Pink Floyd – Ummagumma (Frankreich 1972 vs. EU 2016)

Ummagumma von Pink Floyd bietet klanglich feinste Kost. Wir haben eine frühe Pressung aus Frankreich mit der jüngsten Auflage verglichen und waren sehr zufrieden.

Pink Floyd - Ummagumma, Frankreich 1972
Pink Floyd – Ummagumma, Frankreich 1972
Pink Floyd - Ummagumma, EU 2016
Pink Floyd – Ummagumma, EU 2016

Welche Versionen von Pink Floyd – Ummagumma vergleichen wir?

Ummagumma erschien 1969, unsere erste Platte im Test wurde drei Jahre später, 1972 in Frankreich veröffentlicht. Äußerlich weist sie keine Besonderheiten auf. Zeittypisch wurde das Doppelalbum im Fold Out Cover auf 134g Vinyl gepresst.

Die Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2016 wiegt mit 204g pro Scheibe zwar deutlich mehr, das ist aber auch schon der auffälligste Unterschied. Sie wurde von Bernie Grundman, James Guthrie und Joel Plante auf Basis der analogen Mastertapes neu gemastert, genauso wie etwa Animals, The Dark Side Of The Moon und der übrige Backkatalog von Pink Floyd.  

Ein paar Hintergründe zu Ummagumma

Ummagumma soll ein Slangbegriff für Geschlechtsverkehr sein. Nie gehört. Genauso ungewöhnlich wie der Titel ist auch ein Teil der Musik auf dem Doppelalbum.

Die erste LP beinhaltet Live-Aufnahmen aus Manchester und Birmingham, die vor allem den frühen psychedelischen Rock der Ära mit Syd Barrett widerspiegeln.

Auf der zweiten LP erhielt jedes Bandmitglied eine halbe Plattenseite zur freien Verfügung, die meist im Alleingang, ohne die restlichen Bandmitglieder gefüllt wurde. Die Herren ließen sich nicht lumpen und lebten ihre experimentelle Seite aus. Von Akustikliedchen bis hin zu atonaler Avantgarde ist hier ein Sammelsurium an merkwürdiger Musik vertreten.

Wie gut klingen die 1972er- und die 2916er-Pressung von Ummagumma?

Die französische Ummagumma ist lauter und klingt etwas heller. In Astronomy Domine wechseln sich sehr laute Passagen mit sehr leisen Passagen ab. Beiden Versionen fangen die Dynamik und die Konzertatmosphäre hier sehr realistisch ein.

In Careful with That Axe Eugene lassen sich Unterschiede in den ruhigen Passagen in Sachen Stereobühne festmachen: Die 1972er bildet eine engere Bühne ab als die 2016er, dafür staffelt diese in die Tiefe besser. Pink Floyd war in den 60er Jahren eine lärmige und oftmals raue Liveband. Die 1972er gibt dies ungefiltert wieder.

Bei den Studioaufnahmen sind die Pegelunterschiede zwischen den Versionen plötzlich weg. Die Suite Sysyphus von Richard Wright hört sich auf beiden Pressungen etwa gleich laut an. Klanglich nehmen sich die beiden Pressungen nicht viel. Hier wirkt aber plötzlich die 2016er etwas lebhafter.

Relativ deutlich schlägt das Pendel dann in Grantchester Meadows zugunsten der 2016er aus. Dieses für Ummagumma-Verhältnisse sehr konventionelle Stück zur Akustikgitarre ist auf der 1972er einfach zu dumpf und muffig geraten. Die 2016er gibt mehr Details in Roger Waters Gesangsstimme wieder, dessen Gitarre klingt, als habe sie vor dem Remastering einen Satz neue Saiten erhalten.

Weitere Alben aus den Jahren 1969/70 bei Uebervinyl.de

Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der beiden Pressungen?

Wellenform-Diagramm für Astronomy Domine
Wellenform-Diagramm für Astronomy Domine

Das Wellenform-Diagramm für Astronomy Domine zeigt die unterschiedlichen Maximalpegel beider Versionen recht deutlich. Während die 1972er den maximalen Pegel voll ausreizt und das Master voll in die Bandsättigung fährt, hält sich die 2016er zurück und lässt viel Headroom. Aus Hifi-Sicht ist die 2016er hier besser. Im Hörtest gab die 1972er die Krach-Performance glaubwürdiger wieder.

Frequenz-Spektrogramm für Astronomy Domine
Frequenz-Spektrogramm für Astronomy Domine

Im Frequenz-Spektrogramm für Astronomy Domine erkennen wir für die 1972er-Version Ausschläge in wesentlich höhere Frequenzbereiche. Während bei der 2016er oberhalb von etwa 14 kHz kaum noch etwas los ist, spielt die 1972er-Pressung in der Spitze bis über 20kHz. Vermutung: Das sind die scheppernden, verzerrten Gitarren und ihre Obertöne.

Wellenform-Diagramm für Careful With That Axe Eugene
Wellenform-Diagramm für Careful With That Axe Eugene

Im Diagramm für Careful With That Axe Eugene zeigt sich ein ähnliches Bild. Wenn es laut wird, ist die 1972er permanent am Anschlag, während die 2016er genügend Headroom besitzt, um auch noch subtilste Unterschiede abzubilden.

