Seventeen Seconds prägte den Düster-Rock der 80er-Jahre. Robert Smith persönlich hat jetzt das zweite Album von The Cure für ein Vinyl-Reissue remastert. Unsere Grafiken zeigen, wo die klanglichen Unterschiede liegen.


Wie entstand Seventeen Seconds von The Cure?
Seventeen Seconds ist das zweite Studioalbum von The Cure und erschien im April 1980. Der Bassist Michael Dempsey hatte die Band verlassen und wurde durch Simon Gallup ersetzt. Zusätzlich kam der Keyboarder Matthieu Hartley in die Band. Sänger und Gitarrist Robert Smith war zu diesem Zeitpunkt stark von Siouxie And The Banshees beeinflusst. The Cure war als Vorgruppe für Siouxie durch UK getourt und Smith half zudem als Live-Gitarrist der Banshees aus. Jetzt, so fand Smith, war es Zeit in eine neue, noch düsterere Richtung aufzubrechen.
Das Geld war knapp. Für die Studioarbeit stand ein Budget von nicht einmal 3.000 Pfund zur Verfügung. Deshalb wurde praktisch Tag und Nacht aufgenommen. Am Ende ging nicht nur die Studiozeit sondern auch das Bandmaterial aus. „The Final Sound“ dauert deshalb nur 53 Sekunden. Das Tonband war schlichtweg zu Ende.
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Welche Versionen von Seventeen Seconds vergleichen wir?
Pressung 1: Die deutsche Erstpressung von 1980 steckt in einem Single Sleeve. Und sollte es jemals Beigaben wie ein bedrucktes Innersleeve gegeben haben, dann sind sie in den letzten 40 Jahren verschwunden. Das Vinyl wiegt 124g und wurde bei Strawberry Mastering in London geschnitten und bei PRS in Hannover gepresst.
Pressung 2: Die Neuauflage wurde von Robert Smith himself remastert – ob von einer analogen oder digitalen Quelle ist nicht bekannt. Sie besitzt ein Single Sleeve aus schwererem Karton und eine bedruckte Innenhülle ebenfalls aus schwerem Papier. Das Vinyl wiegt 180g und wurde in der Tschechischen Republik bei GZ Media gepresst.
Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der beiden Pressungen?

Das Wellenform-Diagramm für Play For Today zeigt auf den ersten Blick nicht viele Unterschiede zwischen den beiden Pressungen. Erst im Outro schlagen die Pegelspitzen (Transienten) der Neufassung von 2016 stärker aus. Hier hat Robert Smith wohl per Kompressor/Limiter für einen höheren Pegel gesorgt als im Original von 1980. Insgesamt wirkt das Muster der Wellen bei der 2016er etwas dichter, was mehr dynamische Kompression hindeutet.

Im Diagramm für Secrets muss man noch genauer hinschauen, um überhaupt Abweichungen zu entdecken. Beim Vergleich der Transienten stellt sich jedoch heraus, dass die Ausschläge bei der 1980er Pressung etwas unregelmäßiger sind als bei der 2016er. Vermutlich setzte Robert Smith hier einen moderneren und daher schnelleren Kompressor ein, der gleichmäßigere Ergebnisse erzeugt als die Technik der späten 70er Jahre. Hörbar sind diese minimalen Unterschiede jedoch nicht.

Auch im Wellenform-Diagramm für A Forest stimmt das meiste überein. Im Intro sehen wir zwar einige längere Ausschläge bei der 2016er. Diese erzeugte jedoch nicht das Remastering Mastering sondern stammen von Staub oder statischer Aufladung. Gegen Ende des Stücks wird die 2016er jedoch wirklich lauter als das Original. Auch hier wurde per Kompressor hochgepegelt.
Wie unterscheidet sich die Loudness der beiden Pressungen?


Was die Welleform-Diagramme bereits andeuteten, bestätigt sich bei der Loudness Messung mit dem Youlean Loudness Meter: Die Neuauflage von 2016 wurde lauter gemastert. Für die Seite 1 der deutsche Erstpressung ermittelten wir -22,7 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale), die 2016er brachte es auf -21,2 LUFS integrated. Die remasterte Fassung ist also insgesamt um 1,5 dB lauter.


Die Messwerte für die Seite 2 fallen tendenziell ähnlich aus: Wir notierten -23,1 LUFS integrated für die 1980er und -22,4 LUFS integrated. Die Differenz beträgt hier nur noch 0,7 dB. Und ein Großteil des Unterschieds stammt vom ersten Titel der Seite 2 The Final Sound. Dieser fiel in der Originalfassung extrem leise aus und wurde für die Neupressung deutlich im Pegel angehoben. Die übrigen Stücke der Seite weichen bei der 2016er kaum von der 1980er ab.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der beiden Pressungen?

Das Spektrogramm für Play For Today zeigt in beiden Fällen ein sehr ähnliches Bild. Da die 2016er etwas lauter gemastert wurde, fallen zwar auch die Ausschläge etwas stärker aus. Doch auch die 1980er zeigt einige Spitzen in den höchsten Lagen an.

