Morrison Hotel – The Doors (2003 vs. Analogue Productions 45 RPM)

Morrison Hotel von The Doors soll in der Pressung von Analogue Productions als Doppelalbum mit 45 Umdrehungen ganz besonders gut klingen. Dabei gibt es nur ein Problem: Die deutsche Elektra-Pressung von 2003.

The Doors - Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM

Wie entstand Morrison Hotel von The Doors?

Morrison Hotel ist das fünfte Studioalbum von The Doors und wurde 1970 veröffentlicht. Nachdem das Vorgängeralbum The Soft Parade mit einer Menge Streichern und Bläsern regelrecht überproduziert wurde, kehrte die Band für Morrison Hotel zu einem einfacheren und bluesigeren Stil zurück.

Die Doors brauchten Geld. Nicht nur, weil The Soft Parade extrem hohe Produktionskosten verschlungen hatte – die Rede ist von 86.000 $, was heute umgerechnet etwa 600.000 $ entsprechen würde. Zudem wurde ihre letzte US-Tour abgebrochen. Jim Morrison hatte bei einem Auftritt mächtig zugedröhnt die Hosen fallen lassen und war deshalb verurteilt worden. Und jetzt war es für das Quartett praktisch unmöglich, in den konservativeren Ecken der USA auf einer Bühne Geld zu verdienen.

Die meisten Titel für Morrison Hotel wurden zwischen November 1969 und Januar 1970 aufgenommen. Die Ausnahmen: Der Song Indian Summer lag schon seit drei Jahren fertig herum und auch Waiting For The Sun war bereits im Kasten, da es schon für das dritte Album der Doors geschrieben wurde. Damals nahm man zwar den Track von der Setlist, beließ es aber beim Albumtitel Waiting For The Sun: Zugegeben, das muss man nicht verstehen.

Welche Versionen von Morrison Hotel vergleichen wir?

Die Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2003 läuft unter der Bezeichnung „Deluxe Edition“. Sie wurde laut Discogs vom originalen Masterband geschnitten und in Deutschland bei Optimal Media auf 208g Vinyl gepresst. Die Platte steckt in einem schönen Fold Out Cover und enthält keine weiteren Extras.

Von Analogue Productions stammt der zweite Kontrahent. Das audiophile Label von Chad Kassem ließ das Remastering von Bruce Botnick beaufsichtigen, der schon bei den Aufnahmen der Doors am Pult gesessen hatte. Fürs Remastering und den Lackschnitt zuständig waren Doug Sax und Sangwook „Sunny“ Nam. Hier wurde das Album zu einem Doppelalbum, das mit 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt wird. Gepresst wurde beim Label-eigenen Presswerk Quality Record Pressings auf 202g Vinyl. Die beiden Platten stecken in einem Gatefold-Cover aus schwerem Karton und wurden in antistatische Innenhüllen konfektioniert.

Weitere Alben aus dem Jahr 1970 bei Uebervinyl.de

Wie unterscheiden sich Pegel und Dynamik der 2003er- und der Analogue Productions-Pressung?

Wellenform-Diagramm für The Doors – Roadhouse Blues
Wellenform-Diagramm für The Doors – Roadhouse Blues

Das Wellenform-Diagramm für Roadhouse Blues sieht auf den ersten Blick bei beiden Pressungen sehr ähnlich aus. Bis aufs kurze Gitarren-Intro bleibt der Song in beiden Varianten bis zum Ende auf ungefähr demselben Level. Die Transienten (Pegelspitzen) stehen bei der 2003er ein wenig enger beieinander. Sie wurde also minimal stärker komprimiert. Doch in beiden Fällen bilden die größten Ausschläge keine völlig gerade Linie. So sieht typischerweise die Arbeit eines analogen Kompressor/Limiters aus. Vermutlich wurde beim Lackschnitt nur noch sehr wenig Kompression hinzugefügt. Die Analogue Productions wurde definitiv vom analogen Band geschnitten, laut Discogs auch die 2003er. Unser Diagramm zeigt nichts, was dagegen spricht.

