Wie unterscheiden sich Mastering, Remastering oder Remix von Schallplatten?

Die Begriffe Mastering und Remastering sind nicht ganz scharf definiert. Im Prinzip beschreiben sie den letzten kreativen Schritt einer Musikproduktion vor der Erstellung eines Tonträgers.

Und jetzt wird es schwammig. Mit Mastering wird einerseits die Endabmischung, eines Mehrspurbandes zu einem Zweikanal-Stereo-Summensignal, also dem sogenannten Mastertape oder bei digitalen Produktionen Masterfile, bezeichnet. Andererseits gilt der Begriff auch für den nachfolgenden Produktionsschritt, bei dem aus einem Mastertape eine Pressvorlage erzeugt wird. Also bei Vinylproduktionen der Lackschnitt, bei CD-Produktionen das Glasmaster.

Digitale Plugins bilden die Mastering-Möglichkeiten großer Mastering-Studios nach - hier die Abbey Road Studios.
Digitale Plugins bilden die Mastering-Möglichkeiten großer Mastering-Studios nach – hier die Abbey Road Studios.

Beschränken wir uns auf die Produktion von Schallplatten, sehen die notwendigen Schritte üblicherweise wie folgt aus:

  1. Die eigentliche Musikaufnahme der einzelnen Tonspuren (Instrumente) im Mehrspurverfahren.
  2. Abmischung der Multitrack-Spuren auf ein Stereo-Signal (Summe), der sogenannte Mix.  
  3. Mastering: Das Stereosignal wird nachbearbeitet, das finale Masterband oder Masterfile wird erzeugt
  4. Überspielung des Masters auf den Lackschnitt mit weiteren Dynamik- und Frequenzkorrekturen. Besonderheit: Half Speed Mastering.
  5. Erstellung der Negativ-Pressvorlage für Vinyl-Schallplatten

Die Schritte 2, 3 und 4 werden alle als Mastering bezeichnet. Das ist auch nicht ganz falsch, denn je nachdem, wie gut sich die Vorlage in Schritt 2 bereits für die Tonträgererstellung eignet, desto geringer werden die Eingriffe in den Schritten 3 und 4.

Was ist der Zweck des Masterings?

Der Zweck des Masterings besteht darin, das vorliegende Tonmaterial zu optimieren, um auf möglichst vielen Geräten und Wiedergabeketten „gut“ zu klingen. So sollen Tonträger nicht nur auf einer perfekten Wiedergabekette wie im Tonstudio die Hörer ansprechen, sondern auch im Autoradio, auf einer Bluetooth-Box oder bei der Wiedergabe per Kopfhörer.
In der Regel achtet der Mastering-Ingenieur auf einen ausgewogenen Frequenzgang, ein harmonisches Stereo-Panorama und einen ausreichenden Pegel.

Was versteht man unter Remastering?

Sollen ältere Aufnahmen neu veröffentlicht werden, birgt das vorliegende Master-Material häufig einige Probleme. In vielen Fällen sind die originalen analogen Masterbänder beschädigt. Beispielsweise durch unsachgemäße Lagerung oder Abnutzung. Dann versucht der Toningenieur, die Fehler zu beheben und das Band zu restaurieren.

In anderen Fällen ist das originale Masterband nicht mehr verfügbar. In solchen Fällen werden Sicherungskopien verwendet, beispielsweise bei der Silver Label Serie.

Im Zuge des CD-Booms wurden viele Tonträger remastert, um eine größere Lautstärke zu erzielen. Dieser Wettkampf um die maximale Lautsärke führte zum Loudness War. Heute dient das Remastering solcher Quellen für eine Vinyl-Veröffentlichung dazu, den Dynamikumfang wieder zu vergrößern.

Dieses Video erklärt die Schritte beim Remastering von David Bowies Space Oddity

Klingen remasterte Schallplatten besser?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Zunächst heißt Remastering ja nur, dass einer oder mehrere Schritte des oben genannten Mastering-Prozesses neu durchgeführt wurden. Dennoch wird die Bezeichnung „remastered“ häufig in einem werblichen Sinne verwendet – so als wäre das Ergebnis immer besser.

