Für die Beatles zählte nur Mono. Wir haben zwei Einkanal-Versionen des Debütalbums Please Please Me verglichen und gewaltige Unterschiede entdeckt.


Ein paar Hintergründe zu The Beatles – Please Please Me
Als die Beatles das Album Please Please Me aufnahmen, hatten sie zuvor bereits die beiden Singles Love Me Do und Please Please Me samt deren B-Seiten P.S. I Love You und Ask Me Why auf Band festgehalten. Die restlichen zehn Stücke wurden schließlich in einer langen Session am 11. Februar 1963 zwischen 10 und etwa 23 Uhr eingespielt.
Die Fab Four standen noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Weder Band noch Plattenfirma noch Produzent George Martin konnte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen, was aus den vier Jungs aus Liverpool mal werden würde. Deshalb wurde auch keine besondere Sorgfalt in die Aufnahmen gesteckt. Ganz normaler Studio-Standard eben.
Die Beatles spielten Stücke aus ihrem Live-Repertoire und die Crew im Studio versuchte, diese möglichst effizient und fehlerfrei festzuhalten. An Stereo verschwendete niemand einen Gedanken. Entscheidend war der Mono-Mix, der auf dem Kofferplattenspieler oder in der Jukebox (Singles) gut klingen musste. Deshalb vergleichen wir hier gleich zwei Mono-Mixe.
Wie sind die beiden Versionen von Please Please me ausgestattet?
Die UK-Pressung verwendet das originale Artwork und sind so auf der Vorderseite kaum zu unterscheiden. Die Cover-Rückseite ist ebenfalls relativ nahe am Original. Allerdings sitzt bei der UK-Variante der Barcode rechts oben im Eck sowie einige ergänzende Katalognummern plus dem Hinweis auf das Direct Metal Mastering. Am unteren Rand findet sich das Apple-Logo, das auf dem Cover der Please Please Me aus der Mono-Box natürlich ebenfalls nicht zu finden ist.
Denn diese Version aus der Mono-Box ist eine bis ins letzte Detail getreue Replika der ersten UK-Veröffentlichung von 1963. Dies zeigt sich auf der Rückseite gleich am gefalzten Cover (engl. tip-on Cover) sowie der Katalognummer PMC 1202 ohne Hinweis auf andere Formate wie CDs oder Compact Cassetten. Deshalb finden sich auch weder Barcode noch aktuelle Rechteangaben auf den Covers. Diese wurden auf eine kleinen Beileger ausgelagert, der jeder LP in der Mono Box beiliegt.
Beide Varianten sind auf 180g Vinyl gepresst. Doch schon beim Label enden die Gemeinsamkeiten. Die Scheibe aus der Mono-Box trägt das zeitkorrekte schwarz-goldene Parlophone Label, die 1995er besitzt ein Parlophone-Label in schwarz-silber.
Was fällt sonst noch auf an den beiden Mono-Pressungen von Please Please Me?
Die Mono-Versionen unterscheiden sich generell von den Stereo-Varianten. Nicht gravierend aber wer aufmerksam zuhört, erkennt, dass beispielsweise auf Please Please Me John Lennon etwas anders singt.
Wie gut klingen die UK- und die Mono-Box-Pressung von Please Please Me?
Die UK-Pressung aus dem Jahr 1995 wurde von einem digitalen Masterband im Direct Metal Mastering gefertigt. Der wichtigste und offensichtlichste Unterschied: Sie ist lauter als die Mono-Box-Variante. Und sie klingt irgendwie härter. Bei I Saw Her Standing There scheppert die Hallfahne leicht unangenehm.
Im Vergleich klingt die Mono-Box, die vom originalen, analogen Mastertape geschnitten wurde, natürlicher, mehr wie eine Band, die gemeinsam im Raum musiziert. Auf Misery wirkt der Gesang besser in die Begleitband eingebettet, das Piano hat mehr Ton. Ringos Tamburin bei Love Me Do klappert nicht nur irgendwie im Takt, es klingt eher wie ein Percussion-Instrument. Immer wieder fällt auf, dass der Gesang in der Variante vom digitalen Masterfile angestrengter erscheint, den Hall mehr pusht. Bei der LP vom analogen Masterband fehlen diese Härten gänzlich.
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Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der 1995er- und der Mono-Box-Pressung?

Die 1995er wirkt im Hörtest wesentlich lauter und ist doch nur stärker komprimiert. Die Pegelspitzen im Wellenform-Diagramm stoßen sehr häufig an den Anschlag des Limiters. Im Unterschied dazu hat lässt die Mono-Box-Version mehr Platz für Lautstärkenunterschiede (Pfeile).

Das Frequenz-Spektrogramm zeigt dagegen kaum Differenzen. Erstaunlich, da der Klangunterschied eigentlich nicht zu überhören ist. Doch das Diagramm trägt leider in diesem Fall wenig zur Klärung bei.
Welche Mono-Pressung von The Beatles – Please Please Me ist besser?
Die Direct Metal Master-Version von Please Please Me war 1995 bereits ein Versuch, eine halbwegs hochwertige Reissue-Version auf 180g Vinyl auf den Markt zu bringen. Doch leider blieb es beim Versuch. Die Pressung vom digitalen Masterfile, das auch den CDs von 1987 zugrunde liegt, klingt sehr hart und harsch, ist zu stark komprimiert und ist in klanglicher Hinsicht kein großer Genuss.
Wie es auch gehen kann, zeigt die Mono-Box. Die Pressung vom analogen Master wurde mit Fingerspitzengefühl geschnitten und gepresst und anschließend in detailverliebt originalgetreue Covers gesteckt. Liebe Rechteinhaber, wie wär’s damit: Ihr lasst das mit den aufwendigen Covers und produziert stattdessen ganz gewöhnliche Hüllen, dafür gibt es weitere Auflagen der Mono-LPs vom analogen Mastertape. Denn die Mono-Box ist längst vergriffen und wird inzwischen nur noch zu Mondpreisen gehandelt. Man darf ja mal träumen.
Titelliste
Side 1
- I Saw Her Standing There
- Misery
- Anna (Go With Him)
- Chains
- Boys
- Ask Me Why
- Please Please Me
Side 2
- Love Me Do
- P.S. I Love You
- Baby It’s You
- Do You Want To Know A Secret
- A Taste Of Honey
- There’s A Place
- Twist And Shout











Interpret | The Beatles | |
Titel | Please Please Me | |
Label | Apple Records | Apple Records |
Veröffentlicht | 1995 | 2014 |
Katalognummer | 74 6435 1 | 5099963379716 (The Beatles in Mono) |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Typ | Album | Album |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | – | Beileger |
Laquer cut by | k.A. | Sean Magee |
Presswerk | k.A. | Optimal |
Matrix-Runout | X E X 4 21- 6 – 1 – 7467351 1A1 D XXE XEX 422-3-1- 7467351 1B1 D | 6337981 BD16687-01 A1 SF N.S. W 6337981 BD16687-01 B1 H.M. N i…i |
Auflage/Limitierung | – | k.A. |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | England | Deutschland |
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