei so eng geschnittenen Rillen müssen Abstriche im Bass gemacht werden. Aber zur Erinnerung: Brothers In Arms sollte als Album die Vorzüge einer CD herausstreichen. Genauso klingt die LP auch. Etwas dünn, im Bass etwas schwach auf der Brust und mit viel kürzeren Laufzeiten.
Andererseits wurde das Album mit größter Sorgfalt aufgenommen und viel Wert auf guten Klang gelegt. Deshalb klingt auch die LP-Version aus dem Jahr 1985 nicht richtig schlecht. Aber auch nicht richtig gut.

Wie gut klingt die Mobile Fidelity Sound Lab-Pressung von Brothers In Arms?

Solche Probleme mit der Laufzeit kennt das Doppelalbum von Mobile Fidelity Sound Lab nicht. Hier sind nur zwei oder drei Titel auf einer Albumseite unterzubringen. Selbst bei der höheren Abspielgeschwindigkeit von 45 RPM gibt es also immer Platz für ausreichend Abstand zwischen den Rillen.

Dementsprechend gut klingt sie auch. Sowohl im Bass wie in den Höhen ist alles da, was die digitale Aufnahme hergibt. Alles klingt größer und fetter als auf der 85er. Auffällig ist jedoch die große Lautheit auf der ersten Hälfte des Albums. Mit Loudness-Werten von 16,7 (Walk Of Life) oder 19,3 LUFS (Money For Nothing) liegen beide Titel zwar noch weit unterhalb dessen, was heutzutage üblich ist. Dennoch fällt auf, dass das MoFi-Master wesentlich lauter war als das des LP-Originals von 1985.

Den Hörgenuss trübt das nicht. Das Doppelalbum von Mobile Fidelity Sound Lab erfüllt somit alle Erwartungen.

Titelliste

Side 1

  • So Far Away
  • Money For Nothing
  • Walk Of Life
  • Your Latest Trick
  • Why Worry

Side 2

  • Ride Across The River
  • The Man’s Too Strong
  • One World
  • Brothers In Arms
Dire Straits - Brothers In Arms, Vertigo 1985 NL
Dire Straits – Brothers In Arms, Vertigo 1985 NL
Dire Straits - Brothers In Arms, Vertigo 1985 NL
Dire Straits – Brothers In Arms, Vertigo 1985 NL
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Dire Straits Brothers In Arms MoFi
Dire Straits – Brothers In Arms, MFSL 2LP, 45RPM, 2015
Dire Straits - Brothers In Arms, MFSL 2LP, 45RPM, 2015
Dire Straits – Brothers In Arms, MFSL 2LP, 45RPM, 2015
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Dire Straits – Brothers In Arms, MFSL 2LP, 45RPM, 2015
InterpretDire Straits
TitelBrothers In Arms
LabelVertigoMobile Fidelity Sound Lab
Katalognummer824 499-1MFSL 2-441
Veröffentlicht19852015
Format12”2×12”
Umdrehungen/Minute3345
CoverSingle SleeveGatefold
BeigabenBedruckte InnenhülleStiffener
LackschnittPRS BaarnKrieg Wunderlich
PresswerkPRS BaarnRTI
Matrix-Runout824 499 1 2Y 5 ℗ 1985 670 03 1413 824 499 1 1Y 5 ℗ 1985 670 03 1 17    MFSL 2-441 A1 22677.1(3)… kw@MoFi MFSL 2-441 B2 22754.2(3)… kw@MoFi MFSL 2-441 C1 22677.3(3)… kw@MoFi MFSL 2-441 D1 22677.4(3)… kw@MoFi
Auflage/Limitierungk.A.
Fortlaufende Nummer20.035
HerstellungslandNiederlandeUSA