Rumours von Fleetwood Mac gilt als Meisterwerk – was die Musik UND den Klang betrifft. Wir haben die deutsche Erstpressung mit zwei aktuellen Reissues verglichen und einen klaren Klang-Sieger gefunden.
Wie entstand Rumours von Fleetwood Mac?
Rumours ist das elfte Studioalbum von Fleetwood Mac, es erschien 1977 und gehört mit mehr als 40 Millionen verkauften Exemplaren zu den weltweit erfolgreichsten Alben.
Über das Album und die zugrunde liegenden Beziehunprobleme der Bandmitglieder wurde längst alles geschrieben. Hier nur die Kurzfassung: Gitarrist Lindsay Buckingham und Sängerin Stevie Nicks waren ein Paar als sie der Band beitraten und trennten sich vor den Aufnahmen zu Rumours. Genauso tat es das Ehepaar John und Christine McVie (Bass und Keyboard/Voc). Um die Sache noch ein bisschen interessanter zu machen, trennte sich Schlagzeuger Mick Fleetwood zur selben Zeit von seiner Frau und begann einen heimliche Affäre mit Stevie Nicks. Die Stimmung im Studio war also – vorsichtig gesagt – angespannt und wurde dadurch noch angeheizt, dass die Songs des Albums die aktuellen Trennungen offen oder nur leicht verschlüsselt thematisierten.
In dieser explosiven Gemengelage entstand nicht nur das erfolgreichste Album von Fleetwood Mac sondern auch eines, das zu den bestklingenden Rockalben aller Zeiten zählt.



Welche Versionen von Rumours vergleichen wir?
Pressung 1: Die Deutsche Erstpressung aus dem Jahr 1977 wurde millionenfach verkauft und ist auch heute noch relativ günstig auf dem Gebrauchtmarkt zu finden. Im Unterschied zu den beiden aktuellen Reissues auf glattem Karton, besitzt das Single Sleeve eine Oberflächenstruktur, die an eine Tapete erinnert. Im Innern findet sich ein vierseitiges Insert mit Texten, Credits und Fotos. Gepresst wurde auf 130g Vinyl, den Lackschnitt erledigte Ken Perry, erkennbar an den Initialen „KP“ im Deadwax. Auf Discogs wird für die deutsche Pressung zudem der der renommierte Toningenieur Günther Pfanz ins Spiel gebracht. Dessen Signatur „PF“ konnten wir bei unserem Exemplar jedoch nicht finden.
Pressung 2: Dieses Release für USA & Europa aus dem Jahr 2009 wird häufig mit der 2021er Europa-Version verwechselt. Kein Wunder, schließlich ist der
Barcode identisch und es prangt auf beiden ein goldfarbener Hype-Sticker, der sich hauptsächlich in einem Detail unterscheidet: In der vorletzten Zeile steht hier „Pressed at Pallas“, bei der europäischen Version fehlt der Hinweis auf ein Presswerk. Es gibt weitere Unterscheidungsmerkmale: Diese Variante erschien bei Reprise und trägt eine andere Bestellnummer auf dem Rücken. Das Insert wurde zwar im selben Format wie die 2021er gedruckt, aber auf glänzendes Papier (im Original und bei der Europa-Version matt) und das Label besitzt eine schwarze Fläche am unteren Rand. Im Deadwax kommt aber der entscheidende Unterschied: Diese Pressung basiert auf einem Lackschnitt von Kevin Gray und Steve Hoffman, erkennbar an den Initialen „KPG/SH“. Gepresst wurde bei Pallas auf 156g schweres Vinyl.
Pressung 2: Wer in Europa die aktuelle Ausgabe von Rumours kauft, erhält meist diese Version. Das Release erschien 2021 bei Warner Records und wurde bei Optimal Media gepresst. Es liegt zwar das gleiche Insert wie beim Original bei, das jedoch etwa 2 cm höher und breiter ist als bei der Erstpressung. Zudem fällt der Farbton des Covers heller und weniger gelblich aus als beim Original und der Karton besitzt ebenfalls wie bei der 2009er keine Textur. Gepresst wurde bei Optimal Media auf 144g Vinyl, den Lackschnitt erledigte Chris Bellman, einfach zu erkennen an den Initialen „CB“ im Deadwax.


