Abbey Road von den Beatles wurde zum 50. Jubiläum 2019 neu abgemischt. Wir haben den Remix mit der remasterten Version von 2012 verglichen und dabei die bestklingende Version gefunden.


Ein paar Hintergründe zu The Beatles – Abbey Road
Abbey Road ist das letzte Album der Beatles – Let it Be wurde zwar später veröffentlicht, jedoch früher aufgenommen. Und anders als bei Let It Be setzten die vier wieder auf George Martin als Produzenten. Der Reifeprozess der Beatles als Komponisten, als Band und als Musiker im Studio war weit fortgeschritten. Auf dem Höhepunkt seiner Kunst zeigt sich George Harrison, der mit Here Comes The Sun und Something – selbst für die hohen Maßstäbe der Beatles – die besten Songs des Albums abliefert.
Im Unterschied zu früheren Beatles Alben war Abbey Road in allen Belangen ein modernes Album. Aufgenommen in den Abbey Road Studios (die damals noch EMI Recording Studios hießen) in Mehrspurtechnik mit vielen Overdubs. Abgemischt in echtem Stereo, nicht im berüchtigten „Beatles-Stereo“, bei dem der Gesang meist aus einem Lautsprecher tönt während die Band ausschließlich im anderen Kanal spielt.
Warum also ein Remix? Abbey Road klang nie schlecht, sagt auch Produzent Giles Martin, Sohn des legendären Produzenten der Beatles. Antwort: Weil er’s kann! Der technische Fortschritt erlaubt es, die Aufnahmen aufzupolieren und für eine neue Generation von Hörern zugänglich zu machen. Aber war das auch nötig?
Für Traditionalisten ist der Fall klar: Wer die Beatles-Alben anfasst und verbessern möchte, begeht eigentlich ein Sakrileg. So, wie die Alben veröffentlicht wurden, müssen sie gehört werden. Für Audiophile geht es um den bestmöglichen Klang. Aber normalerweise um die bestmögliche Wiedergabe des originalen Mastertapes. Ein Remix sollte also schon eine deutlich hörbare Verbesserung mit sich bringen, um akzeptiert zu werden.
Wir vergleichen hier gleich zwei überarbeitete Versionen: Die Version von 2012, die auf den remasterten Digitalfiles von 2009 basiert. Und die Anniversary Edition zum 50. Jubiläum der Veröffentlichung 1969 – hier wurde das ganze Album von Giles Martin und Sam Okell neu abgemischt, also jede Tonspur für sich behandelt und daraus ein neuer Mix erstellt.
Wie sind die beiden Abbey Road-Pressungen von 2012 und 2019 ausgestattet?
Beide stecken in schwarzen, gefütterten Innenhüllen. Darüber hinaus gibt es beim 2012er Remaster keine Extras. ganz im Unterschied zur Anniversary Edition. Die vorliegende Limited Edition ist ein Boxset, das neben dem Original Album auch noch ein Doppelalbum mit Alternativen Versionen und Demos der Songs auf Abbey Road beinhaltet. Zudem gibt es ein vierseitiges Insert mit Vorworten von Paul McCartney und Giles Martin. Darüberhinaus erklärt ein Text von Kevin Howlett die Geschichte rund um die Studio Sessions und erläutert Song für Song, welche Version genau zu hören ist.
Was fällt bei den Ausgaben von 2012 und 2019 noch auf?
Jetzt wird schonmal ein Album nach dem Studio benannt, in dem es aufgenommen wurde. Dabei begannen die Aufnahmen zum Album Abbey Road in den Londoner Trident-Studios.
Wie gut klingen die beiden Pressungen von 2012 und 2019?
Abbey Road klang schon immer richtig gut. Giles Martin bezeichnet das Album von 1969 als eine Schablone, für den Klang der meisten Rockalben der 70er Jahre. Der Remix von 2019 hält sich sehr eng an die Vorlage. Die Veränderungen sind eher subtil. Am häufigsten zu hören beim Schlagzeug, das weniger wie Pappkartons klingt, mehr Körper bekommt. Einige Gesangsspuren trennen sich besser vom Rest, weil sie wie beispielsweise bei Here Comes The Sun vom rechten Kanal weg in die Mitte platziert wurden (wo sie auch hingehört). Leadgitarren erhalten extra Muskeln. Die Stereobühne ist wesentlich breiter. Abbey Road 2019 sollte klingen wie eine moderne Produktion. Respekt: Mission accomplished.
Im Unterschied dazu verwenden die Reissues von 2012 digitale Remaster von 2009, das angefertigt wurde, weil es bis dato keine vernünftigen CD-Masters für die meisten Beatles-Veröffentlichungen gab. Und weil die neuen Masterfiles schon mal da waren, wurden alle Beatles-Studioalben drei Jahre nach den CDs zusätzlich auf Vinyl veröffentlicht. “This album has been prepared using the 2009 digital remasters which had been created from the original stereo analogue master tapes.” Das Remastering legt im Bass leicht zu und entstaubt ganz leicht in den Höhen. Auch diese Variante von Abbey Road klingt nicht schlecht. Aber nicht so gut wie der Remix, der einfach in allen Belangen etwas mehr aus den Instrumenten und Spuren herausholt.
Weitere Alben aus den Jahren 1969/70 bei Uebervinyl.de
Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der Abbey Road-Pressungen von 2012 und 2019?

Das Wellenform-Diagramm von Here Comes The Sun zeigt, dass der 2019er Remix einen niedrigeren Pegel aufweist als das Remaster von 2012. Im Hörtest spielte das keine Rolle. Die 2019er wirkt subjektiv genauso laut wie die 2012er Version. Beide besitzen auch genügend Dynamik-Reserven. Der echte Unterschied beim Remix besteht darin, dass jede einzelne Spur optimiert und ein neues Gesamtbild zusammengesetzt wurde. Das geht naturgemäß nicht aus dem Diagramm hervor.

