The Kick Inside – Kate Bush (2018 vs. 1978)

The Kick Inside von Kate Bush hat klanglich einiges zu bieten. Die aktuelle Neuauflage steht dabei dem Original in nichts nach. Ist sie vielleicht sogar einen Tick besser?

Wie entstand The Kick Inside von Kate Bush?

The Kick Inside von Kate Bush erschien im Februar 1978. Man darf die kleine Kate durchaus als Wunderkind betrachten. Schon im zarten Alter von elf Jahren schrieb Kate Bush ihre ersten Songs. Mit der Hilfe ihrer Brüder entstanden erste Demos – Kate war inzwischen 13 Jahre alt – die auf Umwegen bei David Gilmour landeten. Der Gitarrist von Pink Floyd war gerade dabei mit seiner Band in den Abbey Road Studios Wish You Were Here aufzunehmen.

Mit Gilmours Hilfe wurden weitere, professionellere Demos aufgenommen. Unter anderem von den Stücken The Man With The Child In His Eyes und The Saxophone Song, die beide später auf diesem Album zu hören waren. Den Plattenvertrag unterschrieben ihre Eltern – Kate war schließlich noch nicht volljährig.

Es dauerte noch zwei weitere Jahre, bis 1977 das Album final in den Air Studios von Beatles-Produzent George Martin produziert wurde.

Welche Versionen von The Kick Inside vergleichen wir?

Pressung 1: Die Bezeichnung für die Matritzen im Deadwax lautet A1 bzw. B1. Demnach handelt es sich um eine frühe deutsche Pressung aus dem Jahr 1978. Der Aufdruck „Including The Hit-Single „Wuthering Heights“ wird aber auf der Erstpressung noch gefehlt haben. Die LP wiegt 154g und steckt in einem Single Sleeve.  

Pressung 2: Die Neuauflage erschien 2018 bei Kate Bushs eigenem Label Fish People. Sie wiegt 208g und steckt ebenfalls in einem Single Sleeve, das jedoch aus festerem Karton gefertigt wurde, als das Original. Auf der Seitenfalz ist der Titel falsch geschrieben: „The Kick Insde“. James Guthrie, Joel Plante und Bernie Grundman – also das komplette A-Team bei Bernie Grundman Mastering – hat sich um das Remastering gekümmert. Genauso wie bei der Neuauflage von Hounds of Love.

Weitere Alben aus dem Jahr 1978 auf Uebervinyl.de

Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der 1978er- und der 2018er-Pressung?

Wellenform-Diagramm für Kate Bush – Moving
Wellenform-Diagramm für Kate Bush – Moving

Das Wellenform-Diagramm für Moving zeigt, wie beim Mastern der 1978er Originalversion per Kompressor/Limiter der dynamische Umfang reduziert wurde. Im ganten Song, aber besonders gut sichtbar in den Abschnitten nach den Pfeilen, wurden bei der 1978er mehr Pegelspitzen abgeschnitten als bei der Neuauflage. Im Diagramm der 1978er bilden diese Transienten nicht nur dichtere Muster. Teilweise werden Passagen, die bei der 2016er-Neuauflage viel leiser spielen, auf denselben Pegel gehoben, wie laute Passagen.

Wellenform-Diagramm für Kate Bush – The Saxophone Song
Wellenform-Diagramm für Kate Bush – The Saxophone Song

Auch das Wellenform-Diagramm für The Saxophone Song bringt dieselbe Dynamikreduktion bei der 1978er ans Licht. Besonders deutlich lässt sich dies im Intro und dem ersten Mittelteil (Pfeile) ablesen. Insgesamt wurde die Dynamik jedoch nicht ganz so stark reduziert wie in Moving. Ganz sicher war es in den 70er Jahren wichtig, für den Radioeinsatz einen maximal hohen Pegel zu erzielen. Bei der Neuauflage 2016 spielte dieese Anforderung keine Rolle mehr. Daher konnte man sich auf die audiophilen Qualitäten konzentrieren und mehr vom dynamischen Umfang erhalten.

Wellenform-Diagramm für Kate Bush – James And The Cold Gun
Wellenform-Diagramm für Kate Bush – James And The Cold Gun

Das Wellenform-Diagramm für James And The Cold Gun überrascht erneut. Denn hier sind kaum noch Unterschiede zwischen den beiden Versionen zu sehen. Größere Ausschläge zeigt die 1978er höchstens noch im Schlußteil des Songs. Doch hier ist die Ursache außerhalb des Mastering-Studios zu suchen: Wir sehen einen Kratzer auf der LP. Das Musiksignal scheint in beiden Varianten denselben Pegel zu besitzen.

Wie unterscheidet sich die Loudness der 1978er- und der 2018er-Pressung?

Loudness-Mesung für Kate Bush – The Kick Inside, EMI Electrola 1978, Seite 1
Loudness-Mesung für Kate Bush – The Kick Inside, EMI Electrola 1978, Seite 1
Loudness-Mesung für Kate Bush – The Kick Inside, Parlophone, Fish People, 2018, Seite 1
Loudness-Mesung für Kate Bush – The Kick Inside, Parlophone, Fish People, 2018, Seite 1

Bei der Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter wird die Lautheit der beiden Veröffentlichungen verglichen. Und was die Wellenformen bereits angedeutet haben, bestätigt sich auch hier – zumindest für die Seite 1 von The Kick Inside. Die 1978er-Pressung weist auf Seite 1 eine Lautheit von -18,5 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale) auf, die Neuauflage bringt es auf -20,5 LUFS integrated. Die Originalversion ist also um 2,0 dB lauter.

