Dire Straits – Dire Straits (MoFi 45 vs. Vertigo)

Vom Debütalbum der Dire Straits gibt es einige Reissues. Jetzt auch als audiophiles Doppelalbum von MoFi mit 45 RPM. Im Sound-Duell vergleichen wir sie mit einer deutschen Erstpressung.

Ein paar Gedanken zu Dire Straits – Dire Straits

Das erste Album der Dire Straits erschien im Sommer 1978, mitten in der Hochzeit von Punk und New Wave. Der Laid-back Rock der Knopfler-Brüder Mark und David war für die Zeit so spektakulär unspektakulär, dass er einfach auffallen musste. Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal zu anderen klassischen Rockbands war definitiv die Leadgitarre von Mark Knopfler, die hier glasklar meist aus dem linken Kanal ertönt. Statt mit einem Plektrum spielt Knopfler mit den Fingern, was ihm ein besonders variables Spiel ermöglicht. Sultans of Swing war zuvor schon ein kleinerer Radio-Hit in GB gewesen. Songs wie Down To The Waterline oder In The Gallery stehen dem bekanntesten Titel des Erstlings in nichts nach.

Mit ihrem ersten Album gelang Dire Straits so gleich ein Meilenstein des Classic-Rock. Weitere wie Making Movies oder Brothers In Arms sollten folgen.

Dire Straits – Dire Straits, 2019 Mobile Fidelity Sound Lab
Dire Straits 78 Front
Dire Straits – Dire Straits, 1978 Vertigo/Phonogram

Welche Versionen vergleichen vom Debütalbum der Dire Straits vergleichen wir?

Dire Straits brachten ihr gleichnamiges Erstlingswerk im Juli 1978 in den Handel. Unser Exemplar ist eine deutsche Erstpressung, die im Single Sleeve ein Insert mit Lyrics und Bandfoto als Zugabe erhielt und auf 132g Vinyl gepresst wurde.

Die Version von Mobile Fidelity Sound Lab aus dem Jahr 2019 wiegt dagegen glatt 200g. Hier haben wir es mit einem Doppelalbum Original Master Recording Serie zu tun, das mit 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt wird. Wie man es von einer MoFi erwarten darf, stecken die beiden 45er Platten in hochwertigen MoFi-Hüllen, geschützt von einem Stiffener und einem Gatefold-Cover aus richtig dickem Karton.

Wie unterscheiden sich die Vertigo- und die MoFi-Pressung im Hörtest?

Bei der Vertigo fällt sofort auf: Das klingt schon richtig gut. Zur entspannten Musik der Dire Straits passt das warme und unaufgeregte Klangbild. Alles ruht auf einem stabilen Fundament des dezent gespielten aber dennoch druckvollen Schlagzeugs. Darüber bilden seidige Gitarren den Klangteppich auf dem sich die glasklare Leadgitarre austoben kann. Unsere deutsche Pressung aus dem Erscheinungsjahr 1978 gibt das alles ganz vorzüglich wieder und wirkt im Bass sogar etwas stärker als die MoFi.

Die audiophile MoFi-Version läuft mit 45RPM und bietet gegenüber der deutschen Erstpressung von allem etwas mehr: mehr Offenheit, mehr Transparenz, mehr Druck und ein etwas strafferer Bass. Vor allem die zurückhaltenden Nummern wie Six Blade Knife, Lions oder Wild West End profitieren vom MoFi-Remaster. Aber auch den Drum-Einsatz in Southbound Again habe ich noch nie so druckvoll gehört. Bei der Musik der Dire Straits geht es um die Details. Knopflers nuancenreiches Gitarrenspiel braucht viel Raum im Klangbild, um sich entfalten zu können. Häufig streichelt er die Saiten nur. Je präziser diese Nuancen abgebildet werden, desto besser kommen sie zur Geltung.

Weitere Alben aus dem Jahr 1978 bei Uebervinyl.de

Wie unterscheiden sich Pegel und Dynamik der MoFi- und der Vertigo-Pressung?

Wellenform-Diagramm für Dire Straits - Down To The Waterline
Wellenform-Diagramm für Dire Straits – Down To The Waterline

Im Wellenform-Diagramm für Down To The Waterline zeigt sich, dass beide Pressungen heiß geschnitten wurden. Hier erkennt man, dass in beiden Fällen analoge Masterbänder im Einsatz waren. Zum Einen gab es 1978 noch gar keine digitalen Files. Andererseits wurden Bänder damals in der Regel leicht bis in den roten Bereich hinein ausgesteuert, um etwas Bandsättigung zu erhalten. Ein weiteres Indiz für die rein analoge Bearbeitung lässt sich an den Pegelspitzen ablesen. Diese Transienten sind hier zwar abgeschnitten, bilden aber dennoch eine unregelmäßige Linie, wie sie für analoge Kompressoren/Limiter typisch ist. Moderne Brickwall-Limiter, wie sie beim CD-Mastering verwendet werden, erzeugen hingegen eine schnurgerade Linie.

