Feels Like Home von Norah Jones ist wie gemacht für eine audiophile Pressung. Die Edel-Ausgabe von Analogue Productions enttäuscht trotzdem. Wie konnte das passieren?
Wie entstand Feels Like Home von Norah Jones?
Feels Like Home ist das zweite Studioalbum von Norah Jones. Es erschien im Februar 2004 bei Blue Note Records als Nachfolger des Sensationserfolgs Come Away With Me, das zwei Jahre zuvor in die Läden kam. Anders als beim hochdekorierten Vorgänger, waren hier Gastmusiker wie beispielsweise Garth Hudson, der Keyboarder von The Band oder Country-Sängerin Dolly Parton mit an Bord.
Nachdem ihr Erstlingswerk drei Grammies gewonnen hatte, gelang ihr hier hier immerhin noch eine Auszeichnung für „Best Female Pop Vocal Performance“ mit dem Titel Sunrise. Zweimal war sie noch nominiert, konnte sich aber am Ende nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen.


Welche Versionen von Feels Like Home vergleichen wir?
Wir vergleichen hier zwei Reissues miteinander. Meine Blue Note Pressung stammt aus dem Jahr 2007, wurde also fünf Jahre nach der Erstpressung gefertigt und in Europa veröffentlicht. Sie wird in einem Gatefold-Cover ausgeliefert und wurde auf 152g Vinyl gepresst.
Auf der anderen Seite steht eine Edel-Auflage von Analogue Productions aus dem Jahr 2012. Ihr Gatefold-Cover besteht aus besonders schwerem Karton und wurde glänzend laminiert, während die Blue Note ein mattes Cover besitzt. Analogue Productions spendierte eine antistatische Innenhülle für das 228g schwere Vinyl. Außerdem werben die Hype Sticker auf dem Cover damit, dass das analoge Masterband verwendet wurde und betonen darüber hinaus die außergewöhnlich gute Qualitätskontrolle im hauseigenen Presswerk Quality Record Pressings.
Auffällig ist in jedem Fall die abweichende Trackliste der beiden Veröffentlichungen. Bei der Blue Note befindet sich der Titel Creepin‘ In als letzter Titel auf der Seite 1, bei der Analogue Productions ist es der erste Titel auf Seite 2.
Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der beiden Pressungen?

Das Wellenform-Diagramm für Sunrise zeigt keine Auffälligkeiten. Beide Versionen bilden mustergültige Wellen ab. Nicht zu hoch ausgesteuert, nicht zu stark komprimiert, nicht zu leise. Die Pegelspitzen schlagen völlig unterschiedlich weit aus, Hier spielt die Musik also mit einer großen dynamischen Bandbreite.

Auchdie Wellen für What Am I To You? bereiten audiophile Freuden. Hier deuten die abgeschnittenen Transienten zwar auf den Einsatz eines Limiters hin. Doch der Limiter wurde sehr behutsam eingesetzt, um einen gut hörbaren Pegel zu erreichen.

Das gleiche Bild bieten auch dieWellen für Toes. Hier erscheint die Blue Note etwas dichter, also insgesamt etwas lauter zu sein. Doch von solchen Verhältnissen kann der Hörer bei vielen CDs nur träumen.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der beiden Pressungen?

Im Frequenz-Spektrogramm für Sunrise zeigen sich keine Auffälligkeiten. Der Frequenzverlauf beider Pressungen wirkt fast identisch.

Im Spektrogramm für What Am I To You? fällt sofortein „Streifen“ im Bereich um 12-13 kHz auf, den so nur die Analogue Productions aufweist. Die Blue Note scheint dagegen in allen Frequenzbereichen unterhalb dieses Bandes stärker zu sein.

Das Spektrogramm für Toes bildet dagegen genau das ab, was sich schon im WellenformDiagramm abgezeichnet hatte. Die Blue Note ist hier erheblich höher ausgesteuert. Daher treten im Spektrogramm praktische alle vertretenen Frequenzen stärker hervor als bei der leiseren Blue Note.

