Out of Time – R.E.M. (2016 vs. 1991)

Out Of Time von R.E.M. überzeugt musikalisch und klanglich. Vor allem, weil die Wiederveröffentlichung noch ein wenig besser klingt, als das Original.

Welche Versionen von Out Of Time vergleichen wir?

R.E.M. - Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. – Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. - Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. – Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016

Out Of Time erschien 1991, das vorliegende Exemplar wurde kurz vor Veröffentlichung an eine Magazinredaktion verschickt, gehört also zu den ganz frühen Pressungen dieses Millionensellers. Das Vinyl wiegt schlanke 134g und steckt in einer bedruckten Innenhülle sowie einem schlichten Single Sleeve.

Die Wiederveröffentlichung kam 2016 zum 25. Jubiläum der Erstausgabe in den Handel. Das Vinyl bringt hier stolze 190g auf die Waage. Neben der bedruckten Innenhülle wie im Original und dem Standard-Single Sleeve gibt es noch einen Downloadcode. Das Remastering führte Chris Bellman für Bernie Grundman Mastering durch, dessen Remasterings für Friday Night in San Francisco, Tom Pettys Wildflowers oder Zappas Sheik Yerbouti schon mehrmals positiv aufgefallen ist.

Ein paar Hintergründe zu Out Of Time von R.E.M.

Out Of Time, das siebte Studioalbum von R.E.M., brachte der Band den Durchbruch zum Mainstream auf beiden Seiten des Atlantiks. Schon das Vorgängeralbum Green hatte sie in den USA bei einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Aber sie waren nach einer langen Tour mit 130 Konzerten zwischen New York und Sidney müde, jeden Abend dasselbe zu tun. Schon bei den Proben zum neuen Album tauschten die Musiker deshalb die Rollen. Bill Berry spielte Bass statt Schlagzeug, Mike Mills spielte Orgel statt Bass und Peter Buck spielte alles – außer E-Gitarre. Als Gäste auf dem Album sind neben Stammgast und Tourmusiker Peter Holsapple auch der Rapper KRS One und Kate Pierson von The B52s zu hören.

Mit Losing My Religion enthielt das Album den bislang größten Hit der Band und ebnete den Weg für ihr erfolgreichstes Album Automatic For The People.

Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der Erstpressung und der remasterten Pressung?

Wellenform-Diagramm für R.E.M. – Radio Song
Wellenform-Diagramm für R.E.M. – Radio Song

Das Wellenform-Diagramm für Radio Song zeigt einen erhöhten Pegel für die Erstpressung an. Die Transienten (Pegelspitzen) wurden hier per Kompressor/Limiter abgeschnitten. Dadurch erzeugen sie eine ziemlich gerade Linie. In der unteren Welle für die remasterte Version sehen wir eine ungleichmäßigere gedachte Linie für die größten Ausschläge. Dadurch werden hier mehr dynamische Nuancen abgebildet

Wellenform-Diagramm für R.E.M. – Losing My Religion
Wellenform-Diagramm für R.E.M. – Losing My Religion

Ganz ähnlich sehen die beiden Wellen für Losing My Religion aus. Die 1991er wurde für den Radioeinsatz optimiert und deutlich lauter gemastert. Erneut gibt die 2016er mehr dynamische Details wieder.

Wellenform-Diagramm für R.E.M. – Shiny Happy People
Wellenform-Diagramm für R.E.M. – Shiny Happy People

Das bekannte Bild setzt sich auch bei Shiny Happy People fort. In der blauen Welle bilden die Transienten eine bolzgerade Linie, da die Pegelspitzen abgeschnitten wurden. Im Unterschied dazu zeigt die schwarze Welle der 2016 remasterten Fassung einen unregelmäßigeren Verlauf der Pegelspitzen.

