Ziggy Stardust von David Bowie gibt es neu in einer remasterten Fassung auf Vinyl. Klanglich macht diese LP-Version einiges anders als ältere Pressungen. Aber längst nicht alles besser.
Wie entstand Ziggy Stardust von David Bowie?
The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars (meist abgekürzt als Ziggy Stardust) ist das fünfte Studioalbum von David Bowie. Es erschien im Juni 1972 auf RCA Records. Als Begleitgruppe engagierte David Bowie, wie schon für Hunky Dory, die Band Ronno, bestehend aus Trevor Bolder (b), Mick Ronson (git) und Woody Woodmansey (dr), die auch die folgenden Alben mit aufnehmen sollten. Darüber hinaus spielte Rick Wakeman Keyboards bei den Aufnahmesessions. Eine feste Zugehörigkeit bei Bowies Band Spiders From Mars lehnte Wakeman jedoch ab und schloss sich nach Ende der Aufnahmen der Gruppe Yes an.
Die Aufnahmen in den Londoner Trident Studios begannen im November 1971, weitere Sessions fanden Anfang Februar 1972 statt. Viel Zeit durften sich die Musiker dabei nicht nehmen. Trevor Bolder erinnerte sich in einem Interview mit dem amerikanischen Magazin Guitar World an hektische Tage. „Er spielte dir einen Song vor, dann hattest du einen Durchgang zum Üben und was dabei rauskam, wurde aufgenommen. Das war’s.“ Dafür klingt das Album ganz schön gut. Meine Meinung.


Welche Versionen von Ziggy Stardust vergleichen wir?
Pressung 1: Zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung erschien Ziggy Stardust in der Best Buy Serie von RCA Italy. Ein typisches Mid-Price Reissue, das durch das Best Buy-Logo auf dem Cover schon von weitem als Billig-Pressung zu erkennen ist. Die Platte wurde von Piero Manucci gemastert und geschnitten, wie der Namenszug „Piero“ im Deadwax anzeigt. Abgesehen davon handelt es sich um ein schmuckloses Werk, das in einem Single Sleeve steckt und ohne weitere Beigaben eine nur 120g schwere LP enthält.
Pressung 2: Unsere Vergleichspressung kam 2020 auf Parlophone in den Handel. Remastert wurde in den Air Studios, vermutlich saß Air-Chef Ray Staff an den Reglern. Genaueres dazu ist den Liner Notes leider nicht zu entnehmen. Die Platte steckt ebenfalls in einem Single Sleeve und wiegt 188g. Die bedruckte Innenhülle zeigt die Songtexte und Fotos der Band, zusätzlich wurde der LP eine gefütterte Innenhülle spendiert. Das kommt leider immer noch viel zu selten vor.
Wie unterscheiden sich die Pegel der 1981er- und der 2020er-Pressung?

Das Wellenform-Diagramm für Five Years legt sofort den Unterschied zwischen beiden Pressungen offen. Sehr deutlich zeigt sich in der ersten Hälfte des Songs, dass die Version aus dem Jahr 1981 lauter ausgesteuert wurde und deshalb mehr Pegelspitzen vom Limiter abgeschnitten werden. Das Stück beginnt sehr leise und steigert sich dann bis etwa zur Mitte kontinuierlich. Da die 1981er von Anfang an höher gepegelt wurde, erreichen die Spitzen nach etwas mehr als 2 Minuten bereits den Anschlag des Limiters und werden gekappt, während die 2021er in diesem Bereich (ca. beim dritten Pfeil) noch etwas Raum für dynamische Details besitzt.

Ganz stellt sich die Lage im Diagramm für Soul Love dar. Die 1981er Ziggy Stardust ist über die gesamte Laufzeit höher ausgesteuert und schneidet per Limiter mehr Signale ab als die 2021er.

Und auch das Diagramm für Lady Stardust bringt in dieser Beziehung keine Änderung. Mehr Raum für dynamische Feinheiten bietet die 2021er-Version.
Wie unterscheidet sich die Loudness der beiden Pressungen?


Die Loudness-Messung mit dem Youlean Loudness Meter vergleicht die Lautheit der beiden Pressungen von Ziggy Stardust. Für die komplette Seite 1 der 1981 Best Buy maßen wir -19,7 LUFS integrated (Loudness Units relative to Full Scale), bei der 2021er waren es -21,6 LUFS integrated. Die remasterte Neuauflage ist also über die gesamte Laufzeit gemittelt um ungefähr 0,9 dB weniger laut als die 1981er. Im Schaubild zeigt sich das in nahezu allen Stücken beispielsweise als grüne Flächen im unteren Teil des Diagramms beziehungsweise als insgesamt höhere Flächen. Je höher, desto größer der dynamische Umfang des jeweiligen Stücks.