Wie unterscheiden sich Pegel und Dynamik?

Die Wellenform-Diagramme für die Seite 1 der deutschen Erstpressung lassen erahnen, warum dieses Album so herausragend gut klingt. Die Pegelspitzen schlagen extrem weit aus. Obwohl auch hier ziemlich sicher ein Kompressor/Limiter beim Mastern im Einsatz war, ist kaum Limiting zu sehen. Die Pegelspitzen bilden nur ganz selten mal eine gerade Linie.


Zu viel Limiting kann man den beiden Reissues ebenfalls nicht vorwerfen. Dennoch lassen es beide etwas gemächlicher angehen als die Erstpressung. Die Unterschiede zwischen laut und leise fallen viel kleiner aus. Insgesamt bleiben hier die Pegel niedriger.



Auf der Seite 2 zeigt sich ungefähr dasselbe Bild: Die Erstpressung weist größere Ausschläge auf als die beiden Reissues. Auffällig sind darüber hinaus die unterschiedlichen Laufzeiten der drei Pressungen, die sich in den wewllenformen links unten ablesen lassen. Der besseren Übersicht wegen stellen wir sie in einer Tabelle dar.
Seite 1 | Seite 2 | |
D 1977 | 19:22 | 20:06 |
2009 Pallas | 19:26 | 20:26 |
2021 Optimal | 19:35 | 20:22 |
Auf beiden Seiten läuft demnach die deutsche Erstpressung am kürzesten. Beim Mastern wurde das Band also etwas beschleunigt wiedergegeben, um dem Album etwas mehr Drive zu verleihen. Die Unterschiede sind gar nicht so gering. Auf Seite 1 braucht die Pallas 4 Sekunden, die Optimal sogar 13 Sekunden mehr bis zum Ende. Auf Seite 2 hat die Pallas eine um 20 Sekunden längere Laufzeit, die Optimal spielt 16 Sekunden länger.
Wie unterscheidet sich die Loudness der verschiedenen Pressungen?






Die Messwerte in Loudness Units relative to Full Scale (LUFS)) im Einzelnen:
D 1977 | 2020 Pallas | 2021 Optimal | |
Seite 1 | -22,9 | -26,7 | -26,5 |
Seite 2 | -24,5 | -27,5 | -27,3 |
Die Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter bringt für alle drei Veröffentlichungen hervorragende Werte zutage. Am lautesten ist mit -22,9 LUF integrated für Seite 1 und -24,5 LUFS integrated für Seite 2 die Erstpressung aus dem Jahr 1977. Doch die genannten Messwerte sind weit davon entfernt, dass man von eingeschränkter Dynamik oder zu hoher Loudness reden könnte. Oder wann hat man jemals so viel grüne Flächen in den Diagrammen gesehen? Wir können uns spontan an keinen Fall erinnern.
Wie unterscheiden sich die Frequenzspektren?



Die Frequenz-Spektrogramme bringen die Ursache für die Unterschiede zwischen den Varianten ans Licht. Keinerlei Auffälligkeiten zeigt das Spektrogramm für die deutsche Erstpressung. Alle Frequenzbereiche von ganz unten bis ganz oben werden gleichmäßig und ohne Unterbrechungen oder Einschnitte angezeigt.
Auch die Pallas-Pressung wirkt relativ gleichmäßig. Nur in der Mitte des Diagramms zeigt sich eine verräterische Kante im Bereich von ca. 15.000 Hertz. Solche chirurgisch exakten Eingriffe ins Frequenzspektrum stammen meist von digitalen Filtern. Analoge Filter schaffen in der Regel keine derart präzisen Veränderungen.
Noch deutlicher lässt sich das bei der Optimal-Pressung aus dem Jahr 2021 erkennen. Hier geht bei etwa 16.000 Hertz ein regelrechter Bruch durch das Frequenzspektrum. Ein fast sicheres Zeichen für digitale Eingriffe. Die 2021er-Pressung von Optimal basiert also auf einem digitalen Master.



