Wir vergleichen eine Wiederveröffentlichung von Making Movies für den Massenmarkt mit einer sehr teuren audiophilen Neuauflage. Ist das überhaupt fair?


Welche Versionen von Dire Straits – Making Movies werden verglichen?
Making Movies erschien erstmals 1980. Wir betrachten hier zwei Reissues, die beide aus dem Jahr 2019 stammen. Auf der einen Seite haben wir eine Variante aus der Back To Black-Serie, die mit 33 RPM pro Minute läuft und laut Hype Sticker von den originalen „analogen und digitalen Masters“ geschnitten wurde. Die Back to Black Serie wird überall zu (noch) moderaten Preisen gehandelt.
Ganz im Gegensatz zum Kontrahenten von Mobile Fidelity Sound Lab, die nur bei ausgesuchten Fach- und Hifi-Händlern zu haben ist. Die streng limitierte und fortlaufend nummerierte Pressung von RTI soll höchsten audiophilen Kriterien genügen und wird deshalb zu hohen Preisen verkauft. Falls man ein Exemplar ergattert. In der Regel sind MoFi-Reissues schneller vergriffen als man Matritzenschneidemaschine sagen kann. Das analoge Mastertape liegt auch der MoFi zugrunde, die zur Serie Original Master Recording zählt. Die Mobile Fidelity läuft mit 45 Umdrehungen und wurde deshalb auf zwei LPs verteilt, was den Preis nochmals erhöht.
Ein paar Hintergründe zu Making Movies von Dire Straits
Making Movies war das dritte Studioalbum der Dire Straits und das erste, das ohne David Knopfler eingespielt wurde. Die Brüder Mark und David Knopfler hatten sich zuvor überworfen. David wollte eine wichtigere Rolle in der Band, Mark wollte das Ruder nicht aus der Hand geben.
Musikalisch wirkte sich das sofort hörbar aus. Kaum war der Rhythmusgitarrist ausgestiegen, prompt prägt beim Album-Opener Tunnel Of Love ein prominent platziertes Keyboard das Klangbild.
Making Movies wurde in New York im Power Plant Studio aufgenommen und von Jimmy Iovine produziert, der mit Alben von Tom Petty, Patti Smith und ganz besonders Bruce Springsteen bereits erfolgreich war. Und als ein Keyboarder gebraucht wurde, brachte Iovine den Keyboarder der E-Street Band, Roy Bittan, ins Spiel. Ein Glücksgriff, wie sich zeigen sollte. Denn Bittans Piano- und Orgelspiel hebt die Songs der Dire Straits nach dem hervorragenden ersten und eher mittelprächtigen zweiten Album auf eine neue Stufe.
Wie sind die beiden Versionen von Making Movies ausgestattet?
Die Back to Black erhielt neben dem Originalcover auch die originale, bedruckte Innenhülle sowie eine Download-Karte. Gepresst wurde auf 180g-Vinyl bei MPO und zwar sehr sorgfältig ohne erkennbare Fehler.
Die MoFi verwendet besonders starken Karton für sein Gatefold-Cover. Auf der Innenseite des Covers wird das Layout der Original-Innenhülle wiederholt. MoFi-typisch stecken die 180g schweren 12“-Scheiben in teuren antistatischen Innenhüllen und zusätzlich in Schubern aus Karton, den sogenannten Stiffenern.
Wie gut klingen die Back to Black- und die MoFi-Pressung von Making Movies?
Die Reissues aus der Back to Black Serie sind nicht immer ein Garant für tolle Klangqualität. Doch hier gibt es keine Beschwerden: Beide Varianten von Making Movies klingen sehr gut. Die Produktion von Jimmy Iovine bietet so gutes Ausgangsmaterial, was Dynamik, Bühne, Staffelung und Klangfarben angeht, dass Chris Bellman für die Back To Black und Krieg Wunderlich für MoFi beim Schneiden ihrer Matritzen nur etwas per Equalizer kolorieren mussten.
Nach einigem Einhören konnten wir die beiden Pressungen zunächst an der Klangfarbe der Gesangsstimme blind unterscheiden. Bei der Back to Black tönt Mark Knopfler in Romeo And Juliet etwas rauchiger, bei der MoFi etwas wärmer und weniger kantig. Ganz ähnlich, wie dies beispielsweise auch die MoFi-Varianten von Bob Dylans Bringing It All Back Home oder John Wesley Harding auszeichnet. Krieg Wunderlich hat einfach ein Händchen dafür, mäßige Gesangsstimmen wie die von Dylan oder Knopfler klanglich zu veredeln.
In Expresso Love akzentuiert die Back to Black die Rhythmusgruppe aus Bass, Schlagzeug und Gitarre stärker, bei der MoFi erscheint das Klangbild etwas offener und transparenter.
Der Eindruck setzt sich auch auf Hand in Hand fort: Die MoFi ist wohl insgesamt etwas heller und höhenreicher, während die Back To Black mehr Fokus auf das Geschehen im unteren Mittenbereich legt.
Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der Back to Black- und der MoFi-Pressung?

