Das Black Album von Metallica heißt eigentlich nur Metallica. Langweilig. Dafür klingt die remasterte Version von 2021 alles andere als langweilig.
Wie entstand das Black Album von Metallica?
Metallica ist das fünfte Album von Metallica, das wegen seines fast komplett schwarzen Covers auch als The Black Album bekannt ist. Mit diesem Album entwickelte sich Metallica im Jahr 1991 weg von immer längeren, progressiven Kompositionen hin zu kürzeren und eingängigeren Stücken. Als Produzenten suchten sie sich Bob Rock aus, der – nomen est omen – zuvor mit Mainstreamrock-Größen wie Bon Jovi, Aerosmith oder Mötley Crüe erfolgreich gearbeitet hatte.


Im Oktober 1990 begannen die Aufnahmen in North Hollywood und schon bei den Aufnahmen war nichts mehr wie zuvor. Bob Rock ließ die Musiker alls Songs gemeinsam proben und einspielen. Bei den früheren Alben wurden die Instrumente in der Regel separat aufgenommen. Für Lead-Gitarrist Kirk Hammet und Bassist Jason Newstedt hieß das, dass sie viel mehr Zeit im Studio verbringen mussten als bei allen vorigen Alben, bei denen sie jeweils nur sehr kurz im Studio waren.
Auch in Sachen Aufnahmetechnik scheute Bob Rock keinen Aufwand. Für den bestmöglichen Schlagzeugsound postierte der Produzent einen regelrechten Wald aus 50 Mikrofone rund um das Drumkit. Lars Ulrich musste die Songs anschließend bis zu 40 mal einspielen. Die Schlagzeugspur wurde dann aus den besten Passagen wie ein Mosaik zusammengesetzt.
Natürlich wurde auch für den Gitarren- und Bass-Sound gewaltiger Aufwand betrieben. Für die Gitarrenboxen wurde ein Pavillon mit Holzdecke im Studio errichtet. Reflexionen dieser Decke wurden genutzt, um den extrafetten Sound zu erzeugen. Und endlich wurde auch der Bass sorgfältig aufgenommen und hörbar gemacht, der bei den Vorgängeralben teilweise absurd weit in den Hintergrund gemischt wurde.
Da auch die Gesangsaufnahmen länger als geplant gedauert hatten, war beim Mix eigentlich Eile angesagt. Doch die beiden Alphamännchen Lars Ulrich und James Hetfield verzögerten die Sache durch immer neue Diskussionen. Mal ging es um die Anzahl der Tonspuren für ihre Instrumente, dann wieder darum, welches die erste Single werden sollte, während der Abgabetermin immer näher kam. Metallica eben.
Der finale Mix wurde rechtzeitig fertig, gerade so einen Tag bevor es von Hollywood nach New York zum Mastern gehen sollte. Doch jetzt lief immer noch nicht alles nach Plan. Das mitgebrachte digitale Band enthielt Störgeräusche, die erst aufwendig beseitigt werden mussten, bevor endlich gemastert wurde.
Ende gut, alles gut. Das Black Album ist bis heute die erfolgreichste Veröffentlichung der Band.
Welche Versionen von Metallica vergleichen wir?
Pressung 1: Die ältere Fassung ist bereits ein Reissue, das 2014, also 23 Jahre nach dem Original erschien. Allerdings wird hier noch das orginale Master verwendet. Das Album wurde für die Veröffentlichung als CD konzipiert. Die Vinyl-Version besteht demnach aus zwei LPs, die mir 33 RPM abgespielt werden. Sie befinden sich in einem matten Single-Sleeve, bei dem nur die Schlange rechts unten im Eck laminiert wurde. Im Innern gibt es ein zweiseitiges Insert mit den Songtexten. Den Lackschnitt erledigte Lackschnitt Chris Bellman für Bernie Grundman Mastering, gepresst wurde bei Pallas in Deutschland auf 192g Vinyl.
Pressung 2: Wir vergleichen mit der aktuellen, remasterten Neuveröffentlichung aus dem Jahr 2021 zum 30jährigen Jubiläum. Kinder, wie die Zeit vergeht. Erneut haben wir es mit einem Doppelalbum mit zwei 190g schweren LPs zu tun, die in einem Single Sleeve stecken. Auch das Insert ist das gleiche wie bei der Pressung aus 2014. Das Cover wurde jedoch komplett laminiert und die Schlange wurde in dunklem grau auf den schwarzen Hintergrund gedruckt. Das digitale Mastering übernahm Bob Ludwig, für Vinyl masterte Reuben Cohen, den Lackschnitt übernahm erneut Chris Bellman. Gepresst wurde ebenfalls bei Pallas, allerdings in diesem Fall bei Pallas USA.
Weitere Alben, die Chris Bellman remastert hat
Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der 2014er- und der 2021er-Pressung?