Die Unterschiede im Spektrogramm für Secrets sind dagegen vernachlässigbar. Nur selten stimmen zwei Spektrogramme in so hohem Maß überein.

Im Spektrogramm für A Forest zeigen sich dagegen echte Unterschiede im Frequenzbereich oberhalb von etwa 7.000 Hertz. Hier zeichnet die 2016er ein intensiveres Muster. Auch im Outro erzeugt die 2016er heftigere Ausschläge als die 1980er, aber die Ursache dafür ist hier die stärkere Kompression an Ende des Stücks.

Spektrogramme mit linearer Skalierung beleuchten die Verhältnisse im Hochtonbereich. Mit einer logarithmischen Skala lassen sich mögliche Unterschiede im Bereich der tiefen Töne und unteren Mitten untersuchen. Allerdings nur, wenn sie auch da sind. Im Fall des Spektrogramms für A Forest zeigt sich maximal ein kleiner Vorteil im Bass für die 2016er.
Wie gut klingt die 2016er-Pressung von Seventeen Seconds?
Höhen: Die 2016er ist insgesamt etwas lauter gemastert, in den Höhen wirkt sie offener als die deutsche Erstpressung. Allerdings auch gelegentlich etwas hart. Beispielsweise bei den Obertönen der Becken oder der Hallfahne der Snare.
Mitten: Die Gesangsstimme lässt sich kaum von der Erstpressung unterscheiden. Auch Gitarren und Keyboards klingen sehr ähnlich wie bei Original.
Bässe: Hier gibt es keine Unterschiede zu vermelden. Bassdrum und Bassgitarre sind in den Gesamtsound eingebettet, und verrichten stoisch ihren Dienst, ohne groß aufzufallen.
Laufruhe: Die Hintergrundgeräusche bleiben im überschaubaren Rahmen. Allerdings fanden wir ein paar Knisterer und Knackser mehr als uns lieb waren, die sich auch mit mehrfacher Ultraschallreinigung nicht entfernen ließen.
Dynamik: Die 2016er wurde von Cure-Chef Robert Smith einen Tick lauter gemastert als das Original. Mit Werten im Bereich über -20 LUFS bleibt aber alles im optimalen Bereich für Rock-Produktionen.
Instrumententrennung: Allzuviele Overdubs gibt es hier ohnehin nicht. Die Band spielt überwiegend live. Der Mix ist wie im Original nicht gerade auf größtmögliche Präzision getrimmt. Ein leicht verwaschener Sound ist offenbar künstlerisch erwünscht. In dieser Hinsicht unterscheiden sich Original und Reissue nicht wirklich.
Wie gut klingt die 1980er-Pressung von Seventeen Seconds?
Höhen: Die Höhen wirken im Original etwas bedeckter als beim Reissue. Die 2016er besitzt mehr „Air“ als die 1980er Erstpressung.
Mitten: Hier drängeln sich Gesang, Gitarren (häufig als zusätzliche Overdubs und immer angefettet durch einen Stereo-Flanger-Effekt), Keyboards und Teile des Schlagzeugs. Alles verschwimmt leicht ineinander. So klingen The Cure eben.
Bässe: Die Bässe bleiben im Hintergrund und bilden ein stabiles Fundament. Viel mehr aber auch nicht.
Laufruhe: In der Vinyl-Ära der späten 70er und frühen 80er Jahre gelangen geräuscharme Pressungen ganz ohne audiophile Labels oder spezielle Vinyl-Formeln. Auch nach 40 Jahren produziert die Scheibe nicht mehr Hintergrundgeräusche als die nagelneue Pressung von 2016.
Dynamik: Laut Messung bietet die 1980er etwas mehr Dynamik als die Neufassung In der Praxis war der Unterschied jedoch nicht spürbar.
Instrumententrennung: Es liegt nicht an der Pressung, dass die letzte Transparenz fehlt. Instrumente und Hall erzeugen die gewünschte Atmosphäre. Eine präzise Instrumententrennung war im Mix schon nicht erwünscht.
Titelliste
Side 1
- A Reflection
- Play For Today
- Secrets
- In Your House
- Three
Side 2
- The Final Sound
- A Forest
- M
- At Night
- Seventeen Seconds










Interpret | The Cure | |
Titel | Seventeen Seconds | |
Label | Fiction | Fiction |
Katalognummer | 0060.305 | 0602547875372 |
Veröffentlicht | 1980 | 2016 |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | – | Bedruckte Innenhülle |
Lackschnitt | Strawberry Mastering | k.A. |
Presswerk | PRS Hannover | GZ Media |
Matrix-Runout | 0703 621 S1 STRAWBERRY AF 1 0703 621 S2 STRAWBERRY W | 4787537-A 98320E1 /O 4787537-B 98320E2 /L |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Deutschland | Tschechische Republik |
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