Loudness-Mesung für Kate Bush – The Kick Inside, EMI Electrola 1978, Seite 2
Loudness-Mesung für Kate Bush – The Kick Inside, EMI Electrola 1978, Seite 2
Loudness-Mesung für Kate Bush – The Kick Inside, Parlophone, Fish People, 2018, Seite 2
Loudness-Mesung für Kate Bush – The Kick Inside, Parlophone, Fish People, 2018, Seite 2

Auf Seite 2 ist jedoch kaum noch ein Unterschied messbar. Die 1978er erreichte -21,3 LUFS integrated, die 2016er -21,1 LUFS integrated. Hier ist also die Neuauflage minimal lauter. Die Differenz beträgt allerdings nur schlappe 0,2 dB. In der Praxis sollte dies nicht hörbar sein.

Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der beiden Pressungen?

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Kate Bush – Moving
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Kate Bush – Moving

Im Spektrogramm für Moving offenbaren sich keine gavierenden Differenzen zwischen den beiden Pressungen. Auffällig sind allenfalls zwei streifenförmige Hervorhebungen bei der 2016er in den Bereichn um 15.000 und 19.000 Hertz. Solche „Streifen haben wir schon häufiger gesehen bei Alben, die im Hause Bernie Grundman remastert wurden. Etwa bei Pink Floyds Wish You Were Here oder Out Of Time von R.E.M.. Da die Frequenzbereiche jenseits von 15.000 Hertz kaum noch hörbar sind, sollen diese Eingriffe per Equalizer vermutlich etwas „Air“, also Luftigkeit, vermitteln.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Kate Bush – The Saxophone Song
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Kate Bush – The Saxophone Song

Im Spektrogramm für The Saxophone Song sind diese Streifen nicht so deutlich zu sehen. Vorhanden sind sie allemal. Alles weitere – beispielsweise die Ausschläge in höchste Frequenzen – ähneln sich bei beiden Versionen.

Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Kate Bush – James And The Cold Gun
Frequenz-Spektrogramm (lineare Skalierung) für Kate Bush – James And The Cold Gun

Auch im Spektrogramm für James And The Cold Gun sind die Streifen zu erahnen. Allerdings wirken sie hier etwas breiter und werden in helleren Farben – also leiser – angezeigt.

Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalierung) für Kate Bush – Moving
Frequenz-Spektrogramm (logarithmische Skalierung) für Kate Bush – Moving

Spektrogramme mit linearer Skalierung verraten viel über die hohen Frequenzbereiche. Für die tiefen Lagen eignet sich die logarithmische Skala besser. Im logarithmisch skalierten Spektrogramm für Moving sehen wir, dass die Bereiche mit der höchsten Energie – hier in violett dargestellt – in der 1978er-Version etwas stärker hervortreten. Der Unterschied ist jedoch nicht allzu groß und geht zu einem guten Teil auf das Konto des insgesamt höheren Durchschnittspegels der 1978er-Pressung von The Kick Inside.

Wie gut klingt die 1978er-Pressung von The Kick Inside?

Im Hörtest verhielt sich die 1978er-Version von The Kick Inside genau so, wie man es nach den Messungen von ihr erwarten durfte. Sie ist insgesamt hörbar etwas lauter als die Neuauflage, was auf der Seite 1 zu einem etwas weniger dynamischen Gesamteindruck führt. Klanglich gibt es ansonsten wenig auszusetzen. Die Höhen kristallklar, in den Mitten hat Kate Bushs Stimme den nötigen Schmelz, seidige Streicher und ein perlendes Piano runden die Sache ab. Der Bass drück gerade so viel, wie er muss. Die Produktion von Andrew Powell in den Air Studios klingt auch nach 40 Jahren noch herausragend.

Wie gut klingt die 2018er-Pressung von The Kick Inside?

Im Vergleich zum Original bietet die Neuauflage eine größere Dynamik, was den sehr dynamisch arrangierten Songs guttut. Es handelt sich dabei nur um Nuancen, aber eben hörbare Nuancen. Abgesehen davon lässt sich über die Neuauflage klanglich nichts Neues sagen. Sie klingt, wie das Original, bekam auf der Seite 1 jedoch etwas mehr Luft und einen größeren dynamischen Umfang spendiert. Auf Seite 2 finden sich klangliche Unterschiede nur noch in homöopathischen Dosen. Die Neuauflage von 2016 hat also insgesamt ganz knapp die Nase vorn.

Titelliste

Side 1

  • Moving
  • The Saxophone Song
  • Strange Phonimena
  • Kite
  • The Man With The Child In His Eyes
  • Wuthering Heights

Side 2

  • James And The Cold Gun
  • Feel It
  • Oh To Be In Love
  • L’Amour Looks Something Like You
  • Them Heavy People
  • Room For The Life
  • The Kick Inside
InterpretKate Bush
TitelThe Kick Inside
LabelEMI ElectrolaParlophone, Fish People
Katalognummer34 709 60190295593919
Veröffentlicht19782018
Format12“12“
Umdrehungen/Minute33 1/333 1/3
CoverSingle SleeveSingle Sleeve
Beigaben
Lackschnittk.A.James Guthrie, Joel Plante, Bernie Grundman
Presswerkk.A.Optimal Media
Matrix-Runout06 603 A-1 06 603 B-10190295593919-A BI36660-01 A1 BG 0190295593919-B BI36660-01 B1 VII BG
Auflage/Limitierung
Fortlaufende Nummer
HerstellungslandDeutschlandDeutschland

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