Der Klassiker Transformer von Lou Reed ist in einer audiophilen Neuauflage von Speaker’s Corner erschienen. Aber klingt’s auch wirklich besser?


Welche Versionen von Transformer vergleichen wir?
Unsere RCA-Pressung von 1984 ist bereits ein Reissue. Sie erschien zwölf Jahre später als das Original, das im Dezember 1972 das Licht der Welt erblickte. Bei unserer Pressung wurde ca. 140g Vinyl verwandt. Sie steckt in einem Single-Sleeve und hat keinerlei Zugaben an Bord.
Die Pressung von Speaker’s Corner erschien 2020 und kommt auf 180g Vinyl daher. Sie ist sorgfältig hergestellt. Das heißt: plan, korrekt zentriert und ohne größere Schlieren. Den blassgelben Farbton im oberen Bereich des Covers von RCA hatten wir noch nie hinterfragt. Aber laut Discogs hatte wohl schon die US-Erstausgabe Sonderfarbe Gold. Und während die meisten späteren Ausgaben in einer pastell-gelben Hintergrundfarbe gedruckt wurden, verwendet Speaker’s Corner hier den korrekten Farbton. Die Rückseite ziert das ursprüngliche Layout ohne Barcode mit der Titelliste im rechten Eck. Die Platte wird in einer gefütterten Hülle geliefert, zusätzlich steckt ein Label Folder mit weiteren Veröffentlichungen von Speakers Corner in der Hülle.
Ein paar Hintergründe zu Transformer von Lou Reed
Transformer, das zweite Soloalbum von Lou Reed, gilt vielen Fans als sein bestes. Die Produktion von David Bowie erlaubte eine große stilistische Bandbreite, die von Glamrock (Vicious, Hangin‘ Round) über Balladen (Satellite of Love, Perfect Day) bis hin zum stoischen Evergreen Walk On The Wild Side reicht.
Wir gut klingen die Pressungen von RCA und Speaker’s Corner im Hörtest?
Die RCA klingt ausgewogen und zeigt keine großen Schwächen. Sie macht ordentlich Druck im unteren Mittenbereich. Insgesamt wirkt sie einen Tick lauter als die Speaker’s Corner. Der Gesamtsound erinnert etwas an einen Schuhkarton. Alles ist recht trocken und eng beieinander, wie es typisch für einige Produktionen aus den frühen Siebziger ist. Warm und „analog“ klingt das alles, ohne besondere Brillanz oder eine besonders breite Stereobühne.
Vom ersten Ton an entwickelt die Speaker’s Corner gegenüber der – keineswegs schlechten – Vergleichspressung hörbar mehr Druck im Bass. Die Grundcharakteristik des Klangs ist naturgemäß dieselbe, wenn auch die Speaker’s Corner etwas größer klingt. Den leiseren Stücken kommt entgegen, dass dank der sorgfältigen Pressung fast keine Hintergrundgeräusche zu hören sind. Die Dynamik hat ebenfalls noch etwas zugelegt. Da hat jemand in audiophiler Hinsicht ganze Arbeit geleistet. Toll.
Weitere Alben aus den Jahren 1971/72 auf Uebervinyl.de
Wie unterscheiden sich die Pegel Speaker’s-Corner-Pressung und der RCA-Pressung?

Beim reinen Zuhören wirkt die Speakers Corner lauter und druckvoller. Das Wellenform-Diagramm für Vicious zeigt jedoch ein anderes Bild: Den leicht höheren Pegel hat die RCA. Zu erkennen ist das an den enger beieinander stehenden Pegelspitzen, beispielsweise im Bereich der Pfeile. Der Unterschied ist nicht riesig, aber durchaus sichtbar.

Das Wellenform-Diagramm für Satellite Of Love sieht genau so aus, wie sich das audiophile Hörer wünschen – und zwar bei beiden Pressungen. Das Stück beginnt leise und steigert sich kontinuierlich. Erst im letzten Viertel werden die Transienten vom Limiter abgeschnitten. Die dynamische Entwicklung bis dahin wird ungefiltert weitergegeben.

Das Wellenform-Diagramm für Walk On The Wild Side zeigt es ganz deutlich: Die RCA besitzt erneut den höheren Pegel (bitte merken bis zur Analyse des Spektrogramms). Ansonsten zeigen sich keine großen unterschiede. Beide Versionen besitzen ausreichend Headroom, um die feine Dynamik des Stücks wiederzugeben.
Wie unterscheiden sich die Frequenzspektren der RCA- und der Speaker’s Corner-Pressung?

