Genesis Foxtrot gilt als frühes Progrock-Meisterwerk. Der Remix von 2007 sollte die Klangprobleme beheben. Ist das wirklich gelungen?


Welche Ausgaben von Genesis – Foxtrot vergleichen wir?
Genesis – Foxtrot erschien im Original 1972, demselben Jahr, in dem auch Transformer von Lou Reed in den Handel kam. Unsere japanische Pressung stammt aus dem Jahr 1978, sie ist also sechs Jahre jünger, verwendet aber zumindest in der Theorie dasselbe Master und eine ähnliche Pressmatrize wie die Erstveröffentlichung. Die Codes im Deadwax ähneln denen von vielen anderen Foxtrot-Veröffentlichungen aus den 70er Jahren.
Im Unterschied dazu stammt die jüngere Veröffentlichung ausdrücklich nicht vom selben Master. Wir haben sie der LP Box des Jahres 2008 entnommen. 2007 wurden neue CD-, SACD-Stereo- und 5.1.-Versionen veröffentlicht. Dazu wurden die Bänder digitalisiert und komplett neu abgemischt. Diese remixten CD-Versionen der Genesis-Studioalben aus den Jahren 70 bis 75 auf wurden dann 2008 auf Vinyl gepresst und zunächst nur als Box in den Handel gebracht.
Ein paar Gedanken zu Genesis – Foxtrot
Nach dem Album Nursery Cryme, das im November 1971 veröffentlicht wurde, brachte Genesis mit Foxtrot bereits das zweite Album innerhalb von zwölf Monaten auf den Markt. Es war das vierte Studioalbum der Band und doch erst das zweite, das in jener Besetzung eingespielt wurde, die heute für viele Prog-Fans als ihre beste gilt. Beteiligt waren Peter Gabriel, Tony Banks, Mike Rutherford und die beiden damals noch recht „neuen“ Mitglieder Phil Collins und Steve Hackett.
Gegenüber Nursery Cryme ist eine erhebliche Weiterentwicklung zu hören. Sowohl im professionelleren Zusammenspiel, als auch im verbesserten Songwriting. Komplexe Longsongs zählten davor auch schon zum Repertoire der Band. Aber ein 23-Minuten-Stück wie Supper’s Ready war Genesis zuvor nicht gelungen. Das Stück nimm fast die komplette zweite Seite des Albums ein und bildet eine nahtlos ineinandergreifende Suite von vielen Einzelstücken mit vielen Tempo-, Takt- und Tonartwechseln, dennoch wirkt es wie aus einem Guss. Bis weit in die Ära nach dem Ausstieg von Peter Gabriel zählte das Stück zu den Höhepunkten der Live-Shows.
Aufgenommen wurde auf einer 8-Spur Maschine, nach vielen Versuchen mit unterschiedlichen Produzenten und Toningenieiren ging auch das Budget und die Zeit zur Neige. Produzent David Hentschel und Tontechniker John Burns mussten am Ende sehr eilig mit dem arbeiten, was sie von anderen Studiosessions mit anderen Produzenten vorgefunden hatten. Kurz: Audiophile Meisterwerke werden anders gemacht.
Wie sind die beiden Versionen von Foxtrot ausgestattet?
Die Foxtrot aus Japan ist auf 140g Vinyl gepresst und kommt in einem Gatefold-Cover. Dazu gibt es die für Japanvinyl übliche Schürze, OBI genannt. Allerdings fehlt das Insert, das beispielsweise vielen Beatles-Veröffentlichungen aus dem Reich der aufgehenden Sonne beiliegt und meist die Texte in englischer und japanischer Sprache enthält.
Die „neue“ Foxtrot aus der LP-Box ist auf 200g Vinyl gepresst und für LP im Halfspeed Mastering geschnitten. Auch sie steckt im originalen Gatefold-Cover in einer gefütterten Innenhülle. Da die LP aus der Box stammt, stören auf dem Covergemälde von Paul Whitehead erfreulicherweise weder Katalognummer noch Barcode.
Wie gut klingen die japanische und die remasterte Pressung von Foxtrot?
Kennt ihr die Folien, die auf dem Glas von Bilderrahmen zum Schutz beim Transport aufgebracht sind? Wir vergessen ab und zu, diese wegzumachen und hängen den Rahmen mit Bild schon mal auf. Das sieht manchmal ganz gut aus. Eigentlich fehlt auch nichts. Und wenn wir endlich draufkommen und die Folie entfernen, dann glänzt das Bild, hat lebendigere Farben und wir fragen uns sich, warum uns das nicht viel früher aufgefallen ist. So ungefähr verhält es sich auch mit den beiden Pressungen von Genesis Foxtrot.
Für die Neuauflage hat der seit vielen Jahren für Genesis tätige Toningenieur Nick Davis die Spuren regelrecht entstaubt und neu abgemischt. Das Klangbild der 2008er ist transparenter und bietet mehr Details. Bei einem akustischen Gitarrenstück wie Horizons schweben die Obertöne in vollem Glanz. Im Intro zu Watcher Of The Skies finden wir mehr Facetten im vielschichtigen Mellotron-Sound. Allerdings klingt das Mellotron auf der Japanpressung vergleichsweise wärmer und weniger technisch. Wenn dann die Orgel einsetzt, steht diese bei unserer Japanpressung weiter im Vordergrund als bei der Neuauflage. Sobald aber die gesamte Band loslegt, hilft der aufgeräumte und transparente Remix dabei, den Überblick zu behalten. Mehr Attack, bessere Trennung der Instrumente, breitere Stereobühne.
Die komplexeren Passagen von Supper’s Ready profitieren ebenfalls von der neuen Ordnung im Klangbild. Peter Gabriels Stimme wirkt heller. Dadurch lassen sich die Worte besser verstehen. Häufig doppelt Phil Collins den Gesang. Bei der Pressung aus Japan sind die parallelen Gesangslinien zu unterscheiden, im Remaster-Mix werden sie klar identifizierbar voneinander getrennt. Große Freude hatten wir dabei, noch mehr Nuancen in Phil Collins‘ Schlagzeugspiel herauszuhören. Die 2008er hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten.
So sehr die 78er Foxtrot etwas zu muffig klingt, bleibt der Eindruck, dass die remasterte Fassung einen Tick zu hell geraten ist. Bei aller analytischen Klarheit – ein wenig Wärme würde dem Klang guttun. Die hier besprochene Genesis – Seconds Out bekommt etwa die Balance zwischen transparentem Sound und Wärme beim Remastering besser hin
Weitere Alben von Peter Gabriel und Genesis bei Uebervinyl.de
Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der japanischen und der remasterten Pressung?

