Hunky Dory hieß im englischen Slang der 1970er Jahre so viel wie „alles klar“. Beim Vergleich einer Pressung aus dem Jahr 1981 mit einem aktuellen Reissue aus dem Jahr 2016 war am Ende ebenfalls alles klar.
Wie entstand Hunky Dory von David Bowie?
Hunky Dory ist das vierte Studioalbum von David Bowie. Es erschien im Dezember 1971. Nach seinem dritten Studioalbum The Man Who Sold The World stand David Bowie zunächst ohne Begleitband da, weil Mick Ronson, Tony Visconti und Mick Woodmansey wegen persönlicher Differenzen mit Bowie das Weite gesucht hatten. Nach einer kreativen Pause waren es am Ende aber doch wieder Gitarrist Ronson, Drummer Woodmansey und Keyboarder Rick Wakeman die in den Londoner Trident Studios mit den Aufnahmen begannen. Als Bassist brachte Ronson Trevor Bolder ins Spiel, der seinen Lebbensunterhalt zuvor als Friseur und Klavierstimmer verdient hatte. Fertig waren die Spiders From Mars, wie sie schon bald heißen sollten.
Welche Versionen von Hunky Dory vergleichen wir?


Pressung 1: Diese italienische Pressung aus dem Jahr 1981 stammt aus der Mid-Price-Serie „Best Buy“ und erschien zehn Jahre nach dem Original. Das Logo der Serie ist sogar rechts oben auf dem Cover abgedruckt. Die Platte wurde bei RCA Italia von Piero Mannucci gemastert und geschnitten (derselbe, der auch unsere italienische Pressung von Ziggy Stardust geschnitten hat). Das 142g leichte Vinyl steckt in einem einfachen Single-Sleeve (auf beiden Seiten matt). Obwohl es sich nicht um das Original handelt und einigen italienischen Pressungen ein zweifelhafter Ruf vorauseilt, werden guterhaltene Exemplare auf Discogs für 50 Euro und mehr gehandelt. Man darf also gespannt sein. Zumal unsere Ziggy Stardust aus Bella Italia sich bereits gegen ein aktuelles Reissue durchgesetzt hat.
Pressung 2: Das Vergleichsexemplar stammt aus der aktuellen Reissue-Serie bei Parlophone und kam 2016 in den Handel. Das Single-Sleeve ist auf der Vorderseite laminiert, auf der Rückseite matt (wie das Original). Im Innern befindet sich ein Insert mit den Songtexten sowie eine leere ungefütterte Papierhülle. Das 204g schwere Vinyl steckt dagegen in einer gefütterten Hülle. Gepresst wurde bei Optimal in Deutschland, nähere Angaben zum Lackschnitt gibt es aber nicht.
Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der 1981er- und der 2016er-Pressung?




Die Wellenform-Diagramme verraten einiges über die unterschiedlichen Philosophien beim Mastern. Die 1981er-Variante aus Italien versucht, die Pegel der einzelnen Stücke und Passagen anzugleichen. Während die Neuauflage die leisen Passagen auch wirklich leise lässt. Das lässt sich gut auf Seite 1 beim Vergleich ab Minute 7 bis etwa 9 und ab der Minute 16 bis etwa 17 ablesen.
Auf Seite 2 fällt auf, dass der zweite Song (Andy Warhol) in Italien nochmal etwas lauter gemastert wurde als der Rest. Abgesehen davon gilt dasselbe wie für Seite 1: Die 2016er legt mehr Wert auf den dynamischen Umfang als die 1981er.
Wie unterscheidet sich die Loudness der 1981er- und der 2016er-Pressung?




Die Messwerte in Loudness Units relative to Full Scale (LUFS)) im Einzelnen:
1981 | 2016 | |
Seite 1 | -19,0 | -21,5 |
Seite 2 | -16,7 | -21,3 |
Die Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter bestätigt alles, was wir in den Wellenformen gesehen haben. Unsere Italienerin ist auf Seite 1 um stolze 2,5 dB lauter (ein LUFS entspricht ziemlich genau einem dB) als die 2016er, auf Seite 2 sind es sogar rekordverdächtige 4,6 dB mehr. Zur Erinnerung: Höhere Lautheit lässt weniger Raum für die Abbildung von dynamischen Ereignissen.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der 1981er- und der 2016er-Pressung?




Der gewaltige Unterschied in der Lautheit schlägt sich auch in den Frequenz-Spektrogrammen nieder. Deshalb fallen Farben bei der 1981er-Pressung viel satter aus und erreichen auch höhere Frequenzbereiche. Besonders deutlich fällt dies auf Seite 2 auf, wo selbst die Ausschläge am obersten Rand des Diagramms noch in sattem Rot erscheinen.
Auch am unteren Ende der Skala lassen sich Differenzen ausmachen. Dort blitzt nämlich bei der 1981er ein gar nicht mal so kleiner violetter Bereich durch, der ein kräftigeres Bassfundament signalisiert. Allerdings profitieren gerade die tiefen Frequenzen von der höheren Lautheit. Im Hörtest kann das schon wieder ganz anders aussehen. Im Unterschied zu unserem Vergleich einer italienischen Ziggy Stardust And The Spiders From Mars mit ebenfalls einem aktuellen Reissue, reicht das Frequenzspektrum bis weit in den unhörbaren Bereich über 20.000 Hertz hinein. Bei unserer Ziggy war oberhalb von etwa 12.000 Hetz nicht mehr viel los.
Hunky Dory von David Bowie – welche Pressung klingt besser?
Wie erwähnt, verfolgen beide Varianten beim Mastering unterschiedliche Philosophien. Hier die 1981er Best Buy, die vor allem auf ein möglichst druckvolles und lautes Klangbild optimiert. Dort die 2016er, die auf einen Teil Druck und Lautstärke bewusst verzichtet, zugunsten von Dynamik und Details. Denn so druckvoll, wie die 1981er aus den Boxen kommt, bleibt für Feinheiten nicht mehr viel Raum. Hunky Dory ist ohnehin schon eine sehr trockene Produktion ohne viel Hall, Raum oder gar Tiefenstaffelung. Bei der 1981er springt jedes Instrument den Zuhörer direkt an. Bei der 2016er werden die einzelnen Musiker auf eine breitere Bühne gestellt und so gut es geht gestaffelt.
So viel Finesse hat die Musik auf diesem ersten Höhepunkt in Bowies Diskographie verdient. Und es ist geradezu erstaunlich, wieviel Dynamik sich auf Seite 2 verbirgt, wenn man sie nur mal zulässt. Am Ende gewinnt hier die Neuauflage mit einer ganzen Länge Vorsprung gegenüber dem Reissue aus dem Jahr 1981.
Titelliste
Side 1
- Changes
- Oh! You Pretty Things
- Eight Line Poem
- Life On Mars?
- Kooks
- Quicksand
Side 2
- Fill Your Heart
- Andy Warhol
- Song For Bob Dylan
- Queen Bitch
- The Bewlay Brothers










Interpret | David Bowie | |
Titel | Hunky Dory | |
Label | RCA | Parlophone |
Katalognummer | YL 13844 | DB69733 |
Veröffentlicht | 1981 | 2016 |
Format | 1×12“ | 1×12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | – | Insert |
Lackschnitt | Piero Mannucci | k.A. |
Presswerk | k.A. | Optimal Media |
Matrix-Runout | KKAY 33482 3S-1A2 10 Δ P PIERO 5-3-81 KKAY 33483 1S-1A7 1 Δ P PIERO | BF93084-01 A3 BF79745-01 B2 0825646289448 #DB69733 JTI |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Italien | Deutschland |