Drums And Wires war jahrelang nur noch gebraucht auf Vinyl erhältlich. Jetzt gibt es eine Neuauflage, die sogar den Segen von XTC-Chef Andy Partridge erhalten hat.


Welche Versionen von XTC – Drums And Wires werden verglichen?
Die Drums And Wires aus dem Erscheinungsjahr 1979 ist eine frühe deutsche Pressung. Unsere Vergleichs-LP kam indes erst im November 2020, auf den Markt. Veröffentlicht wurde das Album auf Andy Partridges Ape House-Label. Vorlage war die UK-Erstpressung, die seinerzeit in kleiner Auflage ohne Life Begins At The Hop, dafür mit einer Bonus-Single in die Läden kam.
Hintergründe zu XTC – Drums And Wires
Drums And Wires ist der Titel und zugleich das Motto für die Aufnahmen zum dritten Studioalbum von XTC. Die beiden Vorgänger White Music und Go2 wurden noch mit Keyboarder Barry Andrews eingespielt. Als Ersatz kam der Gitarrist Dave Gregory in die Band. Fortan gab nur noch Trommeln und Drähte – zumindest erstmal keine Keyboards mehr.
Produzent war Steve Lilliwhite, Toningenieur Hugh Padgham. Genau die gleichen, die für Peter Gabriels drittes Soloalbum kurz darauf den Gated-Reverb-Drumsound erfunden haben, der ein Jahr später mit Phil Collins und dem Trommelwirbel aus In The Air Tonight um die Welt ging. Auf XTCs Making Plans For Nigel ist hier bereits eine Vorstufe davon zu hören.
Wie unterscheiden sich die beiden Pressungen?
Die deutsche Pressung besteht aus einem Cover und einer Platte auf 130g schwerem Vinyl – das war‘s auch schon. Dem Reissue liegt zusätzlich die 7“ Single mit den Titeln Chain Of Command und Limelight bei und das eigentliche Album bringt hier stolze 200g auf die Waage.
Wie bei der UK-Erstpressung differiert auch die Titelliste. Track 3 auf der Seite 1 ist bei der deutschen Pressung Life Begins At The Hop (hiermit Druckfehler „Life Begans …“), die UK-Fassung enthält stattdessen den Titel Day In Day Out.
Weitere Druckfehler: auf der deutschen 1979er heißt es When Youre Near Me I Have Difficulty statt „When You’re …“, auf beiden Covers wird aus dem Titel Reel By Reel ein sinnloses „Real By Reel“. Auf den Labels wurden alle Fehler korrigiert. Und last but not least: Auf der Rückseite des Covers hat die UK-Drums And Wires ein grünes Gesicht, das Gesicht auf der deutschen ist gelb.
Wie gut klingen die 1979er- und die 2020er-Pressung von Drums And Wires?
Zunächst überrascht, wie gut die Songs auf Drums And Wires die stark 40 Jahre seit Veröffentlichung überstanden haben. XTC-Songs sind oftmals harmonisch nicht sehr kompliziert geschrieben, aber die Arrangements haben es in sich. Der Sound der deutschen Pressung gibt dies angemessen transparent und dennoch druckvoll wieder. Jedes Instrument lässt sich gut aus dem Mix heraushören. Auf der Stereobühne wurden die Player fein säuberlich getrennt verteilt. Bei Making Plans For Nigel treibt das Schlagzeug stur die Mitspieler vor sich her. Beide Gitarren sind klar voneinander zu unterscheiden. Dafür klingen die beiden Pressungen hier beinahe identisch.
Ganz ähnlich etwa auf Scissor Man oder When You’re Near Me I Have Difficulty: Der pumpende Bass, das treibende Schlagzeug, die scheppernden Gitarren – alles da, wo es sein soll. Alles bestens. Aber eben bei beiden Pressungen gleich.
Deutlich hörbare Unterschiede konnten wir dann schließlich doch noch finden. Bei That Is The Way klingt die Snaredrum bei der 2020er hörbar heller und lauter als bei der 1979er. Dazu gleich mehr.
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Wie unterscheiden sich Pegel und Frequenzgang der 1979er- und der 2020er-Pressung?

Die Wellenform-Diagramme für Making Plans For Nigel bestätigen den Höreindruck: Beide Wellenformen sind beinahe identisch.

