The Beatles – Rubber Soul (2012 Stereo vs. 2014 Mono)

Was klingt besser? Mono oder Stereo? Rubber Soul von den Beatles brachte in dieser Hinsicht einige überraschende Erkenntnisse.

Beatles Rubber Soul 2012
The Beatles – Rubber Soul, Stereo 2012
Beatles Rubber Soul Mono
The Beatles – Rubber Soul, Mono 2014

Welche Versionen von Rubber Soul werden verglichen?

Die Rubber Soul aus dem Jahr 2012 basiert auf den digitalen CD-Remasters, die im Jahr 2009 erschienen sind. Damals wurden die analogen Masterbänder digitalisiert und aufwendig für CD-Reissues nachbearbeitet. Allerdings wurde keine Neuabmischung der einzelnen Instrumentalspuren hergestellt, wie später etwa für Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band, das Weiße Album oder Abbey Road.

Im Unterschied dazu stammt die andere Rubber Soul aus der 2014 veröffentlichten Mono-Box, die uns schon bei Please Please Me gute Dienste leistete. Für dieses Boxset wurden die originalen Analogtapes mit den seit den 1960er-Jahren unveränderten Mono-Mixes herangezogen. Außerdem bildeten die Hüllen die UK-Covers der Erstauflage in den 60er Jahren bis ins letzte Detail originalgetreu nach. Die Mono-Alben sind also Art neuer Erstpressungen.

Beide Versionen wurden übrigens von Sean Magee geschnitten und in Deutschland bei Optimal gepresst.

Ein paar Hintergründe zu Rubber Soul von den Beatles

Mit Rubber Soul, ihrem sechsten Studioalbum, machten die Beatles Ende 1965 künstlerisch einen großen Entwicklungsschritt. Die Kompositionen wurden vielfältiger, sie probierten neue Musikstile wie Folkrock (Norwegian Wood) oder Soul (Drive My Car). Zudem entdeckten sie die vielfältigen Möglichkeiten der Aufnahmetechnik und erforschten neue Klänge, indem sie neue Instrumente wie Sitar (Norwegian Wood) oder Cembalo (In My Life) integrierten.

Erstmals brachten alle vier Beatles eigene Kompositionen ein. Und anders als auf den meisten Vorgängeralben fanden auf Rubber Soul keine Coverversionen mehr Platz. Bob Dylan und seine beide im selben Jahr erschienen Alben Highway 61 Revisited und Bringing It All Back Home waren ein großer musikalischer und textlicher Einfluss. Außerdem hatte „His Bobness“ den Beatles das Kiffen beigebracht – John Lennon bezeichnete Rubber Soul deshalb auch als „Pot Album“.

Wie sind die Platten ausgestattet?

Die 2012er wurde auf 180g Vinyl gepresst und im Half Speed Mastering von Giles Martin, dem Sohn des legendären Beatles-Produzenten George Martin, neu gemastert.

Das Vinyl der Rubber Soul aus der Mono-Box wiegt ebenfalls 180g. Doch das Cover unterscheidet sich deutlich. Die Hülle der 2012er besteht – wie die meisten modernen Covers – aus einem einzigen Stück Karton. Vorder- und Rückseite sind laminiert. Die Klebefalz befindet sich auf der Innenseite.

Die Mono-Variante lässt dagegen das außen gefalzte „Tip-on“-Cover aus der Druckerei Garrod & Lofthouse aufleben, das typisch für die Erstpressungen war. Vorder- und Rückseite des Covers bestehen aus zwei separat gedruckten Stücken Karton. Die Vorderseite ist hochglänzend laminiert, die Rückseite schwarzweiß matt gedruckt.

Wie gut klingen die Stereo-Remaster- und die Mono-Pressung von Rubber Soul?

Bei der Stereo-Fassung fallen sofort die Gesangsstimmen auf. Diese sind heller und stechen weiter heraus als beim Mono-Mix. Drive My Car wirkt dadurch in den Mono-Fassung etwas rauher und rockiger. Die Stimmen sind in den Bandsound integriert und stehen nicht ganz so weit im Vordergrund. 

