Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon (DDR Quadro vs. 2016)

Von Dark Side Of The Moon von Pink Floyd gibt es fast 500 verschieden Vinyl-Ausgaben. Wir haben eine gefunden, die wirklich gut klingt.

Welche Versionen von The Dark Side Of The Moon vergleichen wir?

Unser erster Proband stammt aus der DDR – Erscheinungsjahr unklar, wahrscheinlich Mitte bis Ende der 70er Jahre. Es handelt sich jedoch sich nicht um eine Veröffentlichung auf dem staatseigenen Amiga-Label, sondern um eine Quadrophonie-Ausgabe auf EMI/Electrola. Diese wurde an Besucher aus dem Westen verkauft – ausschließlich gegen Devisen – und war ausschließlich in den Intershops entlang der Transitautobahnen erhältlich. Quadrophonie war eine frühe Form von Surround-Sound mit vier Kanälen (zwei vorne, zwei hinten) und im Zeitraum zwischen Ende der 60er und Anfang der 80er Jahre gar nicht so ungewöhnlich. Im Prinzip ist diese DDR-Ausgabe identisch mit der westdeutschen Quadro-Ausgabe von Dark Side Of The Moon. Allerdings wurde sie im Osten bei Deutsche Schallplatten Berlin in Babelsberg gepresst. Gemastert wurde vom westdeutschen Quadro-Mastertape. Wie viele Quadro-Schallplatten lässt sich auch diese mit Stereo-Plattenspielern in Stereo abspielen.

Diesen Exoten vergleichen wir mit der jüngsten Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2016. Hier verwendeten Mastering-Legende Bernie Grundman sowie seine Kollegen James Guthrie und Joel Plante das originale analoge Masterband. Es handelt sich um dieselbe sehr gelungene Reissue-Serie aller Pink-Floyd-Alben, in der beispielsweise auch Animals wieder veröffentlicht wurde. Gepresst wurde bei Record Industry in Holland.

Ein paar Hintergründe zu Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon

Das achte Album von Pink Floyd wurde ihr erfolgreichstes. Die Aufnahmen erfolgten zwischen Juni 1972 und Januar 1973 in den Abbey Road Studios in London, nachdem das Material live bereits seit Januar 1972 erprobt und aufgeführt wurde. Toningenieur war Alan Parsons, als Produzenten zeichneten Pink Floyd selbst verantwortlich. Aber im Prinzip ist zu dem Album alles gesagt. Wer sich für mehr Hintergründe interessiert, sollte diese Doku anschauen.

Wie sind die Platten ausgestattet?

Die DDR-Quadro-Ausgabe steckt im selben laminierten Gatefold-Cover wie die meisten westlichen Versionen. Die Poster und Aufkleber fehlen – es ist uns nicht bekannt, ob sie je beigelegen haben.

Im Unterschied dazu glänzt die Neuauflage mit Vollausstattung: Zwei Poster, zwei postkartengroße Aufkleber. Das schwarze Gatefold-Cover ist nicht laminiert und schimmert in edlem Mattschwarz. Auch beim Vinyl wurde nicht gespart. 202g bringt die Scheibe mit Hülle auf die Waage, zum Vergleich bei der DDR-Ausgabe sind es zwar nur 156g, dochfür Releases aus den 70er und 80er Jahren ist dies sogar vergleichsweise viel.

Wie gut klingen die Quadro- und die 2016er-Pressung von The Dark Side Of The Moon?

The Dark Side Of The Moon gilt nicht nur musikalisch als Meisterwerk. Die Produktion von Pink Floyd mit der Hilfe von Toningenieur Alan Parsons und dem Mix von Chris Thomas setze auch klanglich neue Maßstäbe. Von der Kritik wurde das Album deshalb sogar als Musik für „HiFi-Snobs“ (Sounds) geschmäht. Andere Geschichte. Deshalb klingen fast alle Versionen des Albums irgendwie „gut“.

Und das trifft auch für unsere DDR-Ausgabe zu. Wir haben nicht viele Alben des Staatslabels Amiga gehört, aber diese klangen ziemlich matt und muffig. Anders die Pressung aus Babelsberg. Während der Soundeffekte in Speak To Me wirkt sie sogar etwas heller als die 2016er. Mit dem Beginn von Breathe ändert sich das Bild. Die 2016er besitzt deutlich mehr Bass und auch in den Höhen setzen sich beispielsweise die Viertelnoten des Ride-Beckens deutlicher durch. Die Quadro klingt schlichtweg dünner.