Welche Pressung von Rumours von Fleetwood Mac klingt besser?
Discogs verzeichnet nicht weniger als 373 Vinyl-Versionen dieses Albums. Vermutlich klingen die meisten davon gut. Oder zumindest besser als viele andere Rock-Alben. Dasselbe gilt auch für unsere drei Pressungen: Alle drei klingen ziemlich gut, ausdrücklich auch die digital gemasterte Optimal-Pressung.
Doch das Bessere ist der Feind des Guten. Und unter diesen drei verglichenen Varianten gibt es einen klaren Sieger: die deutsche Erstpressung aus dem Jahr 1977. Hier wirkt alles einen Tick lebhafter und mitreißender. Unter den beiden Reissues hat die Pallas-Pressung die Nase vorn. Aber nur knapp. Kevin Grays Remaster wirkt etwas druckvoller als die von Chris Bellman digital gemasterte Optimal-Pressung. Auffällig: Beide besitzen ein etwas dunkleres Timbre als das Original.
Die deutsche Erstpressung macht dagegen alles richtig. Sie ist klanglich so rund und stimmig wie nur ganz wenige Produktionen. Ohne anstrengend zu werden, entwickelt sie mehr Druck als die Reissues. Zudem bietet sie einen Tick mehr Bass und gleichzeitig auch die geschmeidigeren Mitten als ihre Nachfolger. Die Preise für ein guterhaltenes Exemplar dieser Variante lagen Anfang 2022 noch im unteren zweistelligen Bereich. Das ist zwar etwas mehr als der Neupreis für die Reissues. Doch aus klanglicher Sicht ist sie ein paar Euro Aufpreis allemal wert.
Titelliste
Side 1
- Second Hand News
- Dreams
- Never Going Back Again
- Don’t Stop
- Go Your Own Way
- Songbird
Side 2
- The Chain
- You Make Loving Fun
- I Don’t Want To Know
- Oh Daddy
- Gold Dust Woman
























Interpret | Fleetwood Mac | ||
Titel | Rumours | ||
Label | Warner Bros. Records | Reprise | Warner Records |
Katalognummer | WB 56 344 | 093624979357 | 9362-49793-5 |
Veröffentlicht | 1977 | 2009 | 2021 |
Format | 1×12“ | 1×12“ | 1×12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | 4seitiges Insert | 4seitiges Insert | 4seitiges Insert |
Lackschnitt | Ken Perry/Günther Pfanz | Kevin Gray, Steve Hoffman | Chris Bellman |
Presswerk | k.A. | Pallas | Optimal Media |
Matrix-Runout | BSK-3010 F15 INT’L 2 ᴍᴀsᴛᴇʀᴇᴅ ʙʏ ᴄᴀᴘɪᴛᴏʟ Manufactured in Germany BSK-2-3010 F18 INT’L 2 ᴍᴀsᴛᴇʀᴇᴅ ʙʏ ᴄᴀᴘɪᴛᴏʟ Manufactured in Germany | BSK 3010-A2 1-517786 P. USA 14780.1(3) KPG&SH@ATM BSK 3010-B2 1-517786 14780.2(3) KPG&SH@ATM | BL46782-01 A1 0093624979357-A CB BL46782-01 B1 0093624979357-B CB |
Auflage/Limitierung | – | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – | – |
Herstellungsland | Deutschland | USA | Europa |
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Hallo, das Presswerk der 1977’er Erstausgabe müsste die Teldec-Press GmbH sein.
Erkennbar an „Manufactured in Germany“ in den Runouts.
https://www.discogs.com/label/266542-Teldec-Press-GmbH
Gruß Wolfram
OK. Vielen Dank für den Hinweis.
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Hallo!
Ich besitze die Pressung von 1977.
Auf meiner TAS-Liste steht Rumors nicht. Die Reissue von Then Play On klingt da viel besser, denke ich. Natürlich sind die Lieder hier nicht auf schön poliert. Rumors war dagegen doch sehr auf Radio- und Disko-Sound getrimmt? Also meiner Meinung nach nicht unbedingt ein audiophiles Album? Das Schlagzeug klingt bei mir wie aus dem Karton.
PS: In der Summe ist die Spielzeit meiner LP nur 39:03 Minuten.
Freundliche Grüße
Friedel