Damn The Torpedoes brachte nicht nur Tom Pettys Karriere in Schwung, das Album von 1979 setzte auch Maßstäbe für den Klang von Rock-LPs. Leider hat die aktuelle Reissue-LP ein paar Probleme.
Wie entstand Damn The Torpedoes von Tom Petty & The Heartbreakers?
Damn the Torpedoes erschien im Oktober 1979 als drittes Studioalbum von Tom Petty & The Heartbreakers. Die Aufnahmen fanden teilweise unter abenteuerlichen Umständen statt. Tom Petty ging damals gerade gegen seine Plattenfirma gerichtlich vor, weil er wie so viele junge Künstler einen unfairen Vertrag unterschrieben hatte. Da er sich gegen sein Label auflehnte, legte er sich als junger und damals noch relativ unbedeutender Künstler indirekt mit der gesamten Musikindustrie an. Wäre er mit seiner Klage gescheitert, wäre seine Karriere wohl beendet gewesen. Und uns wären im schlimmsten Fall eine Menge toller Songs und Alben wie etwa Southern Accents, Full Moon Fever oder Wildflowers entgangen.
Doch Petty (I Won’t Back Down) war damals schon ein Dickkopf und zog sein Ding durch. Im Studio übten die Musiker nicht nur die Stücke ein, es gab auch Übungen, wie die Tonbänder in Sicherheit gebracht werden könnten, sollte das Label jemals versuchen, die Bänder zu beschlagnahmen.
Gemeinsam mit dem Produzenten Jimmy Iovine (Dire Straits – Making Movies, Patti Smith – Easter u.v.m.) und dem Tontechniker Shelly Yakus entwickelte die Band einige Aufnahmetechniken, für einen fetteren Schlagzeugsound. Die Methoden wurden in der Folge zum Standard bei der Aufnahme aller Rock-LPs, deshalb fällt der Fortschritt heute nicht mehr auf. Wer es nachvollziehen möchte, sollte mit den beiden vorigen Tom Petty-Alben vergleichen. Damn The Torpedoes klingt in jeder Beziehung besser.


Welche Versionen von Damn The Torpedoes vergleichen wir?
Pressung 1: Wir hörten die europäische Erstpressung, die 1979 bei Bovema in den Niederlanden gepresst wurde. Sie besitzt ein Single Sleeve sowie eine bedruckte Innenhülle und wurde auf 134g Vinyl gepresst.
Pressung 2: Das aktuelle Reissue von 2017 stammt von Geffen und ist in der Back-To-Black-Serie erschienen. Den Lackschnitt verantwortet Chris Bellman, der auch die übrigen Tom-Petty-Wiederveröffentlichungen geschnitten hat. Laut Discogs werden hier die Pressstempel des älteren Reissues von 2010 verwendet. In diesem Fall wäre der Lackschnitt von einem digitalen Remaster erfolgt. Die Platte, gepresst bei Record Industry in Holland, wiegt 204g und besitzt dasselbe bedruckte Innersleeve wie das Original und dasselbe hochglänzend laminierte Single Sleeve. Allerdings wurden für die Innen- wie die Außenhülle stabileres Material verwendet als 1979.
Weitere Alben aus dem Jahr 1979 bei Uebervinyl.de
Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der beiden Pressungen?

Das Wellenform-Diagramm für Refugee zeigtkaum Unterschiede. Beide Versionen wurden per Kompressor/Limiter auf einen hohen Durchschnittspegel gebracht. Dennoch lassen beide Pressungen genügend Luft um beispielsweise die dynamischen Unterschiede zwischen Vers und Chorus abzubilden.

Dasselbe Spiel im Diagramm für Here Comes My Girl auch hier wird musikalische Spannung im Vers aufgebaut, die sich dann im Refrain entlädt. Die Unterschiede bleiben überschaubar, wobei die 2017er minimal niedriger gepegelt scheint.

Auch das Diagramm für Don’t Do Me Like That offenbart keine großen Differenzen. In beiden Fällen schnitt der Limiter zahlreiche Pegelspitzen ab. Doch die Ausschläge sind unterschiedlich lang, was auf den Einsatz eines analogen Kompressors schließen lässt. Vermutlich hat Chris Bellman einfach die Kompression verwendet, die auf dem Original-Master bereits vorhanden war, während die 1979er Pressung vor dem Lackschnitt noch geringfügig zusätzliche Kompression erhielt
Wie unterscheidet sich die Loudness der beiden Pressungen?


Die Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter bestätigt den Verdacht mit der zusätzlichen Kompression bei der 1979er. Für die Seite 1 der europäischen Erstpressung von Damn The Torpedoes maßen wir beachtliche -17,7 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale), für die Back to Black nur -18,3 LUFS integrated. Übersetz bedeutet dies, dass die Seite 1 der 1979er durchschnittlich um 0,6 dB lauter ist.