Wellenform-Diagramm für R.E.M. – Belong
Wellenform-Diagramm für R.E.M. – Belong

Warum der eher introvertierte Song Belong dieselbe Behandlung bekam wie Shiny Happy People, lässt sich zwar nicht mit der Hoffnung auf Airplay begründen. Aber wenn man gerade dabei war, wurde auch dieser Titel in die Limitierung getrieben. Jedenfalls bilden die Pegelspitzen auch hier eine Gerade. Die ruhigeren, gesprochenen Passagen wurden für die 1991er stark angehoben, während die 2016er große dynamische Sprünge zwischen den gesprochenen und den Chorpassagen macht.

Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der 1991er- und der 2016er-Pressung?

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für R.E.M. – Radio Song
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für R.E.M. – Radio Song

Das Frequenz-Spektrogramm für Radio Song zeigt charakteristische Unterschiede zwischen den beiden Versionen, die sich über das gesamte Album durchziehen. Im unteren Spektrogramm für die 2016er hat Chris Bellman beim Mastern drei Frequenzbereiche per Equalizer hervorgehoben und die Bereiche dazwischen abgesenkt. Es entstehen so „Streifen“ im Spektrogramm bei 15, 17 und 20 Kilohertz (kHz), die wir mit Pfeilen markiert haben. Im Unterschied dazu zeigt die 1991er einen gleichmäßigen Verlauf der ganz hohen Frequenzen. Offenbar wurde hier weniger per EQ eingegriffen.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für R.E.M. – Losing My Religion
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für R.E.M. – Losing My Religion

Und dasselbe Spiel nochmals bei Losing My Religion. Hier zeigen sich bei der 2016er die gleichen „Streifen“, allerdings nicht ganz so ausgeprägt wie bei Radio Song.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für R.E.M. – Shiny Happy People
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für R.E.M. – Shiny Happy People

Im Frequenz-Spektrogramm für Shiny Happy People sind die EQ-„Streifen“ der 2016er erneut zu erkennen,  während bei der Erstpressung der Frequenzbereich zwischen 15.000 und 20.000 einen fast gleichmäßigen Verlauf zeigen.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für R.E.M. – Belong
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für R.E.M. – Belong

Auch Belong erhielt in beide Pressungen eine komplett unterschiedliche Behandlung per Equalizer. Die 2016er setzt auf die bereits bekannten „Streifen“. In der Erstpressung erhielten verschiedene Passagen des Stücks dagegen unterschiedliche Frequenzkorrekturen. Die gesprochenen Teile sind im oberen Spektrogramm für die 1991er erkennbar an sechs Streifen, (Pfeil). Beim lauteren Chorteil wurden die oberen Frequenzbereiche kaum bearbeitet.

Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalierung) für R.E.M. – Shiny Happy People
Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalierung) für R.E.M. – Shiny Happy People

Spektrogramme mit linearer Skala zeigen die Unterschiede im Mitten- und Hochtonbereich besonders gut an. Die logarithmische Skala bringt Differenzen im Bass- und Grundton zum Vorschein (obwohl die charakteristischen Streifen der 2016er sogar hier zu erkennen sind). Im Spektrogramm für Shiny Happy People fallen vor allem die etwas größeren violetten Flächen der 1991er in den tiefen Frequenzen auf. Allerdings sind die Unterschiede nicht sehr groß. Wenn man den wesentlich höheren Pegel der 1991er berücksichtigt, dann scheint sich die 2016er im Bass gut zu schlagen. Das hat der Hörtest ebenfalls bestätigt.

Welche Loudness-Werte haben wir für Out Of Time gemessen?

Loudness-Messung für R. E. M. – Out Of Time, 1991, Seite 1
Loudness-Messung für R. E. M. – Out Of Time, 1991, Seite 1
Loudness-Messung für R. E. M. – Out Of Time, 2016, Seite 1
Loudness-Messung für R. E. M. – Out Of Time, 2016, Seite 1

Mit dem Youlean Loudness Meter messen Toningenieure die Lautheit von Tonaufzeichnungen. Für die Seite 1 der deutschen Erstpressung ergab die Messung einen Wert von -18,3 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale), für die 2016er waren es -19,9 LUFS integrated. Das bedeutet, dass die 1991er im Durchschnitt 1,6 dB lauter ist und dementsprechend weniger vom dynamischen Geschehen abbildet. Die Unterschiede lassen sich nicht auf einzelne Songs zurückführen sondern sind über die gesamte Laufzeit vorhanden.