Im Frequenz-Spektrogramm zeigen sich ebenfalls keine großen Unterschiede. Wenn überhaupt, ist die 79er etwas lauter, was in etwas kräftigeren orangefarbenen Flächen sichtbar wird.

Was so deutlich zu hören ist, lässt sich auch im Wellenform-Diagramm nicht verbergen. Die ruhigen, getragenen Passagen in That Is The Way wurden für die Neuauflage stärker komprimiert. Während im oberen Diagramm nur im Refrain die Pegelspitzen den Anschlag des Limiters erreichen, schlagen bei der 2020er-Version (unten) die Pegelspitzen häufiger stärker aus. Eine lautere Snare sorgt hier für eine hörbare Veränderung der Lautstärkeverhältnisse. Die Flut hebt eben alle Boote.

Im Frequenz-Spektrogramm erzeugt die 2020er (unten) mehr orangefarbene und gelbe Flächen in That Is The Way. Also lautere Signale in den jeweiligen Frequenzbereichen.

Anders als viele andere Reissues, die einfach global überkomprimiert werden, um präsenter und lauter zu klingen, ist man bei der 2020er differenzierter vorgegangen. Schön zu erkennen am Wellenform-Diagramm für die Titel 4 bis 6 der Seite 1. When You’re Near Me I Have Difficulty und Ten Feet Tall (grüne Pfeile) unterscheiden sich kaum, wenn man die Pegelspitzen betrachtet. Doch in Roads Girdle The Globe (blaue Pfeile) ist es dieses Mal die 1979er, die mehr Kompression aufweist.

Auch die Titel 4 bis 6 der Seite 2 wurden mal so, mal so behandelt. Outside World (linker Pfeil) etwa wurde für die 2020er Fassung stärker komprimiert. Scissor Man (mittlerer Pfeil) ist in beiden Versionen ziemlich ähnlich. Und für Complicated Game (rechter Pfeil) wurde erneut die 1979er stärker komprimiert.
Welche Pressung von XTC – Drums And Wires ist besser?
“Newly Cut From Masters Approved by Andy Partridge”, steht auf dem Hype-Sticker der Wiederveröffentlichung. XTC-Mastermind Andy Partridge hat also die Masterbänder (oder Files) persönlich abgesegnet, von denen der Lackschnitt gefertigt wurde. Wahrscheinlich ist damit noch nicht einmal das originale Masterband gemeint, sondern eine gute Kopie erster oder zweiter Generation. Sonst wäre die Aussage auf dem Sticker nicht so vage ausgefallen. Möglicherweise ist das originale Master also bereits ein wenig abgenutzt, weshalb Sicherungskopien dann besser klingen. Sei’s drum.
Zunächst das Wichtigste: Unterm Strich klingen beide Pressungen ziemlich gut.
Selbst wenn hier und da mal mehr, mal weniger mit dem Kompressor eingegriffen wurde, hat es doch keiner der Toningenieure damit übertrieben. Wenn man es erstmal weiß, wo die Unterschiede liegen, lassen sich diese auch heraushören. Wer es nicht weiß, braucht schon ein sehr geschultes Ohr, um diese geringfügigen Unterschiede sicher zu erkennen. Das Original war schon sehr gut, die Neuauflage ist zwar nicht besser – aber auch nicht schlechter. Ganz ähnlich ist das beispielsweise auch bei Bob Marley – Live!
Titelliste
Side 1
- Making Plans For Nigel
- Helicopter
- Life Begins At The Hop (2020: Day In Day Out)
- When You’re Near Me I Have Difficulty
- Ten Feet Tall
- Roads Girdle The Globe
Side 2
- Reel By Reel
- Millions
- That Is The Way
- Outside World
- Scissor Man
- Complicated Game
Interpret | XTC | |
Titel | Drums And Wires | |
Label | Virgin | Ape House |
Veröffentlicht | 1979 | 2020 |
Katalognummer | 200 917 | APELP103 |
Format | 12“ | 12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Typ | Album | Album |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | – | 7“ Single |
Laquer cut by | – | Jason Mitchel (Jasdaface) |
Presswerk | Sonopress | – |
Matrix-Runout | Made in Germany 200917 A-1/79S Made in Germany 200917 B-1/79S | APELP103 A JASDAFACE LOUD APELP103 B JASDAFACE |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Deutschland | UK |











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