Das Wellenform-Diagramm für Enter Sandman zeigt wie erwartet eine stark komprimierte und limitierte Welle. Das ist für harte Rockmusik absolut üblich und innerhalb gewisser Grenzen durchaus notwendig. Bei genauer Betrachtung erkennen wir, dass im unteren Diagramm für die remasterte Fassung aus 2021 längst nicht so viele Ausschläge bis zum Limit hochverstärkt wurden. Dadurch entsteht ein etwas luftigeres Bild bei der unteren Welle.

Diesen Eindruck bestätigt das Diagramm für The Unforgiven. Erneut erreichen etwas weniger Pegelspitzen den Anschlag des Limiters. Hier wurde also der Kompressor/Limiter etwas etwas weniger kompromisslos eingesetzt als bei der früheren Fassung. Ergebnis: Etwas mehr Dynamik.

Für das Diagramm mit Nothing Else Matters lässt sich im Prinzip dasselbe sagen wie für die beiden vorher genannten Songs. Allerdings ist der Unterschied hier sehr subtil. Vor allem im Intro lässt sich hier mit bloßem Auge ein echter Unterschied zugunsten der 2021er erkennen.
Wie unterscheidet sich die Loudness der 2014er- und der 2021er-Pressung?


Bei der Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter lässt sich erkennen, wie groß der Dynamikumfang eines Tonsignals ist. Faustregel: Je geringer der Loudness-Wert ausfällt, der in LUFS (Loudness Units relative to Full Scale) gemessen wird, desto mehr Raum für Dynamik bleibt übrig. Dabei gibt es verschiedene Varianten der Messung, wir messen stets die gesamte Plattenseite über ihre vollständige Dauer, die passende Einheit dafür heißt LUFS integrated. Für die Seite 1 der 2014er Version des Black Album waren dies -17,2 LUFS integrated, für die 2021er-Pressung sehen wir einen Wert von -18,8 LUFS integrated. Somit bestätigt sich der Eindruck aus den Wellenform-Diagramme, dass das ursprüngliche Master, auf dem auch die 2014er basiert. Ein gutes Stück lauter ist und weniger Dynamik zulässt. Ungefähr um 1,6 dB lauter ist (ein LUFS entspricht ungefähr einem dB) also die 2014er als die 2021er auf Seite 1.






Auch auf den restlichen LP-Seiten bleibt der Abstand bei der Loudness stets derselbe. Sowohl bei der Seite 2 (2014: -17,4, 2021: -19,0 LUFS integrated), der Seite 3 (2014: -17,3, 2021: -18,9 LUFS integrated) wie bei der Seite 4 (2014: -16,6, 2021: -18,2 LUFS integrated). Die 2021er ist auf allen vier Plattenseiten um genau 1,6 LUFS bzw. 1,6 dB weniger laut und kann so mehr dynamische Details abbilden.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der 2014er- und der 2021er-Pressung?

Das Frequenz-Spektrogramm für Enter Sandman weist für beide Pressungen des Black Album eine Menge Übereinstimmungen auf. Aber auch ein paar kleinere Unterschiede. So wurde der Bereich zwischen etwa 12.000 Hertz und 16.000 Hertz bei der 2014er per Equalizer etwas angehoben. Zudem fällt bei etwa 15.000 Hertz ein roter „Streifen“ auf, den wir schon bei einigen Reissues aus dem Masteringstudio von Bernie Grundman gesehen haben. Beispielsweise bei den Alben Full Moon Fever von Tom Petty oder Green von R.E.M..

