Tom Pettys erstes Soloalbum Full Moon Fever klingt heute so aktuell wie vor dreißig Jahren. Aber klingt Vinyl-Neuauflage auch so gut wie das Original?
Wie entstand Full Moon Fever von Tom Petty?
Full Moon Fever ist das erste Soloalbum von Tom Petty, es erschien am 24. April 1989. Wie auch beim späteren Soloalbum Wildflowers wirkten auf Full Moon Fever die alle Bandmitglieder der Heartbreakers außer Drummer Stan Lynch mit. Als Produzenten fungierten sein Bandkollege und musikalischer Dauerpartner Mike Campbell sowie ELO-Chef Jeff Lynne.
Die Aufnahmen entstanden 1988 zur gleichen Zeit wie das erste Album der Travelling Wilburys. An dieser Gruppe aus befreundeten Top-Stars waren neben Tom Petty auch Roy Orbison, George Harrison, Bob Dylan und Jeff Lynne beteiligt. Außer Dylan sind auch alle Wilburys auf Full Moon Fever zu hören. Während der Aufnahmesessions stand teilweise noch nicht abschließend fest, ob der Song für das Wilbury-Album oder Tom Pettys Album verwendet werden sollte. In gewisser Weise kann Full Moon Fever auch als das zweite Album der Travelling Wilburys angesehen werden.


Welche Versionen von Full Moon Fever vergleichen wir?
Pressung 1: Die deutsche Erstpressung aus dem Jahr 1989 erschien bei MCA, in Deutschland im Vertrieb von Teldec. Die Platte wiegt 130g und steckt mit einer bedruckten Innenhülle in einem Single Sleeve
Pressung 2: 2017 erschienen die meisten Alben von Tom Petty erneut auf Vinyl in der Back To Black-Serie. Allen gemeinsam: Sie wurden von Chris Bellman für Bernie Grundman Mastering von den analogen Mastertapes remastert. Aus dieser Serie haben wir bereits Damn The Torpedoes und Southern Accents genau untersucht. Wie beim Original gibt es hier eine bedruckte Innenhülle und ein Single Sleeve. Die Neuauflage wiegt stolze 200g und bekam dazu noch einen Download Code spendiert. Bemerkenswert ist das Cover, für das ein etwas stärkerer Karton verwendet wurde und das eine hochglänzende Laminierung ziert.
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Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der 1989er- und der 2017er-Pressung?

Das Wellenform-Diagramm für Free Fallin’ zeigt praktisch keine Unterschiede zwischen den beiden wellen. Offenbar ist Chris Bellman beim Remastering sehr vorsichtig vorgegangen und hat keine zusätzliche Kompression angewandt.

Auch das Diagramm für I Won’t Back Down sieht so aus, wie man sich das für eine Rockproduktion vorstellt. Es gibt laute Passagen und leisere Stellen. Weder wurden die Pegelspitzen allzu brachial abgeschnitten, noch alles auf Maximalpegel gebracht.

Feel A Whole Lot Better besitzt kaum größere Dynamikunterschiede. Die Power-Pop-Nummer fließt einigermaßen gleichmäßig dahin. Einzig im Intro gibt es einmal eine etwas leisere Stelle. Diese sieht aber als Welle, wie der Rest des Stücks, in beiden Pressungen ungefähr gleich aus.
Wie unterscheidet sich die Loudness der 1989er- und der 2017er-Pressung?


Wie Wellenform-Diagramme vermuten lassen, hat Chris Bellman beim Remastering die Loudness kaum verändert. Die Messung mit dem Youlean Loudness Meter brachte für die Seite 1 der 1989er Pressung einen Wert von -19,2 LUFS integrated (Loudness Units relative To Full Scale), für die Back To Black waren es –19,1 LUFS integrated. Über die gesamte Länge der LP-Seite beträgt der durchschnittliche Loudness-Unterschied also gerade mal 0,1 dB.