Wellenform-Diagramm für The Doors – Waiting For The Sun
Wellenform-Diagramm für The Doors – Waiting For The Sun

Große Differenzen deckt auch das Diagramm für Waiting For The Sun nicht auf. Doch im Intro beginnt die 2003er schon sicht- und hörbar lauter als die jüngere Neuauflage. Dadurch wird der Effekt des lauten Riffs im Anschluss leider etwas nivelliert. Das sind zwar nur Details aber die Analogue Productions erzeugte im Hörtest mehr Wucht und hinterließ so auch in diesen Passagen mehr Eindruck.

Wellenform-Diagramm für The Doors – The Spy
Wellenform-Diagramm für The Doors – The Spy

Im Diagramm für The Spy verbergen sich die Unterschiede erneut im Detail. Der Großteil des Stücks sieht als Wellenform fast identisch aus. Bestenfalls im letzten Vers lässt sich wieder ein größeres Maß an Kompression finden. Im Hörtest fiel in diesem Stück eher eine bessere Definition der einzelnen Instrumente auf.

Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der beiden Pressungen?

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für The Doors – Roadhouse Blues
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für The Doors – Roadhouse Blues

Das Frequenz-Spektrogramm für Roadhouse Blues bestätigt den Eindruck, dass beide Pressungen von einem analogen Master geschnitten wurden. Zumindest lässt sich keine Beschränkung auf maximal 20.000 Hertz erkennen, wie sie so viele CD-Masters mitbringen. Hier spielen beide Varianten bis in höchste Höhen, weit über den hörbaren Bereich hinaus. Die 2003er zeigt dabei heftigere Ausschläge in den obersten Lagen an, was sich mit der stärkeren Kompression erklären lässt.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für The Doors – Waiting For The Sun
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für The Doors – Waiting For The Sun

Im Spektrogramm für Waiting For The Sun überwiegen abermals die Gemeinsamkeiten. Wenn überhaupt, dann tritt die 2003er etwas stärker in der Oktave zwischen 5000 und 10.000 Hertz auf.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für The Doors – The Spy
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für The Doors – The Spy

Und auch das Spektrogramm für The Spy bringt in dieser Hinsichtkeine neuen Erkenntnisse. Beide stammen eben vom selben Master und klingen deshalb erfreulich ähnlich (gut).

Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalierung) für The Doors – Roadhouse Blues
Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalierung) für The Doors – Roadhouse Blues

Spektrogramme mit linearer Skalierung erlauben vorwiegend Aussagen über den Mittel- und Hochtonbereich. Mit einer logarithmischen Skala lassen sich Differenzen in den tiefen Lagen erkennen. In dieser Beziehung schenken sich beide Pressungen nicht viel. Die violetten Farbflächen (also die allerlautesten Frequenzen) im Bass- und Grundton beispielsweise bei Roadhouse Blues sind ähnlich groß. Da die 2003er insgesamt etwas stärker komprimiert wurde, treten auch die Bässe etwas stärker hervor. Im Hörtest bei gleichem Pegel bestätigte sich dieser Unterschied jedoch nicht.

Wie unterscheidet sich die Loudness der beiden Pressungen?

Loudness-Messung für The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003, Seite 1
Loudness-Messung für The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003, Seite 1
Loudness-Messung für The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 2012, Seiten 1 & 2
Loudness-Messung für The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 2012, Seiten 1 & 2

Die Lautheit von Tonsignalen bestimmen Tonstudios mit Tools wie dem Youlean Loudness Meter. Die Ergebnisse der Messung lassen sich dann in Loudness Units relative to Full Scale (LUFS) ausdrücken. Je niedriger der Betrag nach dem Minuszeichen, desto lauter ist das Signal. Besonders interessant für unsere Zwecke ist der Wert für LUFS integrated, da er die Lautheit über den gesamten Zeitraum betrachtet.