Die Anhebung zwischen 12 und 16 kHz einschließlich des roten Streifens lässt sich auch im Spektrogramm für The Unforgiven nachvollziehen. Abgesehen davon, überwiegen die Gemeinsamkeiten.

Dasselbe Spiel im Spektrogramm für Nothing Else Matters. Anhebung zwischen 12 und 16 KHz, Streifen bei 15 kHz plus einem weiteren, weniger deutlich sichtbaren Streifen bei etwa 18 kHz.

Spektrogramme mit linearer Skalierung bringen die Differenzen in den mittleren und hohen Frequenzbereichen zum Vorschein. Dasselbe Schaubild mit logarithmischer Skala beleuchtet die unteren Register. Und im Spektrogramm für Enter Sandman zeigt sich hier ein deutlich lauterer Bassbereich für die 2014er. Die violetten Flächen fallen hier erkennbar größer aus.
Wie gut klingt die 2014er-Pressung des Black Albums von Metallica?
Für jedes musikalische Genre gibt es andere Klangideale. Metallica ist kein Streichquartett und kein Jazz-Trio sondern eine Metal-Band. Und druckvoller Sound gehört ganz sicher ins Pflichtenheft jedes Metal-Albums. Doch eben auch Dynamik. Und hier wurde etwas zu viel wegkomprimiert.
Die starke Kompression führt dazu, dass der Bass etwas weiter im Vordergrund steht und der Gesamteindruck etwas lauter ausfällt. Dadurch wirkt die 2014er präsenter aber auch flacher. Es fehlt an Tiefenstaffelung und an dynamischen Feinheiten.
Abgesehen davon, ist der Erfolg des Black Album auch darauf zurückzuführen, dass es extrem gut produziert wurde. Alle Instrumente wurden im perfekt im Frequenzspektrum platziert, das Schlagzeug klang nie zuvor so gut wie beim Black Album.
Wie gut klingt die remasterte 2021er-Pressung des Black Albums von Metallica?
Das Black Album von Metallica gilt generell als recht lautes Album. Anders als ihre spätere LP Death Magnetic, die als Musterbeispiel für die Auswüchse des Loudness War gilt, lässt das ursprüngliche Black Album durchaus noch Raum für einen Rest an Dynamik. Allerdings lautete der Auftrag an Chris Bellman beim Remastering offensichtlich, etwas Druck herauszunehmen. Und das scheint auf allen LP-Seiten gelungen.
Mehr Dynamik tut der Sache hörbar gut. Die Instrumente bekommen etwas mehr Körper. Akzente kommen zum Vorschein, wo vorher kaum welche waren.
Der Klangcharakter des früheren Masterings bleibt bei der 2021er erhalten. Doch der Gesamteindruck wird reifer und vielschichtiger. Mit dem remasterten Black Album wurde ein verdammt gelungenes Album noch einmal einen Tick besser.
Titelliste
Side 1
- Enter Sandman
- Sad But True
- Holier Than You
Side 2
- The Unforgiven
- Wherever I May Roam
- Don’t Tread On Me
Side 3
- Through The Never
- Nothing Else Matters
- Of Wolf And Man
Side 4
- The God That Failed
- My Friend Of Misery
- The Struggle Within
















Interpret | Metallica | |
Titel | Metallica | |
Label | Blackened | Blackened |
Katalognummer | BLCKND008-1 | BLCKND008R-1 |
Veröffentlicht | 2014 | 2021 |
Format | 2×12“ | 2×12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | Inlet mit Lyrics | Inlet mit Lyrics |
Lackschnitt | Chris Bellman. | Chris Bellman |
Presswerk | Pallas | Pallas USA |
Matrix-Runout | BLCKND 008-1 A 511830-1-A -18250- CB BLCKND 008-1 B 511830-1-B -18250 BLCKND 008-1 C 511830-1-C -18251 BLCKND 008-1 D 511830-1-D -18251 | BLCKND-008R-1A You Just Stood There Pressing Vinyl CB -51241- P.USA BLCKND-008R-1B Made On The MetalliPress CB -51241- P.USA BLCKND-008R-1C You Just Stood There Pressing Vinyl CB -51242- P.USA BLCKND-008R-1D Made On The MetalliPress CB -51242- P.USA |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Deutschland | USA |