Run DMC – Raising Hell (1986 vs. MoFi)

Raising Hell von Run DMC machte 1986 viele Rock-Hörer zu HipHop-Fans. Aber lässt sich auch audiophiler Klang aus den Aufnahmen herausholen?

Run DMC - Raising Hell, D 1986
Run DMC – Raising Hell, D 1986
Run DMC - Raising Hell, MoFi 2021
Run DMC – Raising Hell, MoFi 2021

Welche Versionen von Raising Hell vergleichen wir?

Den Anfang macht die deutsche Erstpressung von 1986 auf London Records, in Deutschland im Vertrieb der Firma Metronome. Im Single Sleeve steckt eine Vinyl-Scheibe von gerade mal 136 Gramm Gewicht. Zugaben gibt es nicht, außer dem Vermerk auf dem Cover „Incl. Walk This Way“, das war die Hitsingle, die dem Album vorauseilte.

Die Mobile Fidelity Sound Lab-Version aus dem Jahr 2021 läuft mit 45 RPM, deshalb wurden die Songs auf zwei LPs verteilt. Diese stecken – typisch für die Original Master Recordings – in einem Gatefold-Cover und wiegen etwa 204 g, inklusive antistatischer MoFi-Innenhülle. Streng limitiert auf gerade mal 3.000 Exemplare war Raising Hell schon kurz nach Erscheinen vergriffen.

Ein paar Hintergründe zu Raising Hell von Run DMC

Aller guten Dinge sind drei: Raising Hell war das dritte Studioalbum von Run DMC und erschien 1986 nach nur dreimonatiger Produktionszeit. Der größte Hit darauf war die Kooperation mit Aerosmith und die Coverversion von Walk This Way. Dabei handeltet es sich aber bereits um den dritten Versuch der drei Rapper von Run DMC, HipHop mit Rock zu verbinden (Die Titel Rock Box und King Of Rock waren längst nicht so erfolgreich).

Neben Walk This Way enthielt das Album drei weitere Hits: My Adidas, You Be Illin und It’s Tricky. Produziert wurde Raisnig Hell von Russell Simmons und Rick Rubin, der danach noch unzählige Top-Alben produzierte. Beispielsweise Tom Pettys Wildflowers.

Wie gut klingen die 1986er – und die MoFi-Pressung von Raising Hell?

Was kommt wohl heraus, wenn sich ausgewiesene Soundexperten wie Krieg Wunderlich oder Shawn R. Britton im Auftrag von Mobile Fidelity Sound Lab ein HipHop-Meisterwerk klanglich optimieren?

Oldschool HipHop ist nicht gerade für audiophile Produktionen berühmt. Sampling-Technologie steckte noch in den Kinderschuhen und fand – wenn überhaupt – in 8-Bit-Auflösung statt. Digitale Verfärbungen wurden so zum Stilmittel. Dazu kamen Loops von Schallplatte die auf Technics-Plattenspielern fast zu Todegespielt und gescratcht wurden. Kein Wunder, dass sich HiFi-Snobs naserümpfend vom ganzen Genre abwandten. Sagen wir mal so: Jazz-Quartette wurden anders produziert.

Dabei klingt Raising Hell schon in der 1986er-Fassung beeindruckend: Aggressiv, sehr druckvoll und vor allem sehr transparent. Rick Rubin war schon damals nicht für üppige Arrangements zu haben. Hier wird bis zum Maximum reduziert. Schlagzeug und Stimmen, eine Hookline im Hintergrund und hier und da ein Akzent – was braucht man mehr?  

Der Auftakt mit Peter Piper bleibt sogar extrem spärlich instrumentiert. Beide Versionen rollen mit ordentlich Druck. Die Bassdrum besitzt in beiden Fällen einigen Tiefbass und fährt haarscharf am Dröhnen vorbei. Stimmen und Kuhglocken klingen jedoch auf der MoFi etwas heller und brillanter.

It’s Tricky verwendet als Loop das My Sharona-Riff von The Knack. Auch hier hat die MoFi mehr Höhen zu bieten, was sich in einer lauter hörbaren HiHat auswirkt. Außerdem fällt auf, dass die Stereobühne der MoFi ein gutes Stück links und rechts über die Lautsprecher hinausreicht, während die 1986er ausschließlich zwischen den Boxen spielt.

In Walk This Way ist es die Gitarre, die per Equalizer etwas abgerundet wurde. Auf der 1986er wirkt sie etwas aggressiver, auf der MoFi etwas runder. Geschmackssache.

Hit It Run enthält jede Menge Samples, Scratches und sonstige “kaputte” Sounds. Offenbar haben sich hier die Master-Meister von Mobile Fidelity Sound Lab besondere Mühe gegeben, diese Sounds noch etwas zu schärfen. Die Akzente klingen ganz und gar nicht audiophil – dafür absolut passend.

You Be Illin bestätigt den Gesamteindruck: Die MoFi-Version lässt die unteren Frequenzbereiche fast völlig in Ruhe und kontrolliert die Bässe nur dort, wo sie zu Dröhnen drohen. Deutlich hörbare Eingriffe finden vor allem im Bereich der percussiven Sounds statt. Becken, Hihats, Samples. Insgesamt wirkt das Klangbild etwas reifer und erwachsener. Und vor allem viel breiter.

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Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der 1986er- und der MoFi-Pressung?

Wellenform-Diagramm für My Adidas
Wellenform-Diagramm für My Adidas

Das Wellenform-Diagramm für My Adidas zeigt zunächst einmal zweierlei: Die Produktion von Rick Rubin lässt eine Menge Luft. Und in Sachen Dynamik schenken sich beide Varianten nichts. Der durchschnittliche Pegel liegt in beiden Fällen auf demselben Niveau.