In den leiseren Passagen weist die 2016er erfreulich wenige Laufgeräusche und als nagelneue Platte auch noch keine Abnutzung auf. Die Quadro hat dagegen mindestens 30 Jahre auf dem Buckel, die sich hier in leisem Knistern und Knacken bemerkbar machen.

Die Breiten- und Tiefenstaffelung beider Pressungen sind sehr gut – da macht sich das hervorragende Ausgangsmaterial bemerkbar. Auch die Definition der Instrumente lässt keine Wünsche offen.

Im direkten Vergleich gibt jedoch der Bass den Ausschlag zugunsten der 2016er. Wenn der Bassakkord in On The Run bedrohlich tief grummelt, ist das auf der Quadro nur ein laues Lüftchen. Die Quadro stellt die mit Besen gespielte Snaredrum in den Vordergrund, die 2016er das Synthesizer-Arpeggio.

Die tickenden Uhren zu Beginn von Time befinden sich bei der Quadro im selben Raum wie der Hörer, die 2016er versetzt sie ins hinterste Eck des Raumes. Das wirkt auf der Quadro faszinierender. Als jedoch der Bass einsetzte, drückte uns die 2016er schlichtweg in den Sessel und haute uns um. Im Gitarrensolo empfanden wir die lauten oberen Mitten der Quadro regelrecht unangenehm.

Die Mitten-Problematik setzt sich bei The Great Gig In The Sky fort. Und zwar ausgerechnet beim Höhepunkt, dem Gesang von Clare Torry, der auf der Quadro zu stark heraussticht.

Und so geht es auch auf Seite 2 weiter. Die 2016er bietet genauso viel Bass wie nötig. Dabei erscheint der Klang wärmer, ohne dumpf zu wirken. Die Gemeinsamkeiten liegen in der Transparenz und der Breiten- und Tiefenstaffelung.

Weitere Alben aus den Jahren 1973/74 auf Uebervinyl.de

Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der Quadro- und der 2016er-Pressung?

Wellenform-Diagramm für Time
Wellenform-Diagramm für Time

Das Wellenform-Diagramm für Time zeigt, dass beide Versionen prinzipiell mit ausreichend Headroom gemastert wurden, um die Dynamik in der Musik wiederzugeben. Ein Unterschied lässt sich bei der anschwellenden Passage im ersten Drittel (Pfeil) erkennen: Hier bildet die von Bernie Grundman gemasterte 2016er-Pressung den Lautstärkeanstieg natürlicher ab als die Quadro-Version.

Wellenform-Diagramm für The Great Gig In The Sky
Wellenform-Diagramm für The Great Gig In The Sky

Ein ähnliches Bild zeigt das Wellenform-Diagramm für The Great Gig In The Sky. Hier bleibt der durchschnittliche Pegel der 2016er in der zweiten Hälfte des Stücks (Pfeil) niedriger als in der Quadro-Fassung.

Wellenform-Diagramm für Money
Wellenform-Diagramm für Money

Ein drittes Beispiel für den etwas behutsameren und bewussteren Umgang mit Dynamik liefert das Wellenform-Diagramm für Money. Hier sind es Intro (schwarzer Pfeil) und Outro (gelber Pfeil), die bei der Quadro-Ausgabe stärker komprimiert wurden.

Frequenz-Spektrogramm für Time
Frequenz-Spektrogramm für Time

Das Frequenz-Spektrogramm für Time zeigt mehrere Besonderheiten auf. So gibt es bei der 2016er-Fassung ein schmales Frequenzband oberhalb von 14.000 Hertz (schwarzer Pfeil), das gezielt per Equalizer angehoben wurde. Die Quadro-Fassung betont dagegen den Frequenzbereich zwischen etwa 5000 und 11.000 Hertz (weißer Pfeil).

In den Bässen hat die 2016er ebenfalls mehr zu bieten. Und zwar im Grundton-Bereich (violette Flächen oberhalb der weißen Linie) als auch im echten Bassbereich (unterhalb der weißen Linie).

Frequenz-Spektrogramm für The Great Gig In The Sky
Frequenz-Spektrogramm für The Great Gig In The Sky

Wie schon in Time, so werden auch bei The Great Gig In The Sky dieselben Höhenfrequenzen angehoben (weißer und schwarzer Pfeil). Allerdings längst nicht so ausgeprägt wie zuvor.