Loudness-Messung für R. E. M. – Out Of Time, 1991, Seite 2
Loudness-Messung für R. E. M. – Out Of Time, 1991, Seite 2
Loudness-Messung für R. E. M. – Out Of Time, 2016, Seite 2
Loudness-Messung für R. E. M. – Out Of Time, 2016, Seite 2

Auf Seite 2 fallen diese Unterschiede kleiner aus. Für die 1991er haben wir -18,2 LUFS gemessen, für die 2016er -18,6 LUFS. Der Unterschied beträgt also nur 0,4 dB.

Wie gut klingt die Erstpressung von Out Of Time?

Wie die Diagramme schon erwarten lassen, hat die 1991er eine Menge Punch. Sie macht Druck in der Rhythmussektion und bildet die einzelnen Instrumente klar umrissen ab. Die Stereobühne ist eher durchschnittlich breit und auch nicht besonders tief. Durch die größere Lautheit fehlen hier ein paar dynamische Details, dennoch werden die vielen akustischen Instrumente lebendig wiedergegeben.

Wie gut klingt die 2016 remasterte Pressung von Out Of Time?

Die 2016er ist insgesamt etwas weniger laut und weniger komprimiert. Dadurch kommen mehr dynamische Nuancen zum Vorschein, die zu einem sehr lebendigen Klangeindruck beitragen. Insgesamt wirkt sie etwas luftiger und minimal heller. Wegen des geringeren Pegels muss die Wiedergabelautstärke angehoben werden. Dann macht die 2016er Pressung aber richtig Spaß. Chris Bellman hat beim Mastern einen tollen Job gemacht und nichts weggelassen und nichts hinzugefügt. Der Unterschied zum Original ist nicht groß und eher fühlbar als hörbar. Aber genau danach suchen wir Audiophile doch gerade: Mehr Augenmerk aufs Detail.

Titelliste

Side 1

  • Radio Song
  • Losing My Religion
  • Low
  • Near Wild Heaven
  • Endgame

Side 2

  • Shiny Happy People
  • Belong
  • Half A World Away
  • Texarkana
  • Country Feedback
  • Me In Honey
R.E.M. - Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. – Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. - Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. – Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. - Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. – Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. - Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. – Out Of Time, Warner Bros, D, 1991
R.E.M. - Out Of Time, Warner Bros, D, 1991, Seite 2
R.E.M. – Out Of Time, Warner Bros, D, 1991, Seite 1
R.E.M. - Out Of Time, Warner Bros, D, 1991, Seite 2
R.E.M. – Out Of Time, Warner Bros, D, 1991, Seite 2
R.E.M. - Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. – Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. - Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. – Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. - Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. – Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. - Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. – Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. - Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016, Seite 1
R.E.M. – Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016, Seite 1
R.E.M. - Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016
R.E.M. – Out Of Time, Concord Bicycle Music, 2016, Seite 2
InterpretR.E.M.
TitelOut Of Time
LabelWarner Bros RecordsConcord Bicycle Music
Katalognummer7599-26496-1 WX 4040888072004405
Veröffentlicht19912016
Format12”12”
Umdrehungen/Minute33 1/333 1/3
CoverSingle SleeveSingle Sleeve
BeigabenBedruckte InnenhülleBedruckte Innenhülle, Download Code
Lackschnittk.A.Chris Bellman
PresswerkRecord Service AlsdorfOptimal Media
Matrix-RunoutR/S Alsdorf 759 926496-1-A 1-SP-GER 66 R/S Alsdorf 759 926496-1-B 1-26496-B-INTL-SET I-DMM SP I-I SP GER Precision 48BG49695-01 A 888072004405-A ^^ CB BG49695-01 B 888072004405-B ^^ CB
Auflage/Limitierung
Fortlaufende Nummer
HerstellungslandDeutschlandDeutschland