Für die Seite 2 von Ziggy Stardust and The Spiders From Mars fällt der Unterschied sogar noch einen Tick größer aus. -19,0 LUFS integrated waren es bei der 1981er, -21,2 LUFS integrated bei der 2021er. Die 2021er lässt als sogar 1,2 Dezibel mehr Raum für Dynamik.
Wie unterscheiden sich die die Frequenzspektren der 1981er- und der 2020er-Pressung?

Im Frequenz-Spektrogramm für Five Years bildet sich vor allem der höhere Pegel der 1981er gegenüber der 2021er Ziggy Stardust ab. Durch den höheren Pegel zeichnen sich auch einige der leiseren Ausschläge in höchste Frequenzbereiche als etwas lauter ab.

Das Spektrogramm für Soul Love bringt keine neuen Erkenntnisse. Der Mastering-Ingenieur hat den Equalizer offenbar kaum angetastet.

Und auch aus dem Spektrogramm für Lady Stardust lassen sich keinen großen Unterschiede im Frequenzspektrum ablesen. Auffällig ist jedoch, dass bei beiden Fassungen oberhalb von etwa 12.000 Hertz nicht mehr viel los ist. Das ungewöhnlich niedrig. Hochglanzproduktionen aus den 1980er-Jahren wie Dire Straits – Brothers in Arms oder Tom Petty – Full Moon Fever nutzen beispielsweise den Frequenzbereich bis 20.000 Hertz voll aus.

Spektrogramme mit linearer Skalierung wie die vorigen, stellen die Differenzen im Mittel- und Hochtonbereich besonders anschaulich dar. Um untere Mitten und Bässe zu beurteilen, eignet sich die logarithmische Skalierung. Im Spektrogramm für Five Years fallen die größeren violetten Flächen für lauteren Bass im Schaubild für die 1981er auf. Allerdings geht dieser vermeintliche Bass-Schub hauptsächlich auf das Konto des höheren Pegels. Bei gleichem Pegel dürfte sich der Unterschied im Bass wieder ausgleichen.
Wie gut klingt die 1981er-Pressung von Ziggy Stardust?
Die italienische Best Buy-Version aus dem Jahr 1981 von Ziggy Stardust besitzt eine sehr schmale Stereobühne. Alles drängt sich in der Mitte der Bühne, zudem ist kaum eine Tiefenstaffelung erkennbar. In den leisen Passagen stört das nicht weiter. In dicht arrangierten Abschnitten geht jedoch der Überblick schon mal verloren. Hier würden wir uns eine schärfere Trennung der Instrumente wünschen.
Wie die Spektrogramme zeigen, findet oberhalb der 12.000 Hertz nur in einzelnen Passagen etwas statt. Klanglich bleibt die 1981er also naturgemäß auf der wärmeren Seite. Im Vergleich zur 2021er, die ja im gleichen Spektrum bleibt, wirkt sie aber insgesamt fetter und druckvoller. Klar, sie ist lauter und höher komprimiert. Doch hier klingt das Ergebnis selbstverständlicher und passt besser zur Musik.
Wie gut klingt die 2020er-Pressung von Ziggy Stardust?
Bei Remastering wollte der Tonigenieur offenbar alle Fehler der alteren Pressung ausmerzen. Die 2021er besitzt eine wesentlich breitere Stereobühne und eine durchaus akzeptable Tiefenstaffelung. Dadurch entsteht ein transparenteres Klangbild mit mehr Focus auf den einzelnen Instrumenten, die sich zudem schärfer voneinander abgrenzen.
Allerdings klingt sie auch dünner als die 1981er. Für unseren Geschmack sogar zu dünn und zu analytisch. Bowies Stimme bekommt so ein paar unangenehme Spitzen und Kanten zuviel. Die remasterte Aufnahme kommt nicht ans Original heran. Aus den Aufnahmen lässt sich ofenbar kein audiophiles Juwel herausschnitzen.
Titelliste
Side 1
- Five Years
- Soul Love
- Moonage Daydream
- Starman
- It Ain’t Easy
Side 2
- Lady Stardust
- Star
- Hang On To Yourself
- Ziggy Stardust
- Suffragette City
- Rock’n’Roll Suicide










Interpret | David Bowie | |
Titel | The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders Of Mars | |
Label | RCA | Parlophone |
Katalognummer | YL 13843 | DB69734 |
Veröffentlicht | 1981 | 2020 |
Format | 1×12“ | 1×12“ |
Umdrehungen/Minute | 33 1/3 | 33 1/3 |
Cover | Single Sleeve | Single Sleeve |
Beigaben | – | Bedruckte Innenhülle |
Lackschnitt | Piero Manucci | k.A. |
Presswerk | k.A. | Optimal |
Matrix-Runout | Piero JKAY 33452 2S 1A 11 JKAY 33453 1S 1B 6 Piero | 0825646287376 BC71696-01 A2 0825646287376 BK03513-01 B1 JW |
Auflage/Limitierung | – | – |
Fortlaufende Nummer | – | – |
Herstellungsland | Italien | EU |