Im Wellenform-Diagramm für sie ersten zwei Titel von Seite 1 zeigen sich nur wenige Unterschiede. Beispielsweise am Ende des Intros von Watcher of The Skies (Pfeil links) ist die 78er Foxtrot erheblich lauter (die Orgel). In Time Table ist das Ansteigen der Dynamik viel regelmäßiger, die Pegelspitzen bilden eine ziemlich gerade Linie (Pfeil rechts), während der Verlauf beim Remaster viel unregelmäßiger und damit natürlicher aussieht.

Ähnlich auf Seite 2. Die Pegelspitzen bei Horizons verlaufen bei der 2008er Foxtrot erneut unregelmäßiger (linker Pfeil), ebenso wie die erste laute Passage in Supper’s Ready (mittlerer Pfeil). Später im Song gibt er nochmals eine Passage, die bei der 78er deutlich lauter geregelt wurde als beim Remaster (rechter Pfeil).

Das Frequenz-Spektrogramm gibt weiter Hinweise zu den Unterschieden. Auf Seite 1 sind unterhalb der roten Linie, also im Bass und Grundtonbereich bis 350 Hertz, kaum Differenzen zu sehen. Zwischen den beiden Linien, also in den unteren Mitten bis unter 2000 Hertz, ist die 78er Japan-Foxtrot erheblich lauter, wie die größeren orangefarbenen Flächen verraten. Oberhalb der blauen Linie sind bei der Remaster-Foxtrot große gelbe Flächen erkennbar. Im Mitten- und Präsenzbereich sowie in den Höhen bis über 15.000 Hertz ist die Remaster-Pressung viel lauter.

Auf Seite 2 wird das noch deutlicher. Unter 2.000 Hertz (Linie) ist die 78er-Pressung lauter. Über 2.000 Hertz ist es die remasterte Foxtrot.
Welche Pressung von Genesis – Foxtrot ist besser?
Die originale Foxtrot war ein schnell hingeschusterter Kompromiss, mit dem die Genesis-Musiker nie ganz zufrieden waren. Viele Details bleiben verborgen. Insgesamt ist das Klangbild leicht muffig und matschig.
Bei der Neuabmischung hatten die Bandmitglieder ein gewichtiges Wort mitzureden. Nick Davis bereitete die Spuren im bandeigenen Studio „The Farm“ so lange auf, bis die Band mit dem Ergebnis zufrieden war. Das Ergebnis zeigt viele Details glasklar, die im alten Mix verborgen blieben. Der neue Mix ist transparenter und wirkungsvoller. Insgesamt hätten wir uns einen Tick weniger Höhen und ein etwas wärmeres Klangbild gewünscht. Doch in klanglicher Hinsicht ziehen wir dennoch die Foxtrot aus dem Jahr 2008 den Originalen vor.
Titelliste
Side 1
- Watcher Of The Skies
- Time Table
- Get ‘Em Out By Friday
- Can-Utility And The Coastliners
Side 2
- Horizon
- Supper’s Ready
Interpret | Genesis | |
Titel | Foxtrot | |
Label | Charisma | Charisma |
Veröffentlicht | 1978 | 2008 |
Katalognummer | RJ-7303 | LPBOX 14 |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Typ | Album | Album |
Cover | Gatefold | Gatefold |
Beigaben | OBI | k.A. |
Laquer cut by | k.A. | k.A. |
Presswerk | k.A. | k.A. |
Matrix-Runout | V 〄Ⓑ CAS-1058A 131 + / \ 11 R CAS-1058B 141+ | LPBOX E-1MILES The Paradigm ½ Speed Process LPBOX F-1MILES The Paradigm ½ Speed Process |
Auflage/Limitierung | k.A. | k.A. |
Fortlaufende Nummer | k.A. | k.A. |
Herstellungsland | Japan | Europa |












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