Zudem wurde das Tempo für das Mono-Band etwas angehoben. Wahrscheinlich wurde schon bei der Abmischung am Temporegler des Bandgeräts gedreht, um dem Stück etwas zusätzlichen Drive zu geben. Bei You Won’t See Me, Think For Yourself oder Run For Your Life läuft dagegen die Mono-Version etwas langsamer, bei Michelle wiederum schneller.

Die Klangcharakteristik beider Versionen zeigt sich auch an Norwegian Wood. Die akustischen Gitarren weisen in der remasterten Stereo-Fassung viel mehr seidigen Glanz auf. Die einzelnen Instrumente unterscheiden sich besser, nicht nur, weil sie aus zwei verschiedenen Kanälen kommen. Sie wurden auch durch geschickten Umgang mit dem Equalizer besser voneinander getrennt. In der Mono-Fassung klingen die Beatles dagegen eher wie aus einem Guss. So entsteht mehr Druck, mehr Biss, was der Sache guttut.

Über das Beatles-Stereo wurde alles gesagt. Anders als bei Beatles For Sale, wo Gesang und Instrumente in ein vernünftiges Stereo-Panorama gemischt wurden, zerfällt die Bühne auf Rubber Soul. Gitarren links, Gesang rechts wie beispielsweise bei Girl gibt uns nichts. Die Mono-Fassung klingt selbst unter dem Kopfhörer noch selbstverständlicher.

Weitere Alben aus den Jahren 1964/65 bei Uebervinyl.de

Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der Remaster- und der Mono-Pressung?

Wellenform-Diagramm für Drive My Car
Wellenform-Diagramm für Drive My Car

Das Wellenform-Diagramm für Drive My Car zeigt, dass die Stereo-Pressung etwas lauter ist und stärker komprimiert wurde. Vor allem der linke Kanal, das ist der mit Schlagzeug, Bass und Rhythmusgitarre, bringt die Pegelspitzen regelmäßig an die Begrenzung des Limiters (blauer Pfeil). Im rechten Kanal findet sich der Gesang und die Kuhglocke. Hier erreicht nur selten eine Pegelspitze den Maximalwert (roter Pfeil).

Der Mono-Mix (grün) zeigt dagegen wenig Spuren von starker Kompression. Nur wenige Pegelspitzen erreichen überhaupt den Anschlag des Limiters.

Frequenz-Spektrogramm für Drive My Car
Frequenz-Spektrogramm für Drive My Car

Die 2012er Remasters stehen im Ruf, zu mit viel Bass aufgepeppt worden zu sein. Davon ist im Frequenz-Spektrogramm für Drive My Car wenig zu sehen. In beiden Diagrammen sehen die orangefarbenen Flächen in den unteren Frequenzbereichen ziemlich ähnlich aus. Die 2012er hat also keine besondere Betonung im Bass und den unteren Mitten.

Wellenform-Diagramm für Norwegian Wood
Wellenform-Diagramm für Norwegian Wood

Das Wellenform-Diagramm für Norwegian Wood bietet ein ganz anderes Bild. Hier scheint die Mono-Fassung (unten) lauter zu sein. Schon im Intro sind sie Pegelausschläge in Mono größer, in Stereo spielt sich alles im rechten Kanal ab. Auch später im Stück gibt es immer wieder Passagen, in denen die Mono-LP größere Ausschläge aufweist (blaue Pfeile). Die Pegelspitzen erreichen häufig den Anschlag das Limit.

Frequenz-Spektrogramm für Norwegian Wood
Frequenz-Spektrogramm für Norwegian Wood

Auch das Frequenz-Spektrogramm zeigt für Norwegian Wood ein überraschendes Bild: Hier sind die orangenen Flächen unterhalb der gestrichelten Linie bei 344-Hertz bei der Mono-Version wesentlich größer und dunkler. Das bedeutet: Mehr Bass und untere Mitten.