Das Wellenform-Diagramm zu Romeo And Juliet weist für beide Pressungen von Making Movies große Übereinstimmungen auf. Die Zahl der Pegelspitzen, die vom Limiter aufgehalten wurden, ist etwa gleich. Auch der Gesamtpegel ähnelt sich. Ein paar kleine Unterschiede gibt es trotzdem: In den Bereichen der Pfeile wurde die Back-To-Black (oben) etwas lauter ausgesteuert. Beim Hörtest fiel dieser geringe Unterschied jedoch nicht auf.

Auch das Wellenform-Diagramm von Expresso Love zeigt in beiden Fällen ein sehr ähnliches Bild. Beide Pressungen verfügen über genügend Headroom, um die Dynamik des Stücks abzubilden.

Im Frequenz-Spektrogramm zu Expresso Love bestätigt sich das Gefühl aus dem Hörtest. Die Back To Black-Pressung ist im Bereich des Grundtons und der unteren Mitten lauter. Erkennbar ist das an den größeren orangefarbenen Flecken oberhalb der gestrichelten Linie im oberen Diagramm. Im Hörtest war dies als Betonung der Rhythmusgruppe wahrnehmbar.
In den oberen Mitten und Höhen sieht das Bild in beiden Diagrammen zwar ungefähr gleich aus. Doch da die übrigen Frequenzen nicht so betont wurden, erscheint der Höhenanteil der MoFi größer.
Welche Pressung von Dire Straits – Making Movies klingt besser?
Wie erwähnt, klingen beide Pressungen von Making Movies richtig gut. Dynamik, Stereobühne und Staffelung überzeugen. Dies ist eine der bestklingenden Produktionen der frühen 80er Jahre, die bei beiden Reissues mit viel Gefühl und Augenmaß in die Neuzeit transferiert wurden.
Die MoFi klingt etwas heller, die Back to Black etwas gedeckter. Eigentlich könnte man sagen: Geschmackssache. Wäre da nicht der enorme Preisunterschied. Für die MoFi muss wahrscheinlich der dreifache Kaufbetrag kalkuliert werden wie für die Back to Black. Das macht die hervorragende Back to Black von Making Movies zu einem echten Schnäppchen. Sammler – entweder von Dire Straits-Vinyl oder MoFi-Veröffentlichungen – brauchen auch die MoFi, die aller Erwartungen an die Qualität einer MoFi aus der Original Master Recording Serie erfüllt. Aber der eigentliche Star dieses Vergleichs ist die Back to Black nicht zu toppen. Klare Kaufempfehlung!
Titelliste
Side 1
- Tunne Of love
- Romeo And Juliet
- Skateaway
Side 2
- Expresso Love
- Hand In Hand
- Solid Rock
- Les Boys
Interpret | Dire Straits | |
Titel | Making Movies | |
Label | Mercury | Mobile Fidelity Sound Lab |
Veröffentlicht | 2019 | 2019 |
Katalognummer | 3752905 | MFSL 2-468 |
Format | 12“ | 2×12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 45 |
Typ | Album | Album |
Cover | Single Sleve | Gatefold |
Beigaben | Bedruckte Innenhülle, Download Card | Stiffener, MoFi-Innenhüllen |
Laquer cut by | Chris Bellman | Krieg Wunderlich, Shawn. R. Britton |
Presswerk | MPO | RTI |
Matrix-Runout | 0602537529056 A 1-47771-A MPO 3752905-A 114057E1/A1 -20318- 0602537529056 B 1-47771-B² MPO 3752905-B GZ 114057E2/A -20318- [MPO logo] 19 143148 | MFSL 2-468 A2 31538.3 (3)… kw@MoFi MFSL 2-468 B5 32099.2 (3)… kw@MoFi MFSL 2-468 C4 31539.3 (3).. kw@MoFi MFSL 2-468 D2 31538 43 (3).. kw@MoFi |
Auflage/Limitierung | – | k.A. |
Fortlaufende Nummer | – | 7028 |
Herstellungsland | EU | USA |














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