Dieses Verhalten der Plattenlabels hat seinen Ursprung im CD-Zeitalter. Damals stellten immer mehr Labels fest, dass CDs, die vom originalen Vinyl-Masterband hergestellt wurden, häufig zu leise klangen. Denn um hässliche digitale Verzerrungen zu vermeiden, durften die Vorlagen für CDs niemals übersteuern. Zudem wurden analoge Mastertapes aus dem Vinyl-Zeitalter gerne etwas höhenlastig aufgenommen. Schließlich ging ein kleiner Teil der hohen Frequenzen beim Lackschnitt wieder verloren. CDs vom Vinyl-Master wirkten daher häufig etwas zu hell.

Unterm Strich klangen einige remasterte CD-Veröffentlichungen deshalb tatsächlich besser als deren Vorgänger-CDs vom Vinyl-Master.

In den 90er- und 2000er-Jahren entstanden Vinyl-Veröffentlichungen in der Regel vom CD-Master. Die Marktbedeutung der schwarzen Scheiben war einfach zu gering, um sich gezielt darum zu kümmern. Solche Releases weisen oftmals einen geringen Dynamikumfang auf und wurden stark komprimiert und limitiert.

Für viele aktuelle Vinyl-Neuauflagen wurden jetzt einer oder mehrere der Schritte 3-5 des Mastering-Prozesses neu durchgeführt. Mit ganz unterschiedlichem Erfolg. Manche klingen besser als die Originale, bei anderen reicht die Klangqualität längst nicht an frühere Ausgaben heran.

Genau diese Fragestellung untersuchen wir hier bei uebervinyl.de: Was taugt die remasterte Wiederveröffentlichung?

Wie wird das Musiksignal beim Mastering bearbeitet?

Audio-Restauration: Kleine Fehler wie Knacken, Klicken oder Zischlaute werden aus dem Summensignal entfernt.

Equalizer (EQ): Ein Equalizer kann einzelne Frequenzen oder Frequenzbereiche lauter oder leiser regeln. Dadurch lässt sich das Frequenzspektrum ausgleichen und einzelne Elemente stärker oder weniger stark hervortreten. Gelungene Beispiele für solche Eingriffe finden sich etwa bei den MoFi-Versionen von Bob Dylans Alben wie Blonde on Blonde oder Bringing It All Back Home.

Kompression: Ein Kompressor reduziert den Dynamikbereich eines Mixes. Er gleicht den Pegel von leisen und lauten Signalen an.

Lautstärke: Ein Limiter erzeugt eine Obergrenze für die maximale Lautstärke von Pegelspitzen. Pegel, die über dem Limit liegen, werden einfach ab geschnitten, um Übersteuerungen zu verhindern und eine konkurrenzfähige Lautstärke eines Tracks zu ermöglichen.

Stereo-Panorama: Die Stereo-Bühne lässt sich durch gezielte Eingriffe in das Signal des linken und rechten Kanals verbreitern beziehungsweise gleichmäßiger gestalten.

Sequenzierung und Abstände: Hier werden die einzelnen Tracks eines Albums in die richtige Reihenfolge gebracht und auf die jeweiligen LP-Seiten verteilt. Zudem werden die Abstände zwischen Tracks und damit die Dauer der Stille zwischen einzelnen Songs festgelegt.

Wie unterscheiden sich Mastering, Remastering und Remix?

Bei Neuveröffentlichungen auf Vinyl ist der Fall klar: Die Schritte zwischen dem Abmischen der Multitracks bis zur Herstellung des Lackschnitts gehören im weitesten Sinne zum Mastering. Sofern das vorhandene Masterband ohne größere Eingriffe für den Lackschnitt überspielt wird – etwa bei der Mono-Box der Beatles – wird meist ebenfalls eher von Mastering und nicht von einem Remastering gesprochen.

Wird das vorhandenen Stereo-Mastertape oder Masterfile für eine neue Pressmatritze bearbeitet – etwa per Dynamikkompressor, Limiter oder per Equalizer – spricht man von Remastering. Beispiele für erhebliche Veränderungen beim Remastering sind Elvis Costello – My Aim Is True, Bob Dylan – Blood On The Tracks oder Peter Gabriel – III.

Sobald mit der Multitrack-Tape gearbeitet wird und die einzelnen Spuren angefasst werden, spricht man von einem Remix. Hier entsteht dann ein neues Masterband oder Masterfile, das sich im Klang und in den Lautstärkeverhältnissen der einzelnen Instrumente und teilweise sogar den dafür verwendeten Effekten unterscheidet. Bekannte Beispiele hierfür sind die Neuauflage von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band oder Abbey Road von den Beatles oder auch die Wiederveröffentlichungen der ersten Alben von Genesis wie beispielsweise Foxtrot.

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