Zum 50. Jubiläum von Sgt Pepper‘s Lonely Hearts Club Band veröffentlichten die Beatles eine komplett neu abgemischte Version des Albums. Wir haben sie auf Vinyl mit einer deutschen Pressung aus dem Erscheinungsjahr 1967 verglichen.


Ein paar Hintergründe zu The Beatles – Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
1967, als Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band erschien, interessierten sich die Beatles noch nicht für Stereo. Für den Mono-Mix nahmen sich John, Paul, George und Ringo mehrere Wochen Zeit. Als der Stereo-Mix erstellt wurde, waren Sie bereits im Urlaub.
Kein Wunder, dass die Stereo-Fassung von Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band im berühmten Beatles-Stereo immer ein wenig merkwürdig klang und hinter den Möglichkeiten zurückblieb. Authentisch, so wie es die Musiker haben wollten, war wirklich nur der Mono-Mix (den wir in einem anderen Beitrag vergleichen werden).
Als Giles Martin, der Sohn des Beatles-Produzenten George Martin, einen neuen Pepper Stereo-Mix erstellte, orientierte er sich also am Mono-Original. Das Ergebnis sollte klanglich alles aus den ursprünglichen Aufnahmen herausholen, was möglich war. Nur eben in Stereo und für moderne Plattenspieler in den Abbey Road Studios im Half Speed Mastering geschnitten und sorgfältig auf 180g Vinyl gepresst.
Was fällt auf an Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band 2017?
Die Klangqualität der 50 Jahre alte Aufnahmen muss hervorragend gewesen sein. Pepper wurde auf einer Vierspurmaschine aufgezeichnet. Da die vielen Overdubs anders nicht möglich gewesen wären, wurden immer wieder „Reduction-Mixe“ durchgeführt. Das heißt: Bis zu drei Spuren wurden zu einer einzigen zusammengemischt, um wieder Spuren für weitere Overdubs freizumachen. Mit moderner Technologie ließen sich die Instrumente nachträglich wieder separieren und auf einzelnen Spuren neu abmischen. Das Ergebnis ist klanglich wirklich erstklassig.
Wie ist Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band ausgestattet?
Die deutsche Pressung von 1967 enthielt schon das Cutout Board mit dem falschen Schnurrbart von Sgt. Pepper sowie den Schulterklappen und dem Band-Aufsteller – alles zum selbst Ausschneiden. Liegt alles noch bei. Offenbar hatte die Vorbesitzerin (Ihr Name steht auf dem Label) kein Interesse an solchen Bastelarbeiten. Von den originalen rot-weiß-gestreiften Innenhüllen gibt es hier keine Spur.
Und die Neue? Cut out Board, rotgemusterte Innenhüllen wie beim Original sowie ein vierseitiges sehr informatives Booklet. Die zweite Platte beinhaltet Alternative Versionen, Studio-Gespräche und erlaubt dem Zuhörer einen Schulterblick bei den Aufnahmen. Alles von Bootlegs bekannt – aber hier in besserer Tonqualität.
Wie gut Klingt Sgt Pepper’s Lonely Hearts Club Band 2017?
Giles Martin isolierte die Instrumente auf separaten Spuren und setzte den Mix völlig neu zusammen. Sein Ziel: Eine Stereo-Abmischung mit den Lautstärkeverhältnissen des Mono-Mixes, die gleichzeitig ein Stereo-Erlebnis mit Breiten- und Tiefenstaffelung erzeugt. Und das alles im bestmöglichen Klang. (siehe Video am Ende des Beitrags)
Das gelingt in Stücken wie Lucy In The Sky With Diamonds, Getting Better oder A Day in The Life wirklich beeindruckend. Selbst Within You Without You, das mich bislang eher kalt gelassen hatte, blüht im neuen Gewand auf. Dass die Veränderungen bei manchen anderen Songs nicht sofort auffallen, zeigt eher, wie behutsam Giles Martin bei seiner Abmischung vorging. Wer jedoch intensiv hinhört, erkennt auch auf Vinyl bei jedem Titel deutliche klangliche Verbesserungen.
Und die deutsche Originalfassung von 1967? Das „Beatles-Stereo“ mit der Band und der Lead-Stimme in einem Kanal und den Chören im anderen Kanal sorgt dafür, dass die Bühne teilweise völlig auseinanderfällt. Wenigstens die Soundeffekte sorgen für etwas Zusammenhalt. Das können die Beatles nicht gewollt haben. Mit größerem Spurwinkelfehler gegen Ende von Seite 1 nehmen die Verzerrungen zu. Meine Platte ist halt mehr als 50 Jahre alt und wurde offenbar schon viel gespielt. Nicht alles ist auf Vinyl besser.
Weitere Alben aus den Jahren 1966/67 bei Uebervinyl
Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der Pressungen von 1967 und 2017?

