Get The Knack war DIE Power-Pop-Partyplatte der 80er-Jahre. Kann die MoFi-Version dem Partysound audiophile Qualitäten einhauchen?


Welche Versionen von Get The Knack vergleichen wir?
Auf der einen Seite steht die deutsche Erstpressung mit den Matritzenbezeichnungen A1, B1 aus dem Jahr 1979. Sie ist erschienen auf Capitol und in Deutschland im Vertrieb von EMI Electrola, wo sie auch auf 144g Vinyl gepresst wurde. Die Platte befindet sich in einem Single Sleeve, und besitzt eine bedruckte Innenhülle.
Die MoFi, erschienen 2017, stammt aus der Original Master Recording (OMR) Serie und ist limitiert auf nur 3.000 Exemplare. Auch sie besitzt nur ein Single Sleeve und keine bedruckte Innenhülle. Dafür gibt es alles andere, was zu einem Release aus der OMR-Serie gehört: Antistatik-Hülle, Stiffener, extraschwerer Karton fürs Cover. Den Lackschnitt erledigte Krieg Wunderlich mit Unterstützung von Rob LoVerde vom analogen Mastertape. Die Pressung erstellte RTI auf 200g Vinyl.
Ein paar Hintergründe zu Get The Knack
The Knack gründeten sich im Jahr 1978 in Los Angeles und waren zunächst eher mittelmäßig erfolgreich. Ihr Demotape bekam jede Menge Absagen von Plattenfirmen. Das Blatt wendete sich erst, als ihre Auftritte zum heißen Scheiß in der Rockstarszene von LA wurden. Tom Petty, Bruce Springsteen oder Ray Manzarek von den Doors waren nur einige der prominenten Fans, die bei den Clubgigs von The Knack auftauchten und teilweise sogar zu Gastauftritten auf die Bühne kamen.
Bis Dezember 1978 lagen der Band dann stolze 13 Angebote für Plattenverträge vor. Teilweise durchaus von denselben Labels, die sie wenige Wochen zuvor noch abgelehnt hatten. Im Januar unterschrieben The Knack schließlich bei Capitol Records.
Das Debütalbum Get The Knack wurde unter der Regie von Produzent Mike Chapman (Sweet, Blondie) mit einem Budget von schlanken 18.000 $ in nur zwei Wochen aufgenommen – die Band war schließlich nach den vielen Liveauftritten gut eingespielt.
Wie gut klingen die 1979- und die Mofi-Pressung von Get The Knack?
Zwei Dinge fallen schon während der ersten Sekunden auf: Die 1978er ist hörbar lauter und sie spielt in einer minimal höheren Tonlage. Da die meisten Songs auf der MoFi zudem ein paar Sekunden länger dauern, wurden vermutlich beide von einem analogen Mastertape geschnitten, das 1979 beim Lackschnitt jedoch minimal schneller abgespielt wurde. Das höhere Wiedergabetempo soll der Performance den letzten Kick geben.
Eigentlich gar nicht nötig. Denn die MoFi-Version von Let Me Out klingt genauso energiegeladen wie die 1979er. Bei gleichem Pegel wirkt die MoFi etwas runder und ausgeglichener, während die 79er aufgeregter erscheint.
Auch Oh Tara! läuft auf der 79er wieder etwas schneller. Unterschiede zeigen sich auch in der Stereobühne. Die deutsche Erstpressung fokussiert stark aufs Zentrum, während die MoFi ein etwas breiteres Stereobild erzeugt. Die Instrumente werden dadurch etwas besser durchhörbar.
Weitere Unterscheidungsmerkmale bietet die Gesangsstimme. Doug Fiegers Vocals besitzen auf der 78er-Pressung eine Hang zum Näseln, die MoFi-Variante reduziert diese leichte Tendenz zum Besseren. Kein Wunder. Mastergott Krieg Wunderlich schaffte es schließlich schon, Bob Dylans Stimme etwa auf Bringing It All Back Home oder John Wesley Harding das Näseln auszutreiben.
Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der 1979er- und der Mofi-Pressung?

Das Wellenform-Diagramm für Let Me Out zeigt, warum die 79er-Fassung lauter wirkt. Hier wurde etwas mehr mir Limiter und Kompressor gearbeitet, deshalb gibt es mehr Pegelspitzen, die bis zur Aussteuerungsgrenze reichen. Bei der MoFi ist mehr Luft zwischen den Maximalausschlägen zu sehen.