Dafür zeigen sich die Unterschiede im Grundton und Bass noch deutlicher als in Time. Die violetten Flächen unterhalb der weißen Linie treten bei der weißen Linie treten bei der 2016er noch deutlicher auf. Die Quadro weist dagegen einige stärkere Mittenbereiche auf, die ebenfalls als violette Flächen aufblitzen.

Frequenz-Spektrogramm für Money
Frequenz-Spektrogramm für Money

Auch bei Money zeigt das Frequenz-Spektrogramm der 2016er erneut die angehobenen Höhen um 14.000 Hertz (weißer Pfeil), die Quadro besitzt erneut eine leichte Betonung zwischen 5.000 und 10.000 Hertz. Unterhalb der weißen Linie bei 344 Hertz bietet wiederum die 2016er einen stärkeren Bassanteil.

Welche Pressung von Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon ist besser?

Als wäre Quadrophonie noch nicht exotisch genug, stammt unsere Quadro auch noch aus einem Presswerk in der DDR. Der Sammlerwert dieser Ausgabe ist also definitiv höher als der unserer schnöden Wiederveröffentlichung. Klanglich leidet sie an akuten Mangelerscheinungen im Bass und einer gewissen Schärfe in den Höhen.

Aus audiophiler Sicht hat die Dark Side Of The Moon aus dem Jahr 2016 alles, was sich der Klang-Gourmet wünscht: Geschnitten vom analogen Master, ausgestattet mit toller Dynamik, ein fetter und wohldefinierter Bass, brillante Höhen, bei gleichzeitig breiter Stereobühne. Die von Bernie Grundman gemasterten Pink Floyd Reissues haben es in sich. Und Dark Side… sogar noch mehr als beispielsweise die hier besprochene Animals, die uns ebenfalls überzeugt hat.

Titelliste

Side 1

  • Speak To Me
  • Breathe
  • On The Run
  • Time
  • The Great Gig In The Sky

Side 2

  • Money
  • Us And Them
  • Any Colour You Like
  • Brain Damage
  • Eclipse
Pink Floyd Dark Side Of The Moon Quadro
Das Cover der DDR-Quadro-Pressung ist laminiert …
Pink Floyd Dark Side Of The Moon Quadro
Von außen ist die DDR-Version nur an der Katalognummer
F 666.218 zu erkennen.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon Quadro
Links unten das Logo von EMI/Electrola …
Pink Floyd Dark Side Of The Moon Quadro
Von Quadrophonie ist auf dem Cover keine Rede.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon Quadro S1
Das Label weist endlich auf „Quadro“ hin.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon Quadro S2
„Made in Germany“ sagt das Label. Gepresst wurde in Babelsberg, das Plattencover wurde in Gütersloh gedruckt.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016
… das der 2016er-Ausgabe ist mattschwarz.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016
Die 2016er zeigt die Katalognummer PFRLP8 und den Hinweis, dass es sich um eine Stereo-LP handelt.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016
… links unten das Logo von Pink Floyd Records…
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016
Der Farbtöne der Amplitude ist hier weniger gelb.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016 S1
Das Dreieck der Neuauflage hat einen dickeren Rand.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016 S1
Die Neuauflage wurden dagegen ganz gewöhnlich einfach bei Record Industry in Holland gepresst.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016
Die beiden Poster sind auch bei der …
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016
… Neuauflage dabei.
Pink Floyd Dark Side Of The Moon 2016
Auch die Aufkleber dürfen nicht fehlen.
InterpretPink Floyd
TitelThe Dark Side Of The Moon
LabelHarvestPink Floyd Records
KatalognummerF 666.218PFRLP8
Veröffentlichtk.A.2016
Format12”12”
Umdrehungen/Minute33 1/333 1/3
CoverGatefoldGatefold
Beigaben2 Posters, 2 Aufkleber
Lackschnittk.A.James Guthrie, Joel Plante and Bernie Grundman
PresswerkDeutsche Schallplatten Berlin Werk BabelsbergRecord Industry
Matrix-Runout666 218-1A 666 218-2A16690 7A 5099902987613-A BG 16690 5B 5099902987613-B
Auflage/Limitierung
Fortlaufende Nummer
HerstellungslandDDREU