Auf den ersten Blick zeigt das Frequenz-Spektrogramm für Vicious keine großen Unterschiede an. Beide Versionen spielen hauptsächlich im Bereich unterhalb von 12.000 Hertz. Das dunklere Rot der RCA zeigt, dass sie insgesamt lauter ist. Deshalb lohnt es sich, einen genauen Blick in die hohen Frequenzbereiche zu werfen. Dort sehen wir größere und dunklere Ausschläge bei der Speaker’s Corner. Jetzt wissen wir jedoch, dass sie leiser ist. Umso stärker wirken sich diese Obertöne aus und tragen zum „größeren“ Höreindruck bei.

Ganz ähnlich verhält sich das Frequenz-Spektrogramm für Satellite Of Love. Die lautere RCA zeigt mehr rote Flächen. Aber in den höchsten Frequenzbereichen schlägt die Speaker’s Corner weiter aus.

Im Frequenz-Spektrogramm für Lou Reed – Walk On The Wild Side wirkt die Speaker’s Corner geradezu mickrig. Geschuldet ist dies jedoch nur dem niedrigeren Pegel. Glaubt es mir…

Erst das Frequenz-Spektrogramm mit logarithmischer Skalierung bringt es ans Licht. Die Speakers Corner hat im Bereich bis unter 170 Hertz wesentlich mehr zu bieten. Die RCA setzt ihren Akzente im unteren Mittenbereich zwischen 169 und 380 Hertz. Zu erkennen ist dies an den größeren orangefarbenen Flächen im jeweiligen Bereich des Frequenz-Spektrogramms.
Wie unterscheidet sich die Loudness der RCA- und der Speaker’s Corner-Pressung von Transformer?


Mit dem Youlean Loudness Meter untersuchen auch Mastering-Ingenieure die Lautheit von Musik. Unsere Messung der Seite 1 ergab für beide Pressungen fast denselben Wert. Für die RCA ermittelten wir -20,4 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale), für die Speaker’s Corner waren es -20,2 LUFS. Das bedeutet, dass die Speaker’s Corner um etwa 0,2 dB lauter gemastert wurde als die RCA. In der Praxis ist dies zu vernachlässigen.


Etwas größer fällt der Unterschied für die Seite 2 aus – allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Mit -21,1 LUFS gegenüber -20,5 LUFS ist jetzt die Speaker’s Corner um 0,6 dB leiser bzw. weniger laut.
Wie gut klingt die RCA-Pressung von Lou Reed – Transformer?
Die RCA-Reissue von Transformer klingt wie eine typische Produktion aus den frühen 70er Jahren: Ein wenig muffig, alles eng beieinander aber warm und wohlig. Aus rein klanglichen Gesichtspunkten ist ein gut erhaltenes Exemplar aus den 80er Jahren keine schlechte Wahl. Wer jedoch mit audiophilen Ansprüchen hört, greift besser zur Speaker’s Corner.
Wie gut klingt die Speaker’s Corner-Pressung von Lou Reed – Transformer?
Die Speakers Corner bietet für einen überschaubaren Preis das Original-Cover sowie eine noch druckvollere Wiedergabe mit einem sehr starken Bass. Wer die Platte zu seinen Favoriten zählt, sollte zuschlagen. Denn die Speaker’s Corner macht in klanglicher Hinsicht nichts schlechter als die RCA, hat aber im Bassbereich deutliche Vorteile und überzeugt mit ihrer – leider nicht selbstverständlichen – Top-Pressqualität.
Titelliste
Side 1
- Vicious
- Andy’s Chest
- Perfect Day
- Hangin‘ Round
- Walk On The Wild Side
Side 2
- Make up
- Satellite Of Love
- Wagon Wheel
- New York Telephone Conversation
- I’m So Free
- Goodnight Ladies








Was andere sagen
Interpret | Lou Reed | |
Titel | Transformer | |
Label | Speakers Corner | RCA International |
Veröffentlicht | 2020 | 1984 |
Katalognummer | LSP-4807 | S NL 83806 |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Typ | LP | LP |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | Label Folder | Keine |
Mastered by | – | – |
Presswerk | k.A. | Sonopress |
Matrix-Runout | A33 RCA LSP-4807 S1 320 -10001- A33 RCA LSP-4807 S2 320 -10001- | NL 83806 A NL 83806 B |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | k.A. | Deutschland |
Transformer – Lou Reed (Speaker’s Corner vs. RCA) – UBERVINYL
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