Ein ähnliches Bild zeichnet auch das Wellenform-Diagramm für Maybe Tonight. Darüber hinaus ist hier der Laufzeitunterschied sehr deutlich abzulesen: Die MoFi-Variante spielt einige Sekunden länger als die 79er. Auch im Intro bleibt die MoFi etwas leiser als die 79er, der Effekt, wenn die Band voll einsetzt, wird auf diese Weise dynamischer.

My Sharona ist die Ode an Sharona Alperin, die spätere Freundin von Bandleader Doug Fieger. Der Drumsound gilt als Meisterwerk der Produktionstechnik in den späten 70er Jahren. Die Dynamik der Trommelschläge wurde auf der MoFi etwas besser konserviert, denn die Unterschiede zwischen laut und leise sind hier etwas größer. Im Hörtest spielte dieser Unterschied zwischen den Versionen jedoch keine hörbare Rolle.


Das Frequenz-Spektrogramm für Let Me Out zeigt etwas weniger lauten Bass für die MoFi an. Ablesen lässt sich das an den etwas kleineren violetten Flächen. Da die Mofi aber einen geringeren Durchschnittspegel besitzt, sollte dieser Unterschied bei gleicher Lautstärke keine Rolle mehr spielen.

Sobald man die Skalierung für das Frequenz-Spektrogramm von Let Me Out auf eine lineare Skala umstellt, werden Unterschiede im Bereich der und Höhen sichtbar. Die 79er zeigt im Bereich zwischen 5.000 und 15.000 Hertz einen Schwerpunkt. Oberhalb von 15.000 Hertz ist dagegen nicht mehr viel zu sehen. Die MoFi spielt stattdessen bis in unhörbare Bereiche jenseits der 20.000 Hetz hinauf.

Noch deutlicher ist diese Differenz im Frequenz-Spektrogramm für Maybe Tonight zu erkennen. Die 79er schneidet Frequenzen nördlich der 15.000 Hertz per Filter ab. Stattdessen gibt die MoFi Frequenzen ohne Limit bis in höchste Höhen wieder.

Das erweitere Spektrum in den Höhen wird sogar im Frequenz-Spektrogramm für My Sharona mit logarithmischer Skala sichtbar, wo die MoFi bis zum Rand des Diagramms ausschlägt. Im Bassbereich scheint die 79er dagegen mehr Energie zu bieten. Da sie jedoch einen höheren Durchschnittspegel besitzt, nähert sich der Bassanteil an, sobald man die Lautstärke der Mofi angleicht.
Welche Pressung von Get The Knack ist besser?
Tolles Album, toller Sound – ab einer leicht erhöhten Zimmerlautstärke macht das Album in beiden Pressungen Laune. Vom audiophilen Standpunkt aus gibt es jedoch einen klaren Sieger. Die MoFi bietet das reifere Klangbild. Breitere Stereobühne, etwas mehr Dynamik und ein erheblich breiteres Frequenzspektrum. Davon profitiert die in erster Linie die Gesangsstimme von Doug Fieger. Aber das differenziertere Klangbild der MoFi bringt auch ein paar Details mehr zum Glänzen.
Titelliste
Side 1
- Let Me Out
- Your Number Or Your Name
- Oh Tara!
- (She’s So) Selfish
- Maybe Tonight
- Good Girls Don’t
Side 2
- My Sharona
- Heartbeat
- Siamese Twins (The Monkey And Me)
- Lucinda
- That’s What The Little Girls Do
- Frustrated










Interpret | The Knack | |
Titel | Get The Knack | |
Label | Capitol/EMI Electrola | Mobile Fidelity Sound Lab |
Katalognummer | 1C 064-85 906 | MFSL 1-473 |
Veröffentlicht | 1979 | 2017 |
Format | 12” | 12” |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | – | – |
Lackschnitt | k.A. | Krieg Wunderlich, Rob LoVerde |
Presswerk | EMI Electrola | RTI |
Matrix-Runout | 85 906 A-1 85 906 B-1 | MFSL1-473A1 26575.1(3) KW@MoFi MFSL1-473B3 26575.2(2) KW@MoFi |
Auflage/Limitierung | – | 3.000 |
Fortlaufende Nummer | – | 1.837 |
Herstellungsland | Deutschland | USA |