Wellenform-Diagramm für Walk This Way
Wellenform-Diagramm für Walk This Way

Walk This Way mit seinem dominanten Gitarrenriff ist ungleich dichter instrumentiert, was sich im dichter gepackten Wellenform-Diagramm niederschlägt. Allerdings bei beiden Versionen gleich. Hier wurde weder etwas wegkomprimiert noch lauter gemacht.

Frequenz-Spektrogramm für My Adidas
Frequenz-Spektrogramm für My Adidas

Der Höreindruck wird auch vom Frequenz-Spektrogramm für My Adidas bestätigt. Im Bass- und Grundtonbereich (violette Flächen im unteren Bereich der Diagramme) finden sich kaum Unterschiede. Auffällig ist dagegen der breitere grüne Streifen am oberen Ende des Diagramms für die 1986er. Das bedeutet, dass die MoFi offenbar in den Höhen, hier also oberhalb von etwa 14.000 Hertz, noch etwa zu bieten hat, während auf der 1986er bei 14.000 Hertz Schluss zu sein scheint.

Wellenform-Diagramm für Walk This Way (logarithmische Skala)
Wellenform-Diagramm für Walk This Way (logarithmische Skala)

Ganz ähnlich ist die Lage bei Walk This Way: Es wirkt, als würde die 1986er-Pressung oberhalb von 14.000 Hertz einfach abschneiden.

Wellenform-Diagramm für Walk This Way (lineare Skala)
Wellenform-Diagramm für Walk This Way (lineare Skala)

Wie groß der Unterschied tatsächlich ist, offenbart sich, wenn man die Skalierung des Diagramms von logarithmisch auf linear umstellt. Dann zeigt sich, dass die 1986er keineswegs bei 14.000 Hertz Schluss macht. Bis etwa 17.000 Hertz lassen sich durchaus noch Muster erkennen. Doch die MoFi spielt in der Spitze bis über 20.000 Hertz hinaus und ist im gesamten Brillanzbereich einfach stärker.

Wellenform-Diagramm für You Be Illin (lineare Skala)
Wellenform-Diagramm für You Be Illin (lineare Skala)

Ähnliches lässt sich auch für You be Illin sagen. Insgesamt reicht das Frequenzspektrum bei beiden Versionen nicht ganz so hoch wie beim vorigen Track. Doch das Prinzip bleibt gleich: Die Mofi spielt weit bis in den unhörbaren Bereich über 20.000 Hertz hinein.

Welche Pressung von Run DMC – Raising Hell ist besser?

Wer befürchtet hat, dass Raising Hell von MoFi zu brav nach audiophiler Hintergrundmusik klingen könnte, der darf sich jedenfalls wieder beruhigen. Der Charakter einer aggressiven Hihop-Produktion bleibt auch hier erhalten.

Die deutsche Erstpressung aus dem Jahr 1986 klingt so gut und spannend wie am ersten Tag nach Erscheinen. Krieg Wunderlich und Shawn R. Britton schleifen das Klangbild in jedem Song individuell etwas nach. Deshalb wirkt sie etwas erwachsener. Dazu kommt, dass das Stereobild der MoFi erheblich breiter ausfällt als das der 1986er-Pressung. So wird die Transparenz des Mixes nochmal gesteigert, da jedes Instrument buchstäblich mehr Raum erhält. Knapp aber verdient: Die MoFi gewinnt.

Titelliste

Side 1

  • Peter Piper
  • It’s Tricky
  • My Adidas
  • Walk This Way
  • Is It Live
  • Perfection

Side 2

  • Hit It Run
  • Raising Hell
  • You Be Illin’
  • Dumb Girl
  • Son Of Byford
  • Proud To Be Black
Run DMC Raising Hell 1986
Run DMC Raising Hell 1986
Run DMC Raising Hell 1986
Run DMC Raising Hell 1986
Run DMC Raising Hell 1986 S1
Run DMC Raising Hell 1986 S1
Run DMC Raising Hell 1986 S2
Run DMC Raising Hell 1986 S2
Run DMC Raising Hell MoFi
Run DMC Raising Hell MoFi
Run DMC Raising Hell MoFi
Run DMC Raising Hell MoFi
Run DMC Raising Hell MoFi
Run DMC Raising Hell MoFi
Run DMC Raising Hell MoFi
Run DMC Raising Hell MoFi
Run DMC Raising Hell MoFi S1
Run DMC Raising Hell MoFi S1
Run DMC Raising Hell MoFi S2
Run DMC Raising Hell MoFi S2
Run DMC Raising Hell MoFi S3
Run DMC Raising Hell MoFi S3
Run DMC Raising Hell MoFi S4
Run DMC Raising Hell MoFi S4
InterpretRun DMC
TitelRaising Hell
LabelLondon RecordsMobile Fidelity Sound Lab
Katalognummer828 018-1MFSL 2-494
Veröffentlicht19862021
Format12”2×12”
Umdrehungen/Minute33 1/345
CoverSingle SleeveGatefold
Beigaben2 Stiffener
Lackschnittk.A.Krieg Wunderlich, Shawn R. Britton
Presswerkk.A.RTI
Matrix-Runout828 018-1 S1 3 20 1 H 828 018-1 S2 3 20 1 G  MFSL 2-494 Ar2 KW@Mofi MFSL 2-494 Br2 KW@Mofi MFSL 2-494 Cr2 KW@Mofi MFSL 2-494 Dr2 KW@Mofi
Auflage/Limitierung3.000
Fortlaufende Nummer2.566
HerstellungslandDeutschlandUSA