Der wichtigste Unterschied zwischen der 1967er Ausgabe und dem Remix von 1967 ist beim Umgang mit Kompression zu sehen. Am deutlichsten bei den beiden Orchester-Crescendi ungefähr bei Minute 2 und Minute 4 (Pfeile). Hier geht das Original von 1967 bis an den Anschlag des Limiters und die Pegelspitzen bilden eine fast gerade Linie. Der 2017er Remix lässt hier mehr Luft und steigert die Lautstärke jeweils erst ganz zum Schluss der Passage.
Anders beim linken Pfeil, einer Strophe (Textstelle: „… the english Army had just won the war“). Hier stechen die Schlagzeug-Einwürfe von Ringo in der Fassung von 1967 wesentlich stärker heraus als in der neu abgemischten Fassung von 2017.

Das Frequenz-Spektrogramm zeigt zwei Unterschiede zwischen der Mix von 1967 und dem von 2017. Einerseits wurde das Orchester beim Crescendo 1967 viel stärker mitten- und höhenlastig abgemischt. Zu erkennen an den größeren gelben und orangefarbenen Flächen während der entsprechenden Passagen (Pfeile). Andererseits hatte die Version von 1967 einen wesentlich breiteren Bass- und Grundtonbereich mit viel Energie in der Region zwischen etwa 70 und 300 Hertz. Der Remix von 2017 konzentriert sich stattdessen auf einen Frequenzbereich von etwa 70 bis 200 Hertz. Das lässt sich an den gelben und orangeroten Flächen zwischen den gestrichelten Linien ablesen, die ich zur Verdeutlichung eingefügt habe.
Welche Version von The Beatles – Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band ist besser?
Ich verstehe ja, dass Traditionalisten Veränderungen am Werk der Beatles mit großer Skepsis gegenüberstehen. Hier liegt der Fall für mich klar: Die Neuabmischung klingt meilenweit besser als das Stereo-Original. Und wahrscheinlich trägt der Remix der künstlerischen Absicht der Beatles weit eher Rechnung als die stiefmütterlich behandelten Stereo-Mixe von 1967. Der Fortschritt ist hier viel deutlicher zu erkennen als beispielsweise bei dem ebenfalls neu abgemischten Weißen Album oder Abbey Road.
Titelliste
Side 1
- Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
- A Little Help From My Friends
- Lucy In The Sky With Diamonds
- Getting Better
- Fixing A Hole
- She’s Leaving Home
- Being For The Benefit Of Mr. Kite
Side 2
- Within You, Without You
- When I’m Sixty-Four
- Lovely Rita
- Good Morning, Good Morning
- Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (Reprise)
- A Day In The Life





















Interpret | The Beatles | |
Titel | Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band | |
Label | Parlophone | Odeon/HÖRZU |
Veröffentlicht | 2017 | 1967 |
Katalognummer | PCS 7027 | SHZE 401 |
Format | 2×12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Typ | Album | Album |
Cover | Gatefold | Gatefold |
Beigaben | Cut out Board, bedruckte Innenhüllen, Booklet | Cut out Board |
Laquer cut by | Miles Showell | – |
Presswerk | Pressed in Germany | k.a. |
Matrix-Runout | BH71657-01 A1 Miles Abbey Road ½ Speed 5745539 x ᴧ ᴧ BH71657-01 B1 Miles Abbey Road ½ Speed 5745539 x ᴧ ᴧ | SHZE-401-A-1 SHZE 401-B-2 |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Deutschand | Deutschland |
Giles Martin erklärt den Stereo Mix von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
Die Musikpassagen sind aus lizenzrechtlichen Gründen stummgeschaltet.
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