Auf Seite 2 beträgt die Differenz erneut nur 0,2 dB. -18,9 LUFS integrated zeigte das Messtool für die Erstpressung an, bei der Back To Black aus dem Jahr 2017 waren es -18,7 LUF integrated. Dieser Unterschied spielt in der Praxis keine Rolle.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der 1989er- und der 2017er-Pressung?

Das Spektrogramm für Free Fallin‘ weist einige Unterschiede mehr auf als das entsprechende Wellenform-Diagramm. Oberhalb von 12.000 Hertz sind die Flächen für die 1989er Pressung viel ausgeprägter als für die Back to Black. Dafür spielt diese in den allerhöchsten Lagen kurz vor dem oberen Rand des Diagramms etwas lauter.

Über das Spektrogramm für I Won’t Back Down lässt sich jedoch nicht dasselbe sagen. Hier lassen sich kaum Unterschiede feststellen. Am deutlichsten tritt noch ein „Streifen“ bei der Back To Black im Bereich um etwa 12.000 Hertz hervor.

Das Spektrogramm für Feel A Whole Lot Better ist ein wahres Streifen-Festival. Mindestens fünf solcher Hervorhebungen in engen Frequenzbändern lassen sich ausmachen. Wohlgemerkt in beiden Spektrogrammen. Der Streifen bei etwa 18.000 Hertz fällt jedoch bei der Erstpressung von 1989 viel dunkler aus.

Während Spektrogramme mit linearer Skale für die Unterschiede in den Mitten und hohen Frequenzen zuständig sind, erhellen Spektrogramme mit logarithmischer Skala die Differenzen im Frequenzkeller. So auch das Spektrogramm für Free Fallin‘. Nur leider gibt es hier keine großen Unterschiede. Die violette Fläche für die energiereichsten Frequenzen scheint bei der 1989er etwas größer zu sein. Mehr konnten wir hier nicht erkennen.
Wie gut klingt die 1989er-Pressung von Full Moon Fever?
Die Produktionen von Jeff Lynne lassen sich in aller Regel ohne Blick auf die Liner Notes erkennen. So auch hier. Ein eher enges Stereospektrum. Viele Spuren sind gedoppelt. Viele kleine Details an Chören oder Keyboards fetten den Sound an. Auch Full Moon Fever macht da keine Ausnahme. Im Vergleich zur Back To Black liegen die Unterschiede im Detail. Die 1989er wirkt einen Tick luftiger, die Back To Black einen Tick präsenter. Beide haben Drive und bringen den Fuß sofort zum Mitwippen.
Wie gut klingt die Back To Black-Pressung von Full Moon Fever?
Chris Bellman ging bei Full Moon Fever sehr behutsam zur Sache. Warum ändern, was hervorragend funtioniert? Und so klingt die Back To Black wirklich sehr ähnlich wie das Original. Sowohl der Dynamikumfang als auch der Klangeindruck liegen auf derselben Welle. Wer nach Unterschieden im Detail sucht, wird vor allem in den höchsten Frequenzbereichen fündig, wo es weniger um hörbare Unterschiede denn um die Luftigkeit geht.
Titelliste
Side 1
- Free Fallin‘
- I Won’t Back Down
- Love Is A Long Road
- A Face In The Crowd
- Runnin’ Down A Dream
Side 2
- Feel A Whole Lot Better
- Yer So Bad
- Depending On You
- The Appartment Song
- Alright For Now
- A Mind With A Heart Of Its Own
- Zombie Zoo












Interpret | Tom Petty | |
Titel | Full Moon Fever | |
Label | MCA Records | MCA Records / Geffen |
Katalognummer | 255 929-1 | 00602547658593 |
Veröffentlicht | 1989 | 2017 |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | Bedruckte Innenhülle | Bedruckte Innenhülle |
Lackschnitt | k.A. | Chris Bellman |
Presswerk | Record Service Alsdorf | Record Industry |
Matrix-Runout | R/S Alsdorf 255929-1-A2 42 H R/S Alsdorf 255929-1- | 15102 1A 00602547658593 B0024291-01-A CB 15102 1B 00602547658593 B0024291-01-B CB |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Deutschland | Niederlande |
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