Für die Seite 2 fällt der Unterschied sogar noch größer aus. -17,7 LUFS integrated (1979) vs. -19,1 LUFS integrated (Back to Black). Hier spielt die 1979er also sogar um 1,4dB lauter.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der beiden Pressungen?

Das Frequenz-Spektrogramm für Refugee zeigtauf denersten Blick ein sehr ähnliches Bild.Beide Pressungen spielen bis in höchste Höhen.Die 2017er Version sogar noch etwas lauter als die 1979er. Dabei liegt der Durchschnittspegel der 2017er sogar einen Tick niedriger. Relativ scheinen bei der Neuauflage die Höhen also etwas stärker vertreten.

Im Spektrogramm für Here Comes My Girl kommen die Frequenzen bis 10 kHz bei der 1979er stärker zum Vorschein. Die Frequenzbereiche darüber treten auf der 2017er stärker auf.

Noch deutlicher sichtbar wird diese Höhenbetonung im Spektrogramm für Don’t Do Me Like That. Bis etwa 10.000 Hertz lassen sichim Diagramm der 1979er mehr intensiv rote Flächen ausmachen. Oberhalb der 10 kHz sind die Ausschläge der 2017er deutlicher zu erkennen.

Spektrogramme mit linearer Skalierung bribgen die Differenzen im Mitten- und Hochtonbereich zum Vorschein.Unterschiede im Bass- und Grundtonbereich lassen sich aus Spektrogrammen mit logarithmischer Skala ablesen.Das Spektrogramm für Refugee ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Das Schaubild für die 2017er zeigt größere violette Flächen, was lauteren Bass und lauteren Grundton bedeutet.
Wie gut klingt die 1979er-Pressung von Damn The Torpedoes?
Höhen: Der letzte Glanz in den Höhen fehlt, was aber nicht weiter stört.
Mitten: Hier spielt die Musik. Die Stücke sind dicht arrangiert mit Stimmen, Gitarren und Keyboards plus einigen Overdubs, die sich alle in ähnlichen Frequenzen tummeln. Jede Spur klingt im besten Sinne selbstverständlich und fügt sich in den harmonischen Gesamtsound einer tight spielenden Band ein.
Bässe: Im Bass spielt die 1979er auch hörbar etwas dünner als die 2017er.
Dynamik: Obwohlsie insgesamt etwas stärker komprimiert wurde als die 2017er, leistet sie sich hier keine ernsthafte Schwäche.
Instrumententrennung: Shelly Yakus und Jimmy Iovine haben ganze Arbeit geleistet. Alle Instrumente lassen sich gut durchhören und trennen sich sauber voneinander. Trotzdem spielt die Band als Einheit und macht gehörig Druck. Ein perfekter Mix.
Laufruhe: Auch nach über 40 Jahren zeigt die 1979er keine Alterserscheinungen. Und die Laufruhe zwischen den Stücken oder den leisen Passagen ist für einen Industriepressung über jede Kritik erhaben.
Wie gut klingt die Back To Black-Pressung von Damn The Torpedoes?
Höhen: In den Höhen hat die Back to Black eindeutig mehr zu bieten als die 1979er. Allerdings wird der Klang dadurch teilweise zu spitz und unnötig eckig.
Mitten: Tom Pettys Stimme wurde hier per Equalizer etwas stärker in den Vordergrund geschoben. Doch dadurch leider der fein austarierte Mix im Mittenbereich ein wenig.
Bässe: In den untersten Lagen schiebt die 2017er tatsächlich ein kräftiger an. Insbesondere die Bassdrum erhielt mehr Körper.
Dynamik: Messtechnisch ist die 2017er in dieser Disziplin besser als die 1979er. Im Hörtest brachte dies aber keine echten Vorteile in Sachen Dynamik.
Instrumententrennung: Hier wurde zwar per Equalizer ein klein wenig umsortiert. Doch der Mix ist so gut, dass durch ein paar kleinere Frequenzkorrekturen keine Probleme entstehen und die Transparenz erhalten bleibt.
Laufruhe: Leider keine Selbstverständlichkeit, aber die Back to Black läuft relativ ruhig und hat nur wenige Hintergrundgeräusche.
Titelliste
Side 1
- Refugee
- Here Comes My Girl
- Even The Losers
- Shadow Of A Doubt (A Complex Kid)
- Century City
Side 2
- Don’t Do Me Like That
- You Tell Me
- What Are You Doing In My Life?
- Louisiana Rain












Interpret | Tom Petty & The Heartbreakers | |
Titel | Damn The Torpedoes | |
Label | MCA | Geffen |
Katalognummer | 1A 062-63391 | 00602547658302 |
Veröffentlicht | 1979 | 2017 |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | Bedruckte Innenhülle | Bedruckte Innenhülle |
Lackschnitt | Bovema / EMI Studios | Chris Bellman, Bernie Grundman Mastering |
Presswerk | Bovema / EMI Studios | Record Industry |
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Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Niederlande | Niederlande |
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