The Wall von Pink Floyd beinhaltet ein extrem breites Klangspektrum das vom Vogelzwitschern bis zur Rockmusik reicht. Im Vergleich konnten beide Pressungen überzeugen, wenn auch mit unterschiedlichen Mitteln.
Wie entstand The Wall von Pink Floyd?
The Wall ist das elfte Studioalbum von Pink Floyd und erschien am 30. November 1979. Die Aufnahmen fanden zwischen Dezember 1978 und November 1979 unter Leitung des Produzenten Bob Ezrin in verschiedenen Studios statt. Während der Produktionsphase geriet die Band in große finanzielle Probleme. Der Versuch, die Einnahmen der vorigen Alben The Dark Side of The Moon, Wish You Were Here und Animals steuersparend zu investieren, war grandios gescheitert. Jetzt fielen Steuerzahlungen in Millionenhöhe an. Und Pink Floyd fehlte das Geld, um diese gewaltigen Forderungen zu bezahlen. Unter dem Druck der finanziellen Probleme wuchsen die persönlichen Spannungen zwischen den Mitgliedern. Die Folge: Nach den Aufnahmen stieg Keyboarder Rick Wright als festes Bandmitglied von Pink Floyd aus und trat danach nur noch als bezahlter Musiker mit der Gruppe auf.


Welche Versionen von The Wall vergleichen wir?
Pressung 1: Die Erstpressung für Europa stammt aus den Niederlanden. Sie kam 1979 in die Plattenläden besitzt das klassische Gatefold-Cover ohne Aufkleber. Beide Platten des Doppelalbums wiegen ca. 142g und stecken in bedruckten Innenhüllen mit den Songtexten.
Pressung 2: Die Vergleichspressung stammt aus dem Jahr 2016 und gehört zu der Serie, in deren Zug alle Pink Floyd-Alben von Bernie Grundman, Joel Plante und James Guthrie remastert wurden. Hier klebt der Sticker mit Bandnamen und Albumtitel auf der Vorderseite des Covers. Ansonsten wurde die Erstausgabe mit den Innenhüllen detailgetreu wiederhergestellt. Die LPs wiegen ca. 188g und auch die Labels liegen optisch sehr nahe am Original. Einzig der Hintergrund der Mauer erhielt auf den Labels der 2016er einen dunkleren Farbton als beim Original.
Wie unterscheiden sich die Pegel und Dynamik der 1979er- und der 2016er-Pressung?




In allen Wellenform-Diagrammen zeigt sich, dass die 1979er höher ausgesteuert wurde. Vor allem in der zweiten Hälfte von In The Flesh (oben links) wird dies deutlich sichtbar. Viel mehr Pegelspitzen werden vom Limiter/Kompressor abgeschnitten. Im Unterschied dazu gibt die 2016er-Fassung den dynamischen Verlauf über die gesamte Dauer des Stückes wieder. Nur in den lautesten Passagen, erreichen die Transienten den Anschlag des Begrenzers. Ähnliches gilt auch für Hey You (unten links), wenn auch nicht ganz so deutlich ausgeprägt. Für insgesamt leisere Titel wie Goodbye Blue Sky (oben rechts) oder The Show Must Go On (unten rechts) lässt sich kein Unterschied in der Feindynamik erkennen. Beide Pressungen geben den gesamten dynamischen Umfang wieder.
Wie unterscheidet sich die Loudness der 1979er- und der 2016er-Pressung?








Die Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter fördert ein ganz eindeutiges Bild zutage: Die Erstpressung von 1979 wurde für größere Lautheit optimiert – vermutlich, damit sie sich im Radio gut durchsetzt. Das 2016er Remastering von Bernie Grundman lässt der Musik viel mehr Raum und bildet das dynamische Geschehen viel akkurater ab.
Die Messwerte in Loudness Units relative to Full Scale (LUFS)) im Einzelnen:
NL 1979 | NL 2016 | |
Seite 1 | -21,8 | -24,5 |
Seite 2 | -21,2 | -25,3 |
Seite 3 | -20,7 | -23,3 |
Seite 4 | -22,3 | -23,8 |
Besonders krass fällt hier die Differenz auf Seite 2 aus: um stolze 4,1 dB lauter ist demnach die Erstpressung (1 dB entspricht ungefähr einem LUFS). Doch auch Seiten 1 und 3 mit 2,6 bzw. 2,7 dB Unterschied bieten auf der Neuauflage spürbar mehr Dynamik an. Dies lässt sich auch in den Diagrammen ablesen. Bei der 2016er finden sich kaum rote Loudness-Spitzen oberhalb der blauen Fläche. Auch die der Dynamic Range Korridor (DR) fällt bei der 1979er wesentlich enger und daher gepresster aus.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der 1979er- und der 2016er-Pressung?