Im Mittelteil (grüne Pfeile) zeigt sich, dass die MoFi sogar einen Tick lauter komprimiert wurde. Da Mobile Fidelity aber in der Regel auf zusätzliche Dynamikkompression verzichtet, muss man davon ausgehen, dass sich das US-Masterband in dieser Beziehung von der Masterkopie unterscheidet, mit der die deutsche Erstpressung geschnitten wurde.

Wellenform-Diagramm für Dire Straits - Sultans Of Swing
Wellenform-Diagramm für Dire Straits – Sultans Of Swing

Das Wellenform-Diagramm für Sultans Of Swing bringt in dieser Hinsicht keine Erkenntnisse. Beide Versionen sehen durchgängig ungefähr gleich aus und weisen unregelmäßige Pegelspitzen auf.

Wellenform-Diagramm für Dire Straits - Wild West End
Wellenform-Diagramm für Dire Straits – Wild West End

Deutliche Unterschiede zeigt das Wellenform-Diagramm für Wild West End. Erneut ist die MoFi etwas lauter. im ersten Viertel des Stücks (Pfeile) fängt die MoFi gleich lauter an, während die 1978er die Lautstärke langsam steigert.

Wie unterscheiden sich die Frequenzgänge der MoFi- und der Vertigo-Pressung?

Frequenz-Spektrogramm für Dire Straits - Down To The Waterline
Frequenz-Spektrogramm für Dire Straits – Down To The Waterline

Das Frequenz-Spektrogramm für Down To The Waterline offenbart große Unterschiede zwischen der Vertigo- und der MoFi-Pressung. Oberhalb von 16.000 Hertz (Linie) verzeichneten wir für die 1978er-Pressung nur noch vereinzelte blasse Ausschläge. Die MoFi spielt dagegen bis weit über 20.000 Hertz hinauf noch munter weiter.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits - Sultans Of Swing
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits – Sultans Of Swing

Ganz ähnlich, nur noch mal viel krasser, zeigt sich die Stärke in den Höhen im Spektrogramm für Sultans Of Swing. Erneut passiert oberhalb der gestrichelten Linie bei 16 kHz auf der deutschen Vertigo nicht mehr viel, während die MoFi bis 20 kHz und darüber zur Höchstform aufläuft.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits - Wild West End
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Dire Straits – Wild West End

Das Muster zieht sich durch alle Stücke durch – mal mehr, mal weniger. Deshalb zeigt auch das Spektrogramm für Wild West End die gleiche Stärke in den Höhen an.

Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalieriung) für Dire Straits - Down To The Waterline
Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalieriung) für Dire Straits – Down To The Waterline

Spektrogramme mit linearer Skalierung verdeutlichen die Unterschiede in den hohen Frequenzen. Die logarithmische Skalierung zeigt Unterschiede bei den Bässen und unteren Mitten an. Im Bereich zwischen 120 Hz und 600 Hz erkennen wir keine großen Abweichungen zwischen den Spektrogrammen. Doch am unteren Ende der Skala finden sich bei der MoFi ein paar violette Ausschläge mehr.

Welche Pressung von Dire Straits – Dire Straits ist lauter gemastert?

Loudness-Messung für Dire Straits - Dire Straits, Vertigo 1978, Seite 1
Loudness-Messung für Dire Straits – Dire Straits, Vertigo 1978, Seite 1
Loudness-Messung für Dire Straits - Dire Straits, Mobile Fidelity Sound Lab 2019, Seite 1&2
Loudness-Messung für Dire Straits – Dire Straits, Mobile Fidelity Sound Lab 2019, Seite 1&2

Die Loudness Messung mit dem Youlean Loudness Meter zeigt in diesem Fall nur geringe Unterschiede. Offensichtlich fällt eigentlich nur ein Titel auf: Six Blade Knife, in beiden Diagrammen der vierte Titel, wurde auf der Pressung von Mobile Fidelity Sound Lab etwas leiser gemastert. Die grünen Flächen für geringe Lautheit fallen im unteren Diagramm deutlich größer aus. Der Wert für die Lautheit der gesamten Seite 1 beträgt für die deutsche Erstpressung -16,0 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale), für die MoFi (Seiten 1 und 2 gemeinsam gemessen) sind es -16,1 LUFS integrated. der Unterschied ist sehr gering

Loudness-Messung für Dire Straits - Dire Straits, Vertigo 1978, Seite 2
Loudness-Messung für Dire Straits – Dire Straits, Vertigo 1978, Seite 2
Loudness-Messung für Dire Straits - Dire Straits, Mobile Fidelity Sound Lab 2019, Seiten 3&4
Loudness-Messung für Dire Straits – Dire Straits, MoFi, Seiten 3&4