Hater der 2012 Remasters werden sich jetzt in ihrem Urteil bestätigt sehen: Die Remasters haben zu viel Bass. So zeigt es zumindest das Frequenz-Spektrogramm. Im oberen Diagramm sind tatsächlich viel mehr orangefarbene Flächen im Bassbereich (ganz unten im Spektrum) zu sehen. Allerdings ist dies wenigstens zum Teil auch der Tatsache geschuldet, dass der Pegel beim 2012 Remaster allgemein höher ist als beim 2019er Remix. So erscheinen laute Frequenzen eben vergleichsweise noch lauter. Für meinen Geschmack klingen beide Produktionen nicht schlecht.
Welche Pressung von The Beatles – Abbey Road klingt besser?
Abbey Road von den Beatles ist ein großartiges und toll klingendes Album. Die beiden Neufassungen optimieren den Klang nochmals etwas. Beide Varianten wurden von Giles Martin bearbeitet, dem Sohn von George Martin. Da er mit viel Respekt vor der Arbeit seines Vaters zu Werke gegangen ist, fallen die Verbesserungen nicht so stark auf wie beispielsweise beim Remix von Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Doch im direkten Vergleich bringt die 2019er Version echte klangliche Verbesserungen. Das Ergebnis der Neuabmischung überzeugt schon deshalb, weil Abbey Road im Prinzip immer noch so klingt wie Abbey Road. Dennoch sind die Optimierungen durchaus beeindruckend. Für einen detaillierten Vergleich empfehle ich das Youtube Video am Ende dieses Beitrags. Fazit: Wer mit Abbey Road schon immer glücklich war, braucht kein neues Album. Aber wer sich für die bestklingende Version interessiert, der wird mit der 2019er Version glücklich werden.
Titelliste
Seite 1
- Come Together
- Something
- Maxwell’s Silver Hammer
- Oh! Darling
- Octopus’s Garden
- I Want You (She’s So Heavy)
Seite 2
- Here Comes The Sun
- Because
- You Never Give Me Your Money
- Sun King
- Mean Mr. Mustard
- Polythene Pam
- She Came In Through The Bathroom Window
- Golden Slumbers
- Carry That Weight
- The End
Abbey Road Sessions (nur Anniversary Edition)
Seite 1
- I Want You ( She’s So Heavy) (Trident Recording Session)
- Goodbye (Home Demo)
- Something (Studio Demo)
- The Ballad Of John And Yoko (Take 7)
- Old Brown Shoe (Take 2)
Seite 2
- Oh! Darling (Take 4)
- You Never Give Me Your Money (Take 36)
- Her Majesty (Takes 1-3)
- Golden Slumbers/Carry That Weight (Takes 1-3)
- Here Comes The Sun (Take 9)
- Maxwell’s Silver Hammer (Take 12)
Seite 3
- Come Together (Take 5)
- The End (Take 3)
- Come And Get It (Studio Demo)
- Sun King (Take 20)
- Mean Mr. Mustard (Take20)
- Polythene Pam (Take 27)
- She Came In Through The Bathroom Window (Take 27)
- Because (Take 1 – Instrumental)
Seite 4
- The Long One (Trial Edit & Mix – 30 July 1969)
- Something (Take 39 – Instrumental – Strings Only)
- Golden Slumbers/Carry That Weight (Take 17 – Instrumental, Strings & Brass Only)
Interpret | The Beatles | |
Titel | Abbey Road | |
Label | Apple/Universal | Apple Records |
Veröffentlicht | 2019 | 2012 |
Katalognummer | 0602508007446 | 0094638246817, PCS 7088 |
Format | 3×12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Typ | Album | Album |
Cover | Boxset | Single Sleeve |
Beigaben | Vierseitiges Insert | – |
Quelle | Digital | Digital |
Mastering | Half Speed Mastering | Half Speed Mastering |
Mastered by | Miles Showell | k.A |
Presswerk | Optimal | k.a. |
Matrix-Runout | MILES. ABBEY ROAD 1/2 SPEED.ROOM 30 BJ 75098-01 A1 7791512 MILES. ABBEY ROAD 1/2 SPEED.ROOM 30 BJ 75098-01 B1 7791512 V12 MILES. ABBEY ROAD 1/2 SPEED.ROOM 30 BJ 75749-01 A1 0800746 MILES. ABBEY ROAD 1/2 SPEED.ROOM 30 BJ 75749-01 B1 0800746 MILES. ABBEY ROAD 1/2 SPEED.ROOM 30 BJ 75750-01 A1 0800747 MILES. ABBEY ROAD 1/2 SPEED.ROOM 30 BJ 75750-01 B1 0800747 | BA98319-01 A1 BA98319-01 B1 |
Auflage/Limitierung | k.A. | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Deutschland | EU |



















Ich bin mit Ihrer Beschreibung der beiden Mixes von „Abbey Road“ überhaupt nicht einverstanden und halte die Skizzierung des 2017er- Mix für reine Schönfärberei.
Der Mix von Giles Martin mag für MP3-Qualität gut sein, für eine sehr gute Stereoanlage (Plattenspieler: Rega 10, Tonabnehmer Ortofon A95 etc.) klingt er im Vergleich allein schon mit der Originalsingle „Something“ von damals sehr verhalten, öde, abgestumpft, dumpf, wie eine 0815-Popabmischung, sehr fad, extrem lieblos.
Ich habe die 2017er-LP sofort wieder aussortiert, völlig uninteressant.
Meine Mithörer haben das genauso empfunden.