Wellenform-Diagramm für Nowhere Man

Die Stereo-Version von Nowhere Man wurde im linken Kanal (der mit der Band) erneut stark komprimiert. Die Pegelspitzen reihen sich aneinander, wie mit dem Lineal gezogen. Während der rechte Kanal, wo der Gesang beheimatet ist, munter flattert.

In Mono spielt diese Kanalunterscheidung naturgemäß keine Rolle. Das Mono-Master bildet die Dynamik des analogen Masters einfach ab. Mastering-Ingenieur Sean Magee hat beim Lackschnitt nichts an Dynamik hinzugefügt oder weggenommen.

Frequenz-Spektrogramm für Nowhere Man
Frequenz-Spektrogramm für Nowhere Man

Das Frequenz-Spektrogramm für Nowhere Man bestätigt nun endlich das Vorurteil über die 2012er Remasters. Hier gibt es erkennbar mehr Bass, also orangefarbene Flächen unterhalb der gestrichelten Linie, als bei der Mono-Fassung. Von „überladen“ oder „basslastig“ kann jedoch keine Rede sein. Der Unterschied ist eher dezent.

Welche Pressung von Rubber Soul ist besser?

Die Stereo-Fassung bietet modernen Hifi-Klang, allerdings mit einem Mangel an vernünftigem Stereo-Panorama. Die Mono-Version klingt dagegen wie eine gute Juke-Box: Etwas bauchig im Bass, nicht alle Details werden hörbar, dafür springt die Band den Hörer förmlich an. Uns gefällt das in diesem Fall besser.

Titelliste

Side 1

  • Drive My Car
  • Norwegian Wood
  • You Won’t See Me
  • Nowhere Man
  • Think For Yourself
  • The Word
  • Michelle

Side 2

  • What Goes On
  • Girl
  • I’m Looking Through You
  • In My Life
  • Wait
  • If I Needed Someone
  • Run For Your Life
InterpretThe Beatles
TitelRubber Soul
LabelParlophoneApple Records
Veröffentlicht20122014
Katalognummer0946382418125099963379716 (Mono Box)
Format12“12“
Umdrehungen/Minute33 1/333 1/3
TypAlbumAlbum
CoverSingle SleeveSingle Sleeve
BeigabenBeileger
LackschnittSean MageeSean Magee
PresswerkOptimalOptimal
Matrix-Runout94638241812 S BA98292-01A2 JIV⊥ 94638241812 311 i…i M BA98292-01B26338031 BD14114-01 A1 N N.S. 6338031 BD14114-01 B1 N.S. 3 IT K i…i
Auflage/Limitierungk.A.
Fortlaufende Nummer
HerstellungslandDeutschlandDeutschland
The Beatles - Rubber Soul, Stereo 2012
Die 2012er Remasters sind am Hype-Sticker zu erkennen.
The Beatles - Rubber Soul, Stereo 2012
Während die Klebefalz der 2012er sich unsichtbar innen befindet…
The Beatles - Rubber Soul, Stereo 2012 Seite 1
Beide Varianten verwenden das …
The Beatles - Rubber Soul, Stereo 2012 Seite 2
… das auch bei der UK-Erstpressung …
The Beatles - Rubber Soul, Mono 2014
Das Coverfoto der Mono-Version ist etwas blasser.
The Beatles - Rubber Soul, Mono 2014
… wurde für die Alben der Mono-Box das Cover außen gefalzt und geklebt – wie 1965 bei der Erstpressung.
The Beatles - Rubber Soul, Mono 2014 Seite 1
… schwarz-gelbe Parlophone-Label …
The Beatles - Rubber Soul, Mono 2014 Seite 2
… zu finden war.
Wie alle Alben in der Mono-Box bekam auch ...
Wie alle Alben in der Mono-Box bekam auch …
Rubber Soul einen Beileger mit den Copyright-Hinweisen.
Rubber Soul einen Beileger mit den Copyright-Hinweisen.
Und etwas Werbung für die Las Vegas-Revue "Love" musste offenbar auch sein.
Und etwas Werbung für die Las Vegas-Revue „Love“ musste offenbar auch sein.