This Year’s Model, das zweite Album von Elvis Costello, ist zugleich das erste mit den Attractions. Wir haben die audiophile MoFi-Neuauflage mit dem UK-Original zum Duell geschickt und große Unterschiede entdeckt.


Welche Versionen von This Year’s Model vergleichen wir?
Bei der älteren Pressung handelt es sich um die UK Erstpressung aus dem Jahr 1978 auf Stiff/Radar. Die Radar-Ausgabe steckt zwar nur in einem Single Sleeve aus gewöhnlichem Karton dafür gibt es bei dieser limitierten Erstausgabe eine gestaltete Innenhülle plus Bonus-Single „A Stranger In The House/Neat Neat Neat“. Wie der Preissticker auf dem Cover zeigt, hat mich die Platte gebraucht mal 12 Mark gekostet. UK-Erstausgabe mit Bonus-Single (limitiert auf 5.000 Stück) in VG+!!! Das waren noch Zeiten… Die UK-Version hat zudem den Song (I Don’t Want To Go To) Chelsea auf Seite 2, der auf beiden Alben nicht auf dem Cover aufgeführt wird.
Wie der Preissticker auf dem Cover zeigt, hat uns die Platte gebraucht mal 12 Mark gekostet. UK-Erstausgabe mit Bonus-Single (limitiert auf 5.000 Stück) in VG+!!! Das waren noch Zeiten… Die UK-Version hat zudem den Song (I Don’t Want To Go To) Chelsea auf Seite 2, der aber auf dem Cover nicht aufgeführt wird.
This Year’s Model von Mobile Fidelity Sound Lab erschien 2010 unter der Flagge der Original Master Recordings und erhielt die übliche hochwertige Verpackung: Gatefold-Cover aus hochwertigem Karton, antistatische Mofi-Innenhülle, Stiffener.
MFSL hält sich beim Cover dieses mal nicht an das US-Original, das ohne die vermeintlichen „Druckfehler“ veröffentlicht wurde, sondern an die UK-Variante: Das Originalcover wird genauestens kopiert. Für das Gatefold-Cover wurde kurzerhand die Grafik der bedruckten Innenhülle wiederverwendet.
Ein paar Hintergründe zur Musik auf This Year’s Model von Elvis Costello
This Year’s Model, das zweite Album von Elvis Costello, das erste mit den Attractions, macht dort weiter, wo das Debüt aufhörte. Schnelle, kurze Nummern, sehr energetisch, clevere Texte, klassisch gutes Songwriting. Schon hier klingen Elvis und seine neue Begleitband wie aus einem Guss. Easter-Egg in der Auslaufrille: „RING, MOIRA ON 434 3232 FOR YOUR SPECIAL PRIZE”. Moira war eine Label-Mitarbeiterin zu der Zeit. Die ersten 1000 Anrufer unter der eingeritzten Nummer im Deadwax erhielten ein kleines Geschenk (Badge) zugeschickt.
Wie gut klingen die Pressungen von MoFi und Radar im Vergleich?
Nach mehr als 40 Jahren gibt es ein bei der Erstausgabe von Radar ein paar Hintergrundgeräusche mehr, als man gerne hätte. Der Sound ist für vieles optimiert, nur nicht für audiophile Ansprüche. Viel Druck, viele bissige Mitten, Elvis‘ Stimme schneidet sich ihren Weg durch den Bandsound. Da Costello meist im Punk/News Wave Regal zu finden war, musste die Platte auch klangästhetisch mithalten können.
Bei der MoFi gibt es dagegen keine nennenswerte Geräuschkulisse. Zudem hört man deutlich mehr Bass als bei der Erstausgabe. Dafür klingen die Stimme und Orgel nicht mehr ganz so schneidend. Insgesamt wirkt die MoFi etwas aufgeräumter und wie schon beim Debütalbum My Aim Is True deutlich weniger laut gemastert als das Original. Ein audiophiles Meisterwerk klingt anders – aber das war wohl auch gar nicht gewollt.
Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der Pressungen von MoFi und Radar?

Die Erstausgabe von Radar (oben) zeigt sich im Wellenform-Diagramm für No Action im Vergleich zur MoFi erkennbar lauter und wesentlich stärker komprimiert und limitiert. Der schwarze Graph im oberen Bild zeigt erheblich mehr Pegelspitzen, die den Anschlag des Limiters erreichen. So werden die Lautstärkeunterschiede nivelliert, leise Passagen werden lauter, der Unterschied zu lauten Passagen fällt kleiner aus. Im Unterschied dazu weist die MoFi einen deutlich niedrigeren Pegel auf. Hier fallen die Pegelspitzen unterschiedlich lang aus. Das bedeutet, dass mehr von den tatsächlichen Lautstärkeunterschieden der musikalischen Performance erhalten bleibt.

Das Wellenform-Diagramm für Pump It Up weist die gleichen Unterschiede auf. Obwohl der Song gefühlt keine großen Dynamiksprünge enthält und stets ungefähr gleich laut zu sein scheint, gibt die MoFi die Transienten unterschiedlich laut wieder. Im Gegensatz dazu bilden die Transienten auf der Radar eine gerade Linie, weil der Limiter die Spitzen abschneidet.