Auch der zweite Teil des Albums wurde in beiden Fällen ungefähr gleich laut gemastert. Sultans of Swing, der erste Titel auf Seite 2 der 1978er und auf Seite 3 der MoFi, ist der mit Abstand lauteste Titel. Unsere Messung ergab für die 1978er einen Wert von -15,2 LUFS integrated, für die MoFi sogar -14,5 LUFS. Das bedeutet, dass die MoFi hier um etwa 0,7 dB lauter spielt als die deutsche Erstpressung. Bei den übrigen Titeln sind keine großen Unterschiede zu erkennen. Der Loudness-Wert für die Seite 2 der deutschen erstpressung liegt bei -16,8 LUFS, für die Seiten 3&4 der MoFi haben wir -16,5 LUFS gemessen. Der Unterschied von 0,3 dB fällt nicht weiter ins Gewicht.

Wie gut klingt die deutsche Erstpressung von Dire Straits – Dire Straits?

Die deutsche Erstpressung von 1978 ist Second Hand meist noch günstig zu bekommen. Völlig souverän und unaufgeregt zieht sie ihre Runden und vermittelt ein wohlig, warmes Klangbild. In punkto Dynamik und Lautheit besitzt sie sogar ganz leichte Vorteile gegenüber der MoFi. Allerdings kann sie in den Höhen bei weitem nicht mit der MoFi mithalten. Sie klingt nicht schlecht. Nur eben nicht ganz so gut wie die MoFi.

Wie gut klingt die Mobile-Fidelity-Pressung von Dire Straits – Dire Straits?

Wer die am besten klingende Variante haben möchte, kommt wahrscheinlich nicht an der Mobile Fidelity Sound Lab mit 45 Umdrehungen vorbei. Die audiophile Edelausgabe des Debütalbums der Dire Straits klingt in jeder Dimension nach mehr. Die Nuancen werden präziser abgebildet, alles klingt einen Hauch straffer. Dass sie minimal lauter gemastert wurde, fällt nicht ins Gewicht. Ihr größeres Frequenzspektrum macht dies mehr als wett. Frequenzen über 16 kHz kann der Mensch vielleicht nicht sehr gut hören, aber er spürt sie. Die MoFi klingt einfach größer und luftiger. Das Sound-Duell entscheidet die MoFi-45er am Ende klar für sich.

Titelliste

Side 1

  • Down To The Waterline
  • Water Of Love

Side 2

  • Setting Me Up
  • Six Blade Knife
  • Southbound Again

Side 3

  • Sultans Of Swing
  • In The Gallery

Side 4

  • Wild West End
  • Lions
Das Mofi-Cover ist deutlich heller ...
Das Mofi-Cover ist deutlich heller …
Das lässt sich nicht nur mit ...
Das lässt sich nicht nur mit …
Das Gatefold-Cover der MoFi greift ...
Das Gatefold-Cover der MoFi greift …
Die Texte waren beim Original ebenfalls ...
Die Texte waren beim Original ebenfalls …
Die Mofi läuft mit 45 RPM und braucht ...
Die Mofi läuft mit 45 RPM und braucht …
... deshalb vier Plattenseiten ...
… deshalb vier Plattenseiten …
... um das Originalalbum ...
… um das Originalalbum …
... als Doppelalbum wiederzugeben.
… als Doppelalbum wiederzugeben.
... als das deutsche Original von 1978.
… als das deutsche Original von 1978.
...Nachdunkeln erklären.
…Nachdunkeln erklären.
... das Insert des Originals auf.
… das Insert des Originals auf.
... auf dem Insert untergebracht.
… auf dem Insert untergebracht.
Die neun Songs des Albums ...
Die neun Songs des Albums …
... passen bei 33 RPM locker auf zwei Plattenseiten.
… passen bei 33 RPM locker auf zwei Plattenseiten.
InterpretDire Straits
TitelDire Straits
LabelMobile Fidelity Sound LabVertigo/Phonogram
Veröffentlicht20191978
KatalognummerMOFI 2-466Vertigo ‎– 6360 162
Format2×12“12“
Umdrehungen/Minute4533 1/3
TypAlbumAlbum
CoverGatefoldSingle Sleeve
BeigabenGestaltet Innenhülle mit Lyrics und BandfotoInlay mit Lyrics und Bandfoto
QuelleAnalogAnalog
MasteringHalf Speed Masteringk.A.
Mastered by   Krieg Wunderlich, assisted by Shawn R. Brittonk.A
PresswerkRTIk.a.
Matrix-RunoutMFSL 2-466 A8 31551-1 (3)… KW@MoFi MFSL 2-466 B4 31498-2 (3)… KW@MoFi MFSL 2-466 C4 31498.3 (3)… KW@MoFi MFSL 2-466 D4 31498.4 (3)… KW@MoFi10 AA6360162 1Y 320 10 AA6360162 2Y 320
Auflage/Limitierung
Fortlaufende Nummer008230
HerstellungslandUSADeutschland