Hier bestätigt sich der Eindruck aus den Wellenform-Diagrammen. Mit -18,2 LUFS integrated ist die Seite 1 der 2003er einen Tick lauter als die Analogue Productions, die (Seite 1 & 2 kombiniert) auf -18,5 LUFS integrated kommt.

Loudness-Messung für The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003, Seite 2
Loudness-Messung für The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003, Seite 2
Loudness-Messung für The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 2012, Seite 2
Loudness-Messung für The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 2012, Seite 2

Auf der Seite 2 drehen sich die Verhältnisse um, jetzt ist die Analogue Productions mit -18,8 LUFS integrated gegenüber -19,7 LUFS integrated für die 2003er fast 1dB lauter.

Wie gut klingt die 2003er-Pressung von Morrison Hotel – The Doors?

Es geschah im Jahr 2003 selten genug, dass eine Schallplatte mal nicht vom CD Master geschnitten wurde. Hier haben wir mal so einen Glücksfall. Die 2003er Wiederveröffentlichung von Elektra wurde vom analogen Master erstellt und sorgfältig gepresst. Bei der Nachbearbeitung wurde weder auf maximale Lautheit optimiert, noch mit digitalen Brickwall-Limitern ein messerscharf kalkulierter Maximalpegel hergestellt. Entsprechend gut klingt sie auch. Sie verfügt über einen großen Dynamikumfang und kann eine Menge dynamischer Nuancen wiedergeben. Sie besitzt einen kräftigen Bass, warme Mitten viele offene Höhen.

Wie gut klingt die Analogue Productions mit 45 RPM von Morrison Hotel – The Doors?

Auch die Analogue Productions stammt vom analogen Master ab und wurde nach allen Regeln der Kunst hergestellt. Klanglich kann sie alles, was die 2003er auch kann. Erst beim intensiven Zuhören zeigen sich die Unterschiede. Da sie mit 45 Umdrehungen abgespielt wird, enthält sie ein paar Klanginformationen mehr. Das führt zu einer besseren Trennung und Definition der einzelnen Instrumente. Und so fühlt sich der Hörer den Doors noch etwas näher, kann tiefer in die Arrangements eintauchen. Der Klangvorteil der Analogue Productions gegenüber einer anderen Pressung fällt in diesem Vergleich kleiner aus als beispielsweise beim Vergleich mit der Blue Note Ausgabe von Norah Jones – Come Away With Me. Aber wer die Doors in voller Pracht hören möchte und dabei auch nach den letzten Prozenten im Klang sucht, der wird hier fündig.

Titelliste

Side 1

  • Roadhouse Blues
  • Wainting For The Sun
  • You Make Me Real
  • Peace Frog
  • Blue Sunday
  • Ship Of Fools

Side 2

  • Land Ho!
  • The Spy
  • Queen Of The Highway
  • Indian Summer
  • Maggie M’Gill
The Doors - Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors - Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors - Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors - Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors - Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors - Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors – Morrison Hotel, Elektra 2003
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors - Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
The Doors – Morrison Hotel, Analogue Productions 45RPM
InterpretThe Doors
TitelMorrison Hotel
LabelElektraAnalogue Productions
Katalognummer7559-60675-1APP75007
Veröffentlicht20032012
Format12“2×12“
Umdrehungen/Minute33 1/345
CoverGatefoldGatefold
BeigabenAntistatische Innenhüllen
Lackschnittk.A.Doug Sax, Sangwood „Sunny“ Nam
PresswerkOptimal MediaQuality Record Pressings
Matrix-RunoutB382800-01 A1 A33 0755960675 1 S1 320 B382800-01 B A33 07559606751 S2 320AAPP 75007-45 A TML-M QRP AAPP 75007-45 B TML-M QRP AAPP 75007-45 C TML-M QRP AAPP 75007-45 D TML-M QRP
Auflage/Limitierung
Fortlaufende Nummer
HerstellungslandDeutschlandUSA