Auch das Wellenform-Diagramm für Living In Paradise zeigt in der MoFi-Variante keinerlei Anzeichen von Dynamikkompression. Stattdessen wurde die 78er erneut hochkomprimiert und limitiert, um einen hohen Durchschnittspegel bei gleichbleibender Lautheit zu erzielen.
Wie unterscheidet sich die Lautheit der 78er- und der MoFi-Pressung?


Die Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter wird von Toningenieuren verwendet, um beim Mastern und Remastern vergleichbare Werte für die Lautheit und Dynamik zu erhalten. Uns interessiert hier vor allem der Wert LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale, entspricht etwa einem dB) jeweils links unten im Eck der Diagramme. Faustregel: Je niedriger der Betrag des Wertes, desto lauter ist ein Signal. Für die 78er maßen wir -17,0 LUFS, für die MoFi -22,6 LUFS. Demnach ist die 78er um 5,6 dB lauter als die MoFi.


Für Seite 2 ermittelten wir bei der 78er -17,4 LUFS und -23,7 LUFS für die MoFi. Also sogar ein Unterschied von 6,4 dB und ist damit einer der größten Loudnessunterschiede, die wir bislang gemessen haben.
Wie sieht das Frequenzspektrum für die 78er- und die MoFi-Pressung aus?

Das Spektrogramm bildet die Lautstärke verschiedener Frequenzen ab. Die lautesten Frequenzen sind violett oder rot, je heller das Gelb, desto weniger laut die Frequenz. Tiefe Frequenzen finden sich unten im Bild, die Höhen sind ganz oben. Der insgesamt höhere Pegel der oberen Aufnahme bildet sich im gesamten Frequenzspektrum ab.
Das Spektrogramm mit linearer Skalierung eignet sich vor allem, um die hohen Frequenzbereiche zu beleuchten. Im Beispiel Pump It Up zeigen sich hier keine gravierenden Unterschiede. Die Ausschläge nach oben scheinen bei der 78er Pressung zwar länger zu sein. Doch hier müssen wir den höheren Pegel der 78er berücksichtigen. Ein hoher Gesamtpegel verstärkt auch „leise“ Frequenzen. So gesehen, fällt der Unterschied nicht sehr ins Gewicht.

Die logarithmische Skalierung des Spektrogramms für Pump It Up verdeutlicht die Unterschiede im Bass und in den unteren Mitten. Hier fallen spontan die größeren violetten Flächen der 78er auf, die eigentlich einen lauten Bass darstellen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Im Bass und den unteren mitten wirken sich die Pegelunterschiede besonders stark aus. Deshalb bleiben wir beim Höreindruck, dass die MoFi bei gleichem Pegel sogar einen Tick mehr Bass bietet.
Welche Version von Elvis Costello – This Year’s Model ist besser?
Es hat stark den Anschein, dass Shawn R. Britton beim Mastern für Mobile Fidelity Sound Lab auf jede zusätzliche Dynamikkompression verzichtete. Wir hören also das Masterband, so wie es das Tonstudio verlassen hat. Und davon träumen wir Audiophile doch. Den Pegel per Lautstärkeregler anzupassen, ist kein Problem für uns. Aber dynamische Nuancen, die irgendwo auf der Strecke vom Tonstudio zum Hörer weglimitiert wurden, lassen sich nicht mehr zurückgewinnen. Deshalb Daumen hoch für die MoFi.
Die 78er-Erstpressung von This Year’s Model bietet jedoch nicht nur die Single on top sondern auch noch einen Extra-Track – ganz abgesehen davon, dass es sich um das Original handelt! Ich behalte beide.
Titelliste
Side One
- No Action
- This Year’s Girl
- The Beat
- Pump It Up
- Little Triggers
- You Belong To Me
Side Two
- Hand in Hand
- (I Don’t Want To Go To) Chelsea (UK-Version)
- Lip Service
- Living in Paradise
- Lipstick Vogue
- Radio Radio














Interpret | Elvis Costello | |
Titel | This Year’s Model | |
Label | Mobile Fidelity Sound Lab | Stiff |
Veröffentlicht | 2010 | 1978 |
Katalognummer | MFSL 1-330 | RAD 6 |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Typ | Album | Album |
Cover | Gatefold | Single Sleeve |
Beigaben | Stiffener | keine |
Quelle | Analog, Originales Masterband | Analog, Originales Masterband |
Mastering | k.A. | k.A. |
Mastered by | Shawn R. Britton | k.A. |
Presswerk | RTI | k.A. |
Matrix-Runout | B0012750-01 A PUMP IT UP! [drawing] (MFSL 1-330 A1) SRB/2 1̶9̶0̶7̶4̶.̶2̶ 19074.1(3)… B0012750-01 B RADIO² [drawing] (MFSL 1-330 B1) SRB/2 19074.2(3)… | SPECIAL PRESSING NO. 003 RING, MOIRA ON 434 3232 FOR YOUR SPECIAL PRIZE Ƨ-18 RAD 3 A1 |
Auflage/Limitierung | k. A. | 5000 |
Fortlaufende Nummer | 002947 | – |
Herstellungsland | USA | UK |
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