Frequenz-Spektrogramm für Careful With That Axe Eugene
Frequenz-Spektrogramm für Careful With That Axe Eugene

Gerade im Lauten Mittelteil von Careful With That Axe Eugene unterscheiden sich die Darstellungen des Frequenz- und des Wellenform-Diagramms für die 1972er-Ausgabe. Obwohl die Pegelspitzen im Wellenform-Diagramm über die Dauer des gesamten Mitteteils immer am Limit anschlagen, nimmt die Intensität der hohen Frequenzen im Frequenz-Spektrogramm langsam ab. Eher so, wie es das Wellenformdiagramm für die 2016er anzeigt.

Der psychoakustische Hintergrund: Unser Gehirn erkennt laute und leise Töne nicht nur am höheren oder niedrigeren Pegeln. Eine extrem hart angeschlagene Saite einer Gitarre klingt anders als eine nur leise gezupfte Saite. Und zwar unabhängig von der Wiedergabelautstärke. Dieser Effekt lässt sich in diesem Spektrogramm schön nachvollziehen. Obwohl der Pegel gleichmäßig laut bleibt, spielt die Band doch mit abnehmender Intensität. Weniger Obertöne und Verzerrungen werden wiedergegeben. Die Frequenzausschläge nach ganz oben werden zunächst weniger und dann kürzer. Wer damals bei der Aufzeichnung der Live-Stücke im Konzert war, hat dies mutmaßlich ganz ähnlich erlebt. Denn auch das menschliche Gehör komprimiert Signale bei sehr hohen Lautstärken.

Wellenform-Diagramm für Sysyphus
Wellenform-Diagramm für Sysyphus

Unser Diagramm für Sysyphus bestätigt den Höreinduck erneut: Beide Varianten sind hier etwa gleich laut ausgepegelt. Auch in Sachen Headroom schenken die die 1972er- und die 2016er-Pressung von Ummagumma nichts. Die unregelmäßigen höheren Ausschläge rechts der Mitte in der Welle der 1972er stammen vom Knistern und Knacksen der fast 50 Jahre alten Scheibe.

Frequenz-Spektrogramm für Sysyphus
Frequenz-Spektrogramm für Sysyphus

Im Spektrogramm für Sysyphus drehen sich die Verhältnisse sogar um. Die 2016er spielt in etwas höhere Frequenzbereiche hinauf als die 1972er.

Wellenform-Diagramm für Grantchester Meadows
Wellenform-Diagramm für Grantchester Meadows

Bei Grantchester Meadows kehren sich sogar die Lautstärkeverhältnisse um, wie das Diagramm beweist. Hier ist plötzlich die 2016er durchweg lauter.

Frequenz-Spektrogramm für Grantchester Meadows
Frequenz-Spektrogramm für Grantchester Meadows

Und wie schon bei Sysyphus erreicht auch in Grantchester Meadows die 2016er höhere Frequenzbereiche als die 1972er.

Welche Pressung von Pink Floyd – Ummagumma ist besser?

Hier gibt es kein eindeutiges Ergebnis. Die Live-LP von Ummagumma klingt in der Version aus dem Jahr 1972 spannender, weil sie die ungebändigte Energie besser einfängt und wiedergibt. Die 2016er besitzt dagegen mehr Hifi-Tugenden und zeigt einen astrein ausgepegelten Dynamikumfang. Dennoch wird die 1972er bei den Live-Aufnahmen der Band eher gerecht.

Bei der zweiten LP des Doppelalbums wendet sich das Blatt. Hier kann die von Bernie Grundman gemasterte Version aus dem Jahr 2016 mit audiophilen Qualitäten punkten. Deren größerer Frequenz- und auch Dynamikumfang macht bei diesen teilweise sehr experimentellen Aufnahmen zwischen Avantgarde und Schlagzeugsolo auch mehr Sinn.

Titelliste

Side 1

  • Astronomy Domine (Live)
  • Careful With That Axe Eugene (Live)

Side 2

  • Set Controls For The Heart Of The Sun (Live)
  • A Saucerful Of Secrets (Live)

Side 3

  • Sysyphus Parts 1-4 (Richard Wright)
  • Grantchester Meadows (Roger Waters)
  • Several Species Of Small Furry Animals Gathered Together In A Cave And Grooving With A Pict (Roger Waters)

Side 4

  • The Narrow Way (David Gilmour)
  • The Grand Vizier’s Garden Party Parts 1-3 (Nick Mason)
Pink Floyd - Ummagumma, Frankreich 1972
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Pink Floyd - Ummagumma, Frankreich 1972, Seite 1
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Pink Floyd - Ummagumma, EU 2016
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InterpretPink Floyd
TitelUmmagumma
LabelHarvestPink Floyd Records
KatalognummerSHDW 1/2PFRLP4
Veröffentlicht19722016
Format2×12”2×12”
Umdrehungen/Minute33 1/333 1/3
CoverGatefoldGatefold
Beigaben
Lackschnittk.A.Bernie Grundman, James Guthrie, Joel Plante
PresswerkPathé Marconi EMIOptimal Media
Matrix-RunoutSHDW 1A 21 M6 269759 SHDW 1B 21B M6 297455 1 SHDW 2A 21B M6 29170 9 SHDW 2B 21B M6 2866930825646493166-A BF15703-01 A₁ BG 0825646493166-B BF15703-01 B₁ BG 0825646493166-C BF15703-02 C₁ BG 0825646493166-D BF15703-02 D₁ BG
Auflage/Limitierung
Fortlaufende Nummer
HerstellungslandFrankreichEU

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