Die Frequenz-Spektrogramme für dieselben vier Songs zeigen Auffälligkeiten vor allem bei der 2016er Pressung von The Wall. In allen vier Diagrammen klafft hier im Bereich unterhalb von 15.000 Hertz bis etwa 12.000 Hertz eine Lücke. Dabei fällt die Kante bei 15.000 Hertz so messerscharf gerade aus, wie es nur bei der Bearbeitung mit einem digitalen Filter möglich ist. Die 2016er Reissues wurden zwar mithilfe der analogen Mastertapes neu gemastert. Das Remastering erfolget jedoch von einem digitalen Hi-Res-File.
Welche Version von Pink Floyd – The Wall ist besser?
Beide Versionen haben ihre Vorzüge. Die 1979er ist – na klar – das Original, das zudem komplett analog aufgenommen, gemastert und gepresst wurde. Zunächst macht sie auch einen druckvolleren Eindruck. Doch das ist in erster Linie der stärkeren Kompression und der größeren Lautheit geschuldet. Bei angeglichenem Pegel kommt der größere Dynamikumfang der Remasters von 2016 zum Tragen. Bernie Grundman und Kollegen mussten sich nicht darum kümmern, einen möglichst hohen Durchschnittspegel zu erzeugen, damit sich die Scheibe im Radio durchsetzt. Klanglich nehmen sich die beiden Versionen nicht viel. Das Original von 1979 ist einen Tick auf der warmen Seite von neutral, das digitale Remaster von 2016 punktet mit etwas mehr Luft und Raum. Der 2016er kommt darüber hinaus zugute, dass Cover und Innenhüllen detailgetreu dem Original nachgebildet wurden und sogar in etwas stärkerem Karton gefertigt sind.
Am Ende bleibt es Geschmackssache, wer welche Variante vorzieht. Aus audiophiler Sicht gewinnt bei mir das Remaster von 2016, wegen des größeren Dynamikumfangs.
























Titelliste
Side 1
- In The Flesh
- The Thin Ice
- Another Brick In The Wall Pt. 1
- The Happiest Days Of Our Lives
- Another Brick In The Wall Pt. 2
- Mother
Side 2
- Goodbye Blue Sky
- Empty Spaces
- Young Lust
- One Of My Turns
- Don’t Leave Me Now
- Another Brick In The Wall Pt. 3
- Goodbye Cruel World
Side 3
- Hey You
- Is There Anybody Out There?
- Nobody Home
- Vera
- Bring The Boys Back Home
- Comfortably Numb
Side 4
- The Show Must Go On
- In The Flesh
- Run Like Hell
- Waiting For The Worms
- Stop
- The Trial
- Outside The Wall
Interpret | Pink Floyd | |
Titel | The Wall | |
Label | Harvest | Pink Floyd Records |
Katalognummer | 1A 158-63410 | PFRLP11 |
Veröffentlicht | 1979 | 2016 |
Format | 2×12“ | 2×12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Gatefold | Gatefold |
Beigaben | Bedruckte Innenhüllen | Bedruckte Innenhüllen |
Lackschnitt | k.A. | Bernie Grundman |
Presswerk | k.A. | Record Industry |
Matrix-Runout | 158-63410-A \\ 42 271-2-Y 158-63410-B // 42272-4-Y 158-63411-A//42273-2Y 158-63411-B//42274-3-Y | BG 5099902988313-A 16736 4A BG 5099902988313-B 16736 4B BG 5099902988313-B 16736 4C BG 5099902988313-B 16736 4D |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Niederlande | Niederlande |