Spektrogramme mit linearer Skala helfen dabei, die Unterschiede im Mittel- und Hochtonbereich aufzudecken. Die logarithmische Skala bringt dagegen die Verhältnisse in den unteren Lagen ans Licht. Und im Spektrogramm für Sunrise offenbart sichein klarer Vorteil der Analogue Productions im Bass und Grundtonbereich, abzulesen an den größeren violetten Flächen.
Wie unterscheidet sich die Loudness der beiden Pressungen?


Mittels der Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter ermitteln Tonstudios die Lautheit ihrer Mixe. Die Messung der Seite 1 brachte für die Blue Note einen Wert von -22,7 LUFS intergrated (Loudness Units relative to Full Scale), für die Analogue Productions waren es -23,2 LUFS integrated. Demnach ist die Blue Note um etwa 0,5 dB lauter. Zur Einordnung: Beide Werte sind meilenweit von den Regionen entfernt, in denen Lautheit zum Problem für Audiophile wird.


Anders auf Seite 2. Hier fällt der Unterschied mit -22,7 LUFS integrated (Blue Note) vs. -24,8 LUFS integrated (Analogue Productions) ein gutes Stück größer aus – die Blue Note ist demnach 2,1 dB lauter. Offenbar hat Kevin Gray beim Remastern keinerlei weitere Kompression angewandt, während bei Blue Note der Pegel per vorsichtiger Kompression etwas angehoben wurde.
Wie gut klingt die Analogue Productions-Pressung von Feels Like Home?
Wie die Diagramme zeigen, macht die Analogue Productions im Prinzip alles richtig. Riesengroße dynamische Bandbreite, kaum Frequenzkorrekturen – das erwarten und lieben die Käufer von audiophilen Ausgaben wie der Analogue Productions. Und trotzdem enttäuscht die Edelpressung. Denn obwohl es eigentlich genügend Headroom gibt, rasselt die Musik, als wäre sie zu hoch ausgesteuert worden. Norah Jones‘ Stimme verzerrt immer wieder, die Instrumente verschwimmen. Und selbst wenn gerade keine offensichtliche Verzerrung zu hören ist, klingt alles etwas zu dick und zu wenig transparent. Hier hat die hochgelobte Qualitätskontrolle von Analogue Productions versagt. Die Platte klingt im direkten Vergleich deutlich schlechter als die Blue Note und selbst ohne direkten Vergleich nicht wirklich gut. Sehr schade.
Wie gut klingt die Blue Note-Pressung von Feels Like Home?
Beim Vergleich von Come Away With Me hatte die Analogue Productions klar die Nase vor der Blue Note Pressung. Und zwar weil in diesem Fall die Blue Note an Pressfehlern litt. Jetzt ist es genau umgekehrt. Die Blue Note besitzt das transparentere Klangbild. Sie trennt die Instrumente sauber voneinander und gibt die Leadstimme glockenklar wieder. In punkto Dynamik weisen die Diagramme diese Pressung als vorbildlich aus und das hört man auch. Der letzte audiophile Glanz mag ihr fehlen, doch aus diesem Vergleich geht sie als strahlender Sieger hervor.
Titelliste
Side 1
- Sunrise
- What Am I To You?
- Those Sweet Words
- Carnival Town
- In The Morning
- Be Here To Love me
Side 2
- Toes
- Humble Me
- Above Ground
- The Long Way Home
- The Prettiest Thing
- Don’t Miss You At All












Interpret | Norah Jones | |
Titel | Feels Like Home | |
Label | Blue Note | Analogue Productions |
Katalognummer | 7243 5 84800 1 6 | AAPP 043 |
Veröffentlicht | 2007 | 2012 |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Gatefold | Gatefold |
Beigaben | – | – |
Lackschnitt | k.A. | Kevin Gray, Momchil Zanev |
Presswerk | Record Industry | Quality Record Pressings |
Matrix-Runout | 5848001 4A 5848001 2B 07243584800160 | 5099963877717-A APP-043 KPG+MZ@CA QRP 5099963877717-B APP-043 